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„IHK ist gelebtes Netzwerk“
Ob in den IHK-Gremien vor Ort, der Vollversammlung, den Fachausschüssen oder als Prüferin oder Prüfer: Die IHK bietet viele Möglichkeiten, sich ehrenamtlich zu engagieren und im Sinne der regionalen Wirtschaft einzubringen.
Noch sind mehr Männer als Frauen im IHK-Ehrenamt aktiv, doch die IHK möchte auch mehr Frauen für die ehrenamtliche Tätigkeit gewinnen, Netzwerke fördern und den Austausch unterstützen – unter anderem durch die IHK-Businesswomen Oberfranken. Wir haben uns mit vier Frauen aus verschiedenen IHK-Ehrenämtern ausgetauscht und sie nach ihren Erfahrungen gefragt. Lesen Sie im Interview, was Handelsausschuss-Vorsitzende Petra Dierck, Prüferin Melanie Kapfer sowie die Gremiums- und Vollversammlungsmitglieder Annegret Schnick und Sibylle Fugmann zum IHK-Ehrenamt sagen.
Frauen im IHK-Ehrenamt im Gespräch
Wie sind Sie zum Ehrenamt bei der IHK gekommen?
Dierck: Ich bin seit sechs Jahren in Oberfranken und habe mich schon immer dafür interessiert, was sich in einer Region tut, was sich entwickelt, und ich hatte großes Interesse, Menschen kennenzulernen und Netzwerke zu knüpfen. Als Gast in einer Sitzung des IHK-Tourismusausschusses habe ich die Geschäftsführerin des Ausschusses Monika Kaiser kennengelernt, die mich dann auch mit dem Handelsausschuss in Kontakt gebracht hat. Der Einzelhandel ist mein Leben, ich bin ihm seit über 30 Jahren verbunden. Daher musste ich nicht lange überlegen.
Schnick: Ich bin jetzt seit fast zehn Jahren dabei, schon in der zweiten Wahlperiode. Ich wurde damals ganz einfach angesprochen: „Annegret, du bist jung und du bist eine Frau“, ob ich nicht mitmachen will. Ich bin sehr offen für neue Aufgaben und es stimmt ja, wir brauchen in der Wirtschaft mehr Frauen in sichtbaren Positionen, müssen diverser sein. Auch im IHK-Ehrenamt sollte es eine gute Mischung geben, denn wir sind ja auch Vorbilder. Das war für mich der Impuls, mich im IHK-Gremium Bayreuth zu engagieren.
Fugmann: Auch ich bin damals angesprochen worden, ob ich mir eine Mitarbeit im IHK-Gremium Kronach vorstellen kann, und bin dann in die Gremiumsarbeit hineingewachsen – mittlerweile bereits in der dritten Wahlperiode und seit dieser Wahlperiode auch in der IHK-Vollversammlung. Deren Sitzungen finden dreimal im Jahr statt. Es ist wichtig, dass man, wenn eben möglich, zu den Sitzungen der Vollversammlung erscheint, damit gültige Beschlüsse gefasst werden können. An der Stelle nehme ich das Ehrenamt sehr ernst. Das ist aber auch gut planbar, denn die Termine werden Anfang des Jahres bekanntgegeben und stehen bei mir fest im Kalender.
Kapfer: Zur IHK-Prüfertätigkeit bin ich über meinen ehemaligen Chef gekommen. Ich wollte mir das auch mal anschauen, habe mich zur Schulung angemeldet und bin dann bereits ganz spontan das erste Mal als Prüferin eingeteilt worden, sogar direkt als Vorsitzende im Prüfungsausschuss. Sozusagen ein Sprung ins kalte Wasser.
Was sind die Herausforderungen im Prüfungswesen?
Kapfer: Man muss immer an den Themen dranbleiben, darf nicht stehenbleiben und muss sich immer mit neuen Entwicklungen beschäftigen. Das hält jung und ich kann dadurch unsere eigenen Azubis besser an die Hand nehmen. Mit der Arbeit kann ich das Ehrenamt gut vereinbaren; die Aufteilung ist flexibel, man kann angeben, zu welchen Terminen man Zeit hat.
Im Prüfungswesen wiederholen sich viele Abläufe Jahr für Jahr. Sie sind nun ja bereits einige Jahre dabei – wie empfinden Sie diese Routinen?
Kapfer: Ich finde das positiv. Man kennt sich aus, kennt seine Ansprechpartner, das funktioniert prima. Auch das Essen ist immer gut (lacht). Super ist, dass vieles mittlerweile digital läuft. Im Prüfungsausschuss arbeiten wir papierlos. Und dank der immerzu neuen Inhalte, vor allem bei uns im IT-Bereich, wird es nicht langweilig.
Frau Dierck, welche Themen beschäftigen den Handelsausschuss derzeit?
Dierck: Bürokratie ist ein großes Thema, wie in sicherlich allen Branchen. Auch das bayerische Ladenschlussgesetz beschäftigt uns.
Zu wie vielen Sitzungen treffen Sie sich im Jahr?
Dierck: Der Handelsausschuss tagt etwa drei- bis viermal, dabei sind wir im ganzen Kammerbezirk unterwegs und treffen uns immer wieder an unterschiedlichen Orten. Sehr gerne besuche ich aber auch andere Termine, die von der IHK organisiert werden und mit dem Einzelhandel zu tun haben – kürzlich etwa einen Themenabend der IHK-Gremien Kulmbach und Kronach. Wir vernetzen uns ausschuss- und gremienübergreifend.
- Petra Dierck
Petra Dierck ist Managerin des Outlet Center Selb und Vorsitzende des IHK-Handelsausschusses.Sie ist außerdem Mitglied im DIHK-Handelsausschuss.
- Sibylle Fugmann
Sibylle Fugmann ist Inhaberin der Sibylle Fugmann Personalberatung in Kronach sowie Mitglied des IHK-Gremiums Kronach und der IHK-Vollversammlung.
- Melanie Kapfer
Melanie Kapfer ist Geschäftsführerin der BEXO GmbH, einem Anbieter von IT-Lösungen in Schönwald im Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge. Seit 2010 ist sie ehrenamtliche IHK-Prüferin für Fachinformatiker/innen und IT-Systemkaufleute.
- Annegret Schnick
© MARTIN BURSCH FOTODESIGN2014 Z Annegret Schnick ist Prokuristin der Gedikom Gesundheitsdienstleistung Kommunikation GmbH in Bayreuth. Sie ist Mitglied im IHK-Gremium Bayreuth und in der IHK-Vollversammlung.
Frau Schnick, welche Rolle spielt das Thema Vernetzung für Sie bei der Gremiumsarbeit?
Schnick: Eine sehr große. In Bayreuth überlegen wir im Gremium immer gemeinsam, welche Themen wir angehen wollen. Wir haben zum Beispiel das Format der Mittagsmeetings bei verschiedenen Unternehmen, im vergangenen Jahr etwa bei TenneT. Danach gehe ich immer mit neuen Erkenntnissen und Informationen heim. Unsere Mentalität: Wir packen an, wir vernetzen uns. Vernetzung ist alles und wird immer wichtiger, macht aber auch großen Spaß. Wir haben vier oder fünf Termine im Jahr, und die sind immer sehr kurzweilig. IHK ist gelebtes Netzwerk.
Haben Sie das Gefühl, im Ehrenamt etwas bewirken zu können?
Schnick: Absolut. Wir pflegen zum Beispiel Kontakte zur Politik und zu den Behörden, haben regelmäßig den Landrat oder den Oberbürgermeister zu Gast, können Impulse geben und sagen, was die Wirtschaft braucht. Zuletzt etwa in punkto RIZ, dem geplanten Regionalen Innovations- und Gründerzentrums in Bayreuth. Das Ehrenamt gibt einem das Gefühl, etwas zu unternehmen und nicht untätig zu sein.
Frau Fugmann, derzeit sind Frauen im IHK-Ehrenamt noch in der Unterzahl. Haben Sie den Eindruck, dass Sie dennoch eine andere Perspektive einbringen können?
Fugmann: Ja, und ein gutes Beispiel ist die Gründung unseres Netzwerks IHK-Businesswomen Oberfranken. Die Idee kam aus dem Hauptamt, war aber natürlich mitgetragen von der Vollversammlung, weil wir mehr Frauen für das Ehrenamt gewinnen möchten. Ich wurde gefragt, ob ich die Patenschaft für das neue Netzwerk übernehmen möchte, und das habe ich natürlich sehr gerne getan. Wenn man in der Vollversammlung oder den Gremien seine Stimme nutzt, kann man sehr viel bewirken und mitgestalten.
Was war Ihr schönstes Erlebnis im IHK-Ehrenamt?
Fugmann: Da gab es viele. Ich habe meine Netzwerke erweitert, viele Menschen kennengelernt. Ein echter Aha-Moment war der Besuch des DIHK-Businesswomen-Tags im Erfurt mit Frauen aus dem gesamten Bundesgebiet.
Schnick: In der Gremiumsarbeit sind das definitiv die Impulse, die wir im Sinne der Bayreuther Wirtschaft setzen können. Und ich kann mich nur anschließen, man lernt unglaublich viele Leute kennen.
Dierck: Dass wir im Ehrenamt etwas bewegen können, ist auch mein Highlight. Besonders eindrücklich war das für mich beim bayerischen Ladenschlussgesetz, wo wir einen Schritt in die richtige Richtung bewirken konnten.
Kapfer: Ich habe mich gefreut, dass ich im IHK-Magazin und einem Videoclip vorheriges Jahr für das Prüferamt werben durfte. Denn es wäre schön, wenn wir gerade im IT-Bereich wieder mehr Frauen für dieses Ehrenamt gewinnen würden.
Vielen Dank für das Gespräch!

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