Umfrage
Wie digital ist die heimische Wirtschaft?
Die jährliche Digitalisierungsumfrage der IHK Schwaben erhebt den Digitalisierungsstand der bayerisch-schwäbischen Wirtschaft und die dringendsten politischen Handlungsbedarfe aus Sicht der Unternehmen. In diesem Jahr war IT-Sicherheit das Sonderthema.
Die Digitalisierung ist für die bayerisch-schwäbischen Unternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistungen eine der zentralen Herausforderungen der nächsten Jahre. Sie hat im Zuge der Corona-Pandemie stark an Geschwindigkeit und Bedeutung gewonnen. Ebenso spielt das Thema der IT-Sicherheit in der öffentlichen Wahrnehmung eine wichtige Rolle. Doch wie digital ist die bayerisch-schwäbische Wirtschaft und wo liegen die größten Herausforderungen für die Unternehmen? Wie ist es um das Thema IT-Sicherheit in der Region bestellt? Antworten auf diese und weitere Fragen gibt die vorliegende Digitalisierungsumfrage der IHK Schwaben.
Multiple Krisen bremsen den digitalen Fortschritt in der bayerisch-schwäbischen Wirtschaft
Auf einer Notenskala von 1 „sehr gut“ bis 6 „ungenügend“ bewerten die Unternehmen den Stand der Digitalisierung in ihrem Unternehmen im Durchschnitt mit der Note 3,1 – im Vorjahr lag der Wert noch bei 3,0. Die durchschnittliche Bewertung hat sich demnach kaum verändert und pendelt sich auf einem mittleren Niveau ein.
Die Unternehmen waren in den vergangenen Jahren von vielfältigen Herausforderungen belastet und die multiplen Krisen haben den Fortschritt und die Weiterentwicklung der Digitalisierung in den vergangenen Jahren ausgebremst und es konnten kaum Fortschritte erzielt werden.
Die Unternehmen waren in den vergangenen Jahren von vielfältigen Herausforderungen belastet und die multiplen Krisen haben den Fortschritt und die Weiterentwicklung der Digitalisierung in den vergangenen Jahren ausgebremst und es konnten kaum Fortschritte erzielt werden.
Dennoch bewerten 29% der Unternehmen den Stand der Digitalisierung im Unternehmen als sehr gut oder gut. 68% - mehr als zwei Drittel – bewerten den Digitalisierungsstand als befriedigend oder besser. Mit der Durchschnittsnote 3,1 liegen die bayerisch-schwäbischen Unternehmen unter der deutschlandweiten und bayerischen Bewertung von jeweils 2,9.
Wie schätzen Sie den Stand der Digitalisierung in Ihrem Unternehmen ein? (Gesamtwirtschaft; Schulnoten)
![]() |
Flexibilisierung als Hauptgrund für die Digitalisierung im Unternehmen
Bereits im Vorjahr war die Flexibilisierung von Unternehmensprozessen, beispielsweise durch Automatisierung, Standardisierung sowie Vereinfachung und Harmonisierung, für die Mehrheit der Befragten (49 Prozent) der Hauptgrund für die Digitalisierung im Unternehmen. Dieser Anteil hat sich nochmals deutlich erhöht. Gegenwärtig sehen knapp drei von vier Unternehmen (72 Prozent) hierin den Haupgrund für Investitionen im digitalen Bereich. Weitere signifikante Gründe für unternehmerische Digitalisierungsinitiativen sind die Senkung von Kosten, eine Stärkung der Kundenbindung sowie die Optimierung der strategischen Unternehmensentwicklung.
Erhöhte Kosten als größte Herausforderung einer fortschreitenden Digitalisierung der Wirtschaft
Die hohen Kosten für Investitionen in neue digitale Anwendungen sind für die bayerisch-schwäbische Wirtschaft die größte Herausforderung für weitere Digitalisierungsprozesse in den Unternehmen. Dies berichten 40 Prozent der Befragten. Ebenso sind fehlende zeitliche Ressourcen für 37 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer ein signifikantes Hindernis bei der Digitalisierung.
Fortschritte beim Einsatz neuer Technologien, Internetversorgung alarmierend
Digitale Technologien und Anwendungen spielen bereits heute in den bayerisch-schwäbischen Unternehmen eine wichtige Rolle. Insbesondere Cloud-Anwendungen sind bei sieben von zehn Unternehmen gegenwärtig im Einsatz. Im vergangenen Jahr lag dieser Wert lediglich bei 62 Prozent – eine Steigerung um acht Prozentpunkte. Auch Edge-Anwendungen werden nun von 36 Prozent der Befragten im Betrieb eingesetzt. Ein Anstieg im Vergleich zur Vorumfrage um elf Prozentpunkte. Auch Anwendungen des dreidimensionalen Druckens werden insbesondere in der Produktion von immer mehr Unternehmen genutzt.
IT-Sicherheit als aktuelles Brennpunktthema
In den vergangenen Monaten hat die Zahl der Medienberichte zu Cyberangriffen auf verschiedenste Unternehmen und Organisationen in der öffentlichen Wahrnehmung zugenommen. Auch im IHK-Bezirk Schwaben sind einige Firmen und Institutionen solchen Attacken zum Opfer gefallen. Daher ist es für Unternehmen aller Branchen und Größen von immanenter Wichtigkeit, Vorkehrungen bzw. Schutzmaßnahmen gegen Cyberkriminalität zu treffen.
Fast in jedem Unternehmen werden in regelmäßigen Abständen Sicherungskopien (Backups) erstellt, um beispielsweise im Falle einer ungeplanten Datenverschlüsselung darauf zurückgreifen zu können. Dies berichten 94 Prozent der befragten Unternehmerinnen und Unternehmer. Ebenso können diese dazu dienen, im Falle externer Schocks (Brände, Überflutungen, etc.) eine Sicherung der wichtigsten Daten zu gewährleisten. Die laufende Aktualisierung der eigenen IT-Sicherheitssysteme ist für 83 Prozent der Befragten ein wichtiger Baustein zur Aufrechterhaltung der Daten- und Informationssicherheit. Mehr als jedes zweite Unternehmen (54 Prozent) möchte seine Beschäftigten regelmäßig schulen, um potenzielle Risiken durch menschliches Fehlverhalten zu minimieren.
Hoher Aufwand als größtes Hemmnis einer stärkeren Cybersicherheit
Für 57 Prozent der bayerisch-schwäbischen Unternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistungen ist der große Aufwand bzw. die hohen Kosten, welche mit einer regelmäßigen Überprüfung und Aktualisierung der IT-Sicherheitssysteme verbunden sind, das größte Hemmnis für eine noch tiefergehende IT-Sicherheitsstruktur im Unternehmen. Auch vor dem IT-Sektor macht der Fachkräftemangel nicht halt. 36 Prozent der Befragten berichten von einer gegenwärtig zu geringen Verfügbarkeit von Cybersecurity-Fachkräften. Innerhalb der Branchen existieren keine signifikanten Unterschiede mit Blick auf die Hemmnisse.
Unternehmen fordern entschlossene Maßnahmen von der Politik
Die Unternehmerinnen und Unternehmer aus Bayerisch-Schwaben fordern, dass die Digitalisierung der Wirtschaft künftig eine stärkere Rolle auf der politischen Agenda spielt. Die Bundes- und Landesregierung müssen die nötigen Rahmenbedingungen schaffen und Impulse geben, um die digitale Transformation in Deutschland und Bayerisch-Schwaben deutlich zu beschleunigen. Nur so kann ein wichtiger Beitrag zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Betriebe geleistet werden.
Die mit Abstand wichtigste digitalpolitische Forderung der Unternehmerschaft ist der weitere Ausbau einer leistungsfähigen Breitbandinfrastruktur. Dies berichten 62 Prozent der Befragten. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr wurde dieses Anliegen noch von 70 Prozent der Unternehmen unterstützt. Jedoch ist eine adäquate digitale Infrastruktur unabdingbar für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen.
An Bedeutung gewonnen hat aus Sicht der Unternehmerschaft ein verbesserter und insbesondere erleichterter Zugang zu öffentlichen Fördermitteln und Unterstützungsangeboten. Dies ist eine Forderung von 43 Prozent der Befragten nach 35 Prozent im vergangenen Jahr. Ebenso in der Bedeutung zunehmend ist der Bereich Open Data. Die breite und frei zugängliche Verfügbarkeit von Daten ist Bestandteil einer modernen IT-Architektur und bietet viele Potenziale. Sie können beispielsweise die Basis für innovative Produkte und Dienstleistungen sein, die auf der Verwendung, dem Aggregieren oder Kombinieren von Daten beruhen.
Die wichtigsten Ergebnisse auf einen Blick
- Der Stand der Digitalisierung hat sich in den bayerisch-schwäbischen Unternehmen im vergangenen Jahr nicht verändert und wird durchschnittlich als befriedigend bewertet.
- Der mit deutlichem Abstand wichtigste Grund für Digitalisierungsvorhaben ist die Flexibilisierung von Unternehmensprozessen beispielsweise durch Automatisierungen, gefolgt von Kostensenkungspotenzialen und einer stärkeren Kundenbindung.
- Erhöhte Kosten und fehlende zeitliche Ressourcen sind die größten Herausforderungen bei Digitalisierungsprozessen in den Unternehmen.
- Backups und regelmäßige Aktualisierungen der Schutzmaßnahmen sind die häufigsten Maßnahmen zur Stärkung der IT-Sicherheit in Unternehmen. Aber auch die Sensibilisierung der Beschäftigten ist diesbezüglich ein wichtiger Aspekt.
- Hauptforderungen an die Politik sind der deutlich beschleunigte Ausbau der digitalen Infrastruktur sowie ein vereinfachter Zugang zu Fördermitteln.
Zur Umfrage:
Im November und Dezember 2022 wurde bundesweit unter Beteiligung von 4.073 Unternehmen (Bayerisch-Schwaben: 222 Unternehmen) die Digitalisierungsumfrage durchgeführt. Die bayerisch-schwäbischen Umfrageergebnisse repräsentieren vor allem die Einschätzungen kleiner und mittlerer Unternehmen.
Im November und Dezember 2022 wurde bundesweit unter Beteiligung von 4.073 Unternehmen (Bayerisch-Schwaben: 222 Unternehmen) die Digitalisierungsumfrage durchgeführt. Die bayerisch-schwäbischen Umfrageergebnisse repräsentieren vor allem die Einschätzungen kleiner und mittlerer Unternehmen.