Stimmungswechsel in der Wirtschaft – die ersten 100 Tage entscheiden

Die Stimmung in Augsburg hellt sich vorsichtig auf. Die Unternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistungen blicken etwas optimistischer in die Zukunft als zu Jahresbeginn. „Die Augsburger Unternehmen gehen in Vorleistung. Nun ist es die Aufgabe der neuen Bundesregierung, diesen Vertrauensvorschuss durch eine wirtschaftsfreundliche Politik aufzugreifen und zu verstärken“, fordern Ellen Dinges-Dierig, Vorsitzende der IHK-Regionalversammlung Augsburg-Stadt, und Dr. Antonio Fernández, Vorstandsvorsitzender der Hosokawa Alpine AG, bei der Vorstellung der Ergebnisse der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage für Augsburg.
Von 1. bis 23. April 2025 hat die IHK Schwaben einen repräsentativen Querschnitt ihrer Mitgliedsunternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistungen zur aktuellen Lage, den künftigen Erwartungen und den größten konjunkturellen Risiken befragt. Rund 830 Unternehmen haben geantwortet, darunter eine repräsentative Anzahl aus der Stadt Augsburg. Die Ergebnisse stellte die IHK-Regionalversammlung Augsburg-Stadt im Rahmen eines Pressegesprächs bei der Hosokawa Alpine AG vor.
Die Stimmung hellt sich auf
Der IHK-Konjunkturindex für die Stadt Augsburg, der sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen abbildet, steigt im Vergleich zum Jahresbeginn um 9 Punkte auf 109 Punkte an. Er liegt damit wieder deutlich über der psychologisch wichtigen Wachstumsschwelle von 100 Punkten. Im Vergleich zum bayerisch-schwäbischen IHK-Konjunkturindex von aktuell 104 Punkten schneidet die regionale Stimmung in Augsburg sogar überdurchschnittlich ab. Auch mit Blick auf den Wirtschaftsraum Augsburg, deren IHK-Konjunkturindex 105 Punkte beträgt, steht die Stadt Augsburg besser da. „Die positive Entwicklung beruht im Wesentlichen auf deutlich optimistischere Erwartungen an die zukünftige Geschäftsentwicklung“, sagt IHK-Regionalgeschäftsführer Jens Walter.
Koju-Index
Die Erwartungen sind besser als die Lage
„Wirtschaft ist Psychologie. Jede Investition ist eine Wette auf eine bessere Zukunft“, kommentiert Ellen Dinges-Dierig die im Vergleich zur letzten Konjunkturumfrage optimistischeren Erwartungen der befragten IHK-Mitgliedsunternehmen.
Während zu Beginn des Jahres, also noch vor der vorgezogenen Bundestagswahl, lediglich 24 Prozent der Betriebe in Augsburg bessere Geschäfte erwarteten, sind es nun 36 Prozent. Auch die Zahl der pessimistischen Unternehmen, die mit einer weiteren Verschlechterung rechnen, ist von 32 Prozent auf nun 19 Prozent gesunken. Dieser positiven Entwicklung nicht wirklich folgen kann dagegen die Einschätzung der aktuellen Lage. „Gut“ bewerten diese derzeit 29 Prozent der Betriebe (Jahresbeginn: 33 Prozent), „befriedigend“ 43 Prozent (Jahresbeginn: 44 Prozent und „schlecht“ 28 Prozent (Jahresbeginn: 23 Prozent. Regionalvorsitzende Dinges-Dierig betont: „Im Vergleich zum Jahresbeginn hinkt die Bewertung der aktuellen Lage dem Aufwärtstrend der Erwartungen etwas hinterher. Umso notwendiger ist der Rückenwind, den sich die heimische Wirtschaft von der neuen Bundesregierung erhofft.“
Industrie zwischen Hoffen und Bangen
Die Industrie ist eine tragende Säule der regionalen Wirtschaft in Augsburg. Die Exportquote des verarbeitenden Gewerbes, also der Anteil des Umsatzes, den die heimische Industrie im Ausland erwirtschaftet, liegt in der Stadt Augsburg bei 52 Prozent. „Angesichts eines Exportanteils von rund 80 % reicht eine Belebung der Inlandsnachfrage allein nicht aus, um Arbeitsplätze und Wohlstand in der Region nachhaltig zu sichern“, ordnet Dr. Fernández diese wichtige Kennzahl ein. Daher setzen regionale Industrieunternehmen mit internationaler Ausrichtung wie Hosokawa Alpine AG auf Verhandlungen mit der US-Regierung, auf eine Vertiefung des EU-Binnenmarktes und auf neue Handelsabkommen der Europäischen Union.
Die Risiken sind noch nicht entschärft
„In der Wirtschafts- und Energiepolitik enthält der Koalitionsvertrag von Union und SPD wichtige und richtige Weichenstellungen. Beim Arbeitskräftemangel halten sich Licht und Schatten die Waage, das Risiko der zu hohen Arbeitskosten bleibt ungelöst.“ Zu dieser Bewertung kommen beide IHK-Unternehmensvertreter Dinges-Dierig und Dr. Fernández, wenn sie den Koalitionsvertrag mit der Risikoeinschätzung für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung der IHK-Konjunkturumfrage vergleichen. Die Unternehmen betrachten weiterhin die derzeitigen ökonomischen Rahmenbedingungen als vorrangiges Risiko: 68 Prozent bewerten diese als größte Gefahr für ihre weitere Entwicklung. Auf Rang zwei folgt die schwache Inlandsnachfrage mit 62 Prozent. Die Arbeitskosten (53 Prozent) und die Energie- und Rohstoffpreise (44 Prozent) bleiben bedeutende Risikofaktoren. Der Arbeits- und Fachkräftemangel belegt unverändert mit 41 Prozent den fünften Platz.
Koju-Verlauf
Mission Nachfolge: IHK wirbt für das Unternehmertum
Das Unternehmertum ist neben der Aus- und Weiterbildung und dem Wirtschaftsstandort ein zentrales Handlungsfeld des aktuellen IHK-Arbeitsprogramms „Wirtschaft beginnt mit WIR“. Mit Blick auf den Altersdurchschnitt der Unternehmerinnen und Unternehmer in der Stadt Augsburg von 48,1 Jahren, wirbt die IHK für das Unternehmertum in der Region. „Die Übernahme eines etablierten Unternehmens ist eine Chance und zugleich eine echte Alternative zur Gründung eines neuen Unternehmens oder zu einer Karriere im Angestelltenverhältnis. Mit der Kampagne „Mission Nachfolge“ rücken wir das Thema in den Mittelpunkt und bieten zugleich konkrete Informations- und Beratungsangebote an“, so Familienunternehmerin Dinges-Dierig abschließend.