4 min
Lesezeit

Franken-Sachsen-Magistrale: Wirtschaft fordert weiter zügige Umsetzung der Elektrifizierung
Neues Gutachten untermauert, dass die Strecke für den internationalen Schienengüterverkehr prädestiniert ist
Nach jahrelangem Stillstand kommt wieder Bewegung in die Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale zwischen Nürnberg, Marktredwitz und Schirnding. Ein neues Gutachten belegt die hohe Bedeutung der Strecke für den Schienengüterverkehr und verdeutlicht die Dringlichkeit einer zügigen Weiterplanung. Vertreter aus Wirtschaft und Politik appellieren nun eindringlich an die Bundesregierung, die nächsten Planungsschritte unverzüglich einzuleiten und die Finanzierung sicherzustellen.
Wir erinnern uns: Nachdem die Vorplanungen der DB Netz AG für die Elektrifizierung der Strecke bereits 2021 abgeschlossen waren, stellte das Bundesverkehrsministerium auf Basis einer Neubewertung überraschend fest, dass eine Elektrifizierung des Streckenabschnittes Nürnberg – Marktredwitz – Schirnding/Grenze nicht mehr wirtschaftlich sei. Das Nutzen-Kosten-Verhältnis (NKV) betrug nach dieser Neubewertung lediglich 0,6 – deutlich unter der kritischen Schwelle von 1,0. Ursprünglich lag dieses Verhältnis im aktuellen Bundesverkehrswegeplan zu Beginn der Vorplanungen noch bei 1,3.
Erst intensive Bemühungen der regionalen Wirtschaftskammern, des Sächsisch-Bayerischen Städtenetzes, der IG-Elektrifizierung, der Geschäftsstelle Bahnelektrifizierung sowie vieler kommunalen Spitzen und der regionalen Abgeordneten führten 2025 zu einer erneuten Überprüfung. Diese ergab schließlich einen positiven Nutzen-Kosten-Faktor von 1,06.
Der Wirtschaftsstandort Deutschland benötigt dringend umfassende Investitionen in die Infrastruktur.Christian Bernreiter
Wirtschaftlichkeit ist gegeben

Damit ist die Wirtschaftlichkeit des Projekts wieder gegeben und die Voraussetzungen für eine Fortsetzung der Planungen geschaffen. Dennoch liegt der DB InfraGO aktuell noch keine Vereinbarung zur Neuaufnahme der Planung vor.
In einer hochkarätig besetzten Diskussionsrunde im bayernhafen Nürnberg, zu der die IHK Nürnberg für Mittelfranken, die IHK für Oberfranken Bayreuth, das Sächsisch-Bayerische Städtenetz, die Interessengemeinschaft Elektrifizierung Nürnberg – Bayreuth/Cheb sowie die Geschäftsstelle Bahnelektrifizierung Bayern-Sachsen in Hof eingeladen hatten, wurde die Bedeutung der Elektrifizierung einmal mehr deutlich.
Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter betonte dabei: „Der Wirtschaftsstandort Deutschland benötigt dringend umfassende Investitionen in die Infrastruktur. Ich begrüße daher ausdrücklich, dass es mit der Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale endlich weitergehen soll. Das ist ein erfreuliches und überfälliges Signal aus Berlin für Nordostbayern. Die Elektrifizierung der 140 Kilometer zwischen Nürnberg und Hof sowie des Abzweigs von Marktredwitz nach Eger und weiter in die Tschechische Republik schaffen den dringend benötigten Lückenschluss nach Sachsen sowie Mittel- und Osteuropa. Von einer leistungsfähigeren Bahninfrastruktur profitieren die Menschen vor Ort und die regionale Wirtschaft gleichermaßen.“
Eine aktuell erstellte Potenzialanalyse im Auftrag des Sächsisch-Bayerischen Städtenetzes bestätigt, dass die volle verkehrliche Wirkung nach Osteuropa nur bei vollständiger Elektrifizierung sowohl der Franken-Sachsen-Magistrale als auch der Metropolenbahn (Nürnberg–Schwandorf–Furth/W.) erreicht wird. Besonders die Franken-Sachsen-Magistrale sei dabei entscheidend für den schweren Güterverkehr und könne als Ausweichroute sowie als schnellste Direktverbindung nach Tschechien, Polen, in die baltischen Staaten und in die Ukraine dienen.
Dr. Armin Zitzmann, Präsident der IHK Nürnberg für Mittelfranken, unterstreicht: „Die Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale ist ein gesamtwirtschaftlich überaus sinnvolles Projekt – das zeigen die neuesten Zahlen. Wir dürfen den Anschluss an die zentralen europäischen Transportachsen nicht verlieren. Daher ist es jetzt vordringliche Aufgabe der Politik, Genehmigungen, Planungsverfahren und Finanzierungszusagen zu beschleunigen. Grundsätzlich gilt: Wir brauchen einen Genehmigungs-Turbo, damit die im Koalitionsvertrag beschlossenen Milliarden-Pakete für die Infrastruktur schnell Wirkung zeigen.“
Sollen sich unsere Autobahnen nicht zu gigantischen Lkw-Parkplätzen entwickeln, führt kein Weg an einer Elektrifizierung der Bahn vorbei.Michael Möschel
Entscheidender Standortfaktor
Aus Sicht der oberfränkischen Wirtschaft ist die Elektrifizierung ein entscheidender Standortfaktor. Michael Möschel, Vorsitzender des Ausschusses Verkehr und Mobilität bei der IHK für Oberfranken Bayreuth, betont: „Tschechien, aber auch Polen, die Slowakei und mittelfristig die Ukraine sind wichtige Handelspartner für unsere oberfränkischen Unternehmen, die von einer Elektrifizierung profitieren würden. Der Traktionsbruch durch die größte Dieselinsel Mitteleuropas macht den Güterverkehr auf der Schiene zeitaufwändig und unwirtschaftlich. Die Elektrifizierung der Schienenstrecken ist entscheidend für einen wirtschaftlichen und CO₂-reduzierten Güterverkehr. Sollen sich unsere Autobahnen nicht zu gigantischen Lkw-Parkplätzen entwickeln, führt kein Weg an einer Elektrifizierung der Bahn vorbei.“
Auch die stetig wachsende Zahl der Pendler von Böhmen nach Hochfranken, die zwischen 2019 und 2024 um rund 50 Prozent gestiegen ist, würde von einer Elektrifizierung profitieren. Die Bahn könnte sich so zu einer echten Alternative zum Pkw entwickeln.
Fast vier Jahre Stillstand
Nach fast vier Jahren Stillstand ist es nun höchste Zeit, die nächsten Planungsphasen einzuleiten und deren Finanzierung freizugeben. Die Wirtschaft und die Politik der Region sind sich einig: Die Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale darf nicht länger aufgeschoben werden.
Kontakt

Stephan Jarmer
Verkehr