Eingetrübte Stimmung in der regionalen Wirtschaft – die ersten 100 Tage entscheiden

Die Stimmung der Wirtschaft im Wittelsbacher Land hat sich weiter eingetrübt. Die Unternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistungen blicken deutlich pessimistischer in die Zukunft als noch zu Jahresbeginn. „Die Wirtschaft im Wittelsbacher Land ist weiter krisenfest und dank seiner heterogenen Struktur insgesamt immer noch auf dem Wachstumspfad. Dennoch sind die Geschäftserwartungen spürbar gesunken. Nun ist es die Aufgabe der neuen Bundesregierung, mit einer wirtschaftsfreundlicheren Politik wichtige Impulse für eine positive Dynamik und mehr Wirtschaftswachstum zu initiieren“, fordert Katrin Krauß-Herkert, Vorsitzende der IHK-Regionalversammlung Aichach-Friedberg, bei der Vorstellung der Ergebnisse der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage für das Wittelsbacher Land.
Von 1. bis 23. April 2025 hat die IHK Schwaben einen repräsentativen Querschnitt ihrer Mitgliedsunternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistungen zur aktuellen Lage, den künftigen Erwartungen und den größten konjunkturellen Risiken befragt. Rund 830 Unternehmen haben geantwortet, darunter eine repräsentative Anzahl aus dem Wittelsbacher Land. Die Ergebnisse stellte die IHK-Regionalversammlung Aichach-Friedberg im Rahmen eines Pressegesprächs vor.
Die Stimmung trübt sich ein, liegt aber dennoch über der Wachstumsschwelle
Der IHK-Konjunkturindex für das Wittelsbacher Land, der sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen abbildet, sinkt im Vergleich zum Jahresbeginn um 7 Punkte auf 107 Punkte. Er liegt damit aber weiterhin über der psychologisch wichtigen Wachstumsschwelle von 100 Punkten. Im Vergleich zum bayerisch-schwäbischen IHK-Konjunkturindex von aktuell 104 Punkten schneidet die regionale Stimmung überdurchschnittlich ab. Auch mit Blick auf den Wirtschaftsraum Augsburg, deren IHK-Konjunkturindex 105 Punkte beträgt, steht das Wittelsbacher Land besser da. IHK-Regionalgeschäftsführer Jens Walter begründet diese Abweichungen unter anderem mit der Konsolidierung nach überdurchschnittlich positiver Erwartungshaltung im Januar. „Bei dieser Kennzahl und dem Gesamtindex lagen die Unternehmen aus Aichach-Friedberg zu Jahresbeginn in ganz Bayerisch-Schwaben noch an der Spitze. Diese Aussichten haben sich jetzt ein Stück weiter normalisiert, was zum Teil mit der Erwartung von stagnierendem Auftragsvolumen aus dem Inland und rückläufigem aus dem Ausland zusammenhängt.
Koju-Index
Die regionale Wirtschaft setzt auf die neue Bundesregierung
„Wirtschaft ist Psychologie. Jede Investition ist eine Wette auf eine bessere Zukunft“, kommentiert Katrin Krauß-Herkert die im Vergleich zur letzten Konjunkturumfrage pessimistischeren Erwartungen der befragten IHK-Mitgliedsunternehmen aus dem Landkreis Aichach-Friedberg. Während die aktuelle Geschäftslage im Frühjahr 2025 fast unverändert mit 34 Prozent als „gut“ (Jahresbeginn: 35 Prozent) und mit 24 Prozent als „schlecht“ (Jahresbeginn: 25 Prozent) eingeschätzt wird, trüben sich die Geschäftserwartungen spürbar ein. Hier sinkt der Anteil der Unternehmen, die eine Verbesserung erwarten von 32 Prozent zu Jahresbeginn auf jetzt 21 Prozent – ein spürbaren Rückgang von 11 Prozentpunkten. Die Zahl der pessimistischen Unternehmen, die mit einer weiteren Verschlechterung rechnen, ist um 1 Prozentpunkt auf nun 16 Prozent gestiegen. „Im Vergleich zum Jahresbeginn sinken die positiven Aussichten. Umso notwendiger ist der Rückenwind, den sich die heimische Wirtschaft jetzt von der neuen Bundesregierung erhofft.“
Industrie zwischen Hoffen und Bangen
Die Industrie ist eine wichtige Säule der regionalen Wirtschaft im Wittelsbacher Land. Die Exportquote des verarbeitenden Gewerbes, also der Anteil des Umsatzes, den die heimische Industrie im Ausland erwirtschaftet, liegt bei 23 Prozent. „Mit der Inlandsnachfrage allein können wir die Arbeitsplätze und damit den Wohlstand in unserer Region nicht aufrechterhalten“, ordnet die Familienunternehmerin diese wichtige Kennzahl ein. Daher setzen die regionalen Unternehmen auf Verhandlungen mit der US-Regierung, auf eine Vertiefung des EU-Binnenmarktes und auf neue Handelsabkommen der Europäischen Union – lautet ein weiteres Ergebnis der IHK-Konjunkturumfrage.
Die Risiken sind noch nicht entschärft
Katrin Krauß-Herkert: „In der Wirtschafts- und Energiepolitik enthält der Koalitionsvertrag von Union und SPD wichtige und richtige Weichenstellungen. Beim Arbeitskräftemangel halten sich Licht und Schatten die Waage, das Risiko der zu hohen Arbeitskosten bleibt ungelöst.“ Zu dieser Bewertung kommt die IHK-Regionalvorsitzende, wenn Sie den Koalitionsvertrag mit der Risikoeinschätzung für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung der IHK-Konjunkturumfrage vergleicht. Die Unternehmen betrachten weiterhin die derzeitigen ökonomischen Rahmenbedingungen als vorrangiges Risiko: 68 Prozent bewerten diese als größte Gefahr für ihre weitere Entwicklung. Auf Rang zwei folgt die schwache Inlandsnachfrage mit 62 Prozent. Die Arbeitskosten (53 Prozent) und die Energie- und Rohstoffpreise (44 Prozent) bleiben bedeutende Risikofaktoren. Der Arbeits- und Fachkräftemangel belegt unverändert mit 41 Prozent den fünften Platz.
Koju-Verlauf
Mission Nachfolge: IHK wirbt für das Unternehmertum
Das Unternehmertum ist neben der Aus- und Weiterbildung und dem Wirtschaftsstandort ein zentrales Handlungsfeld des aktuellen IHK-Arbeitsprogramms „Wirtschaft beginnt mit WIR“. Mit Blick auf den Altersdurchschnitt der Unternehmerinnen und Unternehmer im Wittelsbacher Land von 50,7 Jahren, wirbt die IHK für das Unternehmertum in der Region. „Die Übernahme eines etablierten Unternehmens ist eine Chance und zugleich eine echte Alternative zur Gründung eines neuen Unternehmens oder zu einer Karriere im Angestelltenverhältnis. Mit der Kampagne „Mission Nachfolge“ rücken wir das Thema in den Mittelpunkt und bieten zugleich konkrete Informations- und Beratungsangebote an“, so die Familienunternehmerin in der 2. Generation abschließend.