7. Dezember 2023

IHK Schleswig-Holstein: „Werften finden in Deutschland keinen gesicherten Standort vor“

Beim Besuch von Dieter Janecek, Koordinator der Bundesregierung für die Maritime Wirtschaft und den Tourismus, standen heute einmal mehr die Werften im Fokus. Die FSG in Flensburg und German Naval Yards in Kiel bieten vielfältige Perspektiven für den Bau moderner Schiffe und Konverterplattformen.  Dazu äußert sich Hagen Goldbeck, Präsident der IHK Schleswig-Holstein: „Dieser Besuch ist ein wichtiges Signal für die Werften, aber wir brauchen vor allem verlässliche Zusagen und eine aktives Herangehen an die Herausforderungen, denen die Werften und die maritime Industrie in unserer Region gegenüberstehen.“ 
Der Schiffbau sei als Schlüsseltechnologie ein integraler Bestandteil der strategischen Ausrichtung und hochrelevant für die Wehrtechnik. Die hochspezialisierte Industrie betreffe nicht nur die Küstenregionen, sondern ganz Deutschland. Eine Perspektivlosigkeit der Werften im Norden hätte nicht nur direkte Auswirkungen auf die Beschäftigung in der Branche, sondern auch auf die vielfältigen Zulieferindustrien. „Ein Braindrain in diesem Bereich wäre mit Blick auf die Bedeutung der Schifffahrt in Norddeutschland äußerst problematisch“, so Goldbeck. 
Auch in anderen norddeutschen Bundesländern kämpfen Werften mit großen Problemen. „Wir fordern daher eine verstärkte Zusammenarbeit und einen länderübergreifenden Schulterschluss, um gemeinsame Lösungsansätze zu erarbeiten und die maritime Industrie in Norddeutschland zu stärken“, sagt Hagen Goldbeck. Der IHK-Präsident fordert gerechte und schnellere Vergabepraktiken zur Sicherung des Werftenstandorts: „Die Werften finden in Deutschland keinen gesicherten Standort vor. Wir appellieren erneut an die öffentliche Hand, nicht nur Aufträge zu versprechen, sondern diese auch transparent als Schlüsseltechnologie national auszuschreiben. Die Kriterien für die Vergabe müssen so gestaltet werden, dass unsere Werften am Ende auch eine realistische Chance auf die Aufträge haben.“  Positiv sei herauszustellen, dass die FSG erst kürzlich einen neuen Auftrag erhalten hat. „Für eine nachhaltige Sicherung des Standortes brauchen wir aber die passenden Rahmenbedingungen und das Bekenntnis der Politik für den Schiffbau made in Germany,“ fordert Goldbeck.
Mit Blick auf die notwendige Energiewende und den Ausbau der Offshore-Windenergie können die Werften nicht nur ihre Aufgaben im Schiffbau übernehmen, sondern auch beim Bau von Konverterplattformen ihr Können zeigen. „Um die 70 GW in Nord- und Ostsee fristgerecht zu realisieren, brauchen wir jetzt den Bau von Konverterplattformen an allen geeigneten Standorten in Norddeutschland. Kiel scheint bei der Bundespolitik nicht auf der Karte der Standorte zu liegen, das muss sich schnellstens ändern,“ so Goldbeck weiter.
Medieninformation der IHK Schleswig-Holstein vom 7. Dezember 2023