IHK-Umfrage
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Ein zentrales Ziel der IHK-Arbeit ist, die Verkehrspolitik im Rahmen ihres gesetzlichen Auftrags im Sinne einer besseren Erreichbarkeit und Mobilität mitzugestalten. Eine umfassende Übersicht über die Bedarfe hat die IHK Schleswig-Holstein im Februar 2022 in ihrem Positionspapier "Verkehr & Mobilität" aufgezeigt. Die repräsentative forsa-Umfrage ist ein weiterer Baustein und soll dazu beitragen, zu erfahren, wo es konkrete Handlungsfelder zur Verbesserung der verkehrlichen Situation im Lande gibt. Die Erreichbarkeit ist dabei gerade auch mit Blick auf die Arbeits-/Fachkräftesituation und -verfügbarkeit in den Regionen ein wesentlicher Standortfaktor. Deshalb wurde die Studie bewusst als repräsentative Bevölkerungsbefragung unter Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteinern konzipiert. Sie ergänzt so die aus vielen Unternehmensgesprächen und der Gremienarbeit gewonnen Erkenntnisse der IHK.
Bevölkerung steht zum Infrastrukturausbau
Die IHK Schleswig-Holstein hat mit einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung die Einstellung der Menschen und Beschäftigten im nördlichsten Bundesland zu Verkehrsinfrastrukturthemen untersucht. "Die Mobilität der Zukunft wird nach Meinung der Bevölkerung nur dann erreicht, wenn die alternativen Mobilitätsangebote flächendeckend massiv gestärkt und ausgebaut werden", so Hagen Goldbeck, Präsident der IHK Schleswig-Holstein, bei der Präsentation der Ergebnisse.
"Wie in vielen anderen Regionen in Deutschland, sind Verkehr und Mobilität auch in Schleswig-Holstein ein Thema, das bei den Menschen im Mittelpunkt des Interesses steht. Umso wichtiger sind repräsentative Erhebungen zum Mobilitätsverhalten und den Erwartungen unter der gesamten Bevölkerung, um Defizite aufzuzeigen und den Akteuren der Verkehrsplanung und -politik fundierte Hinweise für ihre Entscheidungen an die Hand zu geben", so Geschäftsführer Dr. Peter Matuschek von der forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH bei der Präsentation der Ergebnisse vor der Presse.
95 Prozent der Befragten sehen die Notwendigkeit einer funktionierenden Infrastruktur in Bezug auf Waren- und Gütertransporte. 93 Prozent betrachten diese als Standortvorteil für Unternehmen, fast ebenso viele als entscheidend für die Arbeitskräfte-Mobilität (92 Prozent). Die IHK Schleswig-Holstein sieht sich dadurch in ihren erst kürzlich verabschiedeten Forderungen nach einem weiteren Ausbau der Infrastruktur auch in der Bevölkerung bestätigt (siehe
www.ihk-sh.de/verkehr-mobilitaet-sh).
Laut Umfrage ist der eigene Pkw in der Freizeit und auf dem Arbeitsweg mit Abstand das wichtigste Verkehrsmittel. Das Fahrrad nutzt fast die Hälfte der Befragten regelmäßig in der Freizeit; zur Arbeit fährt jeder vierte Erwerbstätige mit dem Rad. Der ÖPNV, Fahrgemeinschaften, die Bahn oder Sharing-Angebote spielen bislang kaum eine Rolle. Ein Grund sind weite Wege: 57 Prozent legen mehr als zehn Kilometer zum Arbeitsort zurück; mehr als ein Drittel der Erwerbstätigen benötigt mindestens eine halbe Stunde zum Arbeitsort. "Das Ergebnis spiegelt die Realität in einem stark ländlich geprägten Flächenland wider", so Rüdiger Schacht, Infrastrukturexperte der IHK Schleswig-Holstein. Weitere Gründe liegen beim ÖPNV selbst: Eine große Mehrheit ist (eher) unzufrieden mit dem Streckennetz, der Taktdichte und den Preisen im ÖPNV. Dort werden auch die größten verkehrspolitischen Handlungsbedarfe gesehen. Weiterer Handlungsbedarf besteht insb. bei E-Ladesäulen und Wasserstofftankstellen.
Zwei Drittel der Erwerbstätigen begeben sich – abgesehen von den Corona-bedingten Sonderregelungen – normalerweise an fünf Wochentagen zu ihrem Arbeitsort. Nur 25 Prozent gehen davon aus, dass sie nach der Corona-Pandemie weniger Wochentage am Arbeitsort verbringen werden, vor allem dann, wenn lange Wege zur Arbeit zurückgelegt werden müssen. Schacht: "Die Mehrheit der Bevölkerung wird also nach der Pandemie wieder im Berufsverkehr unterwegs sein. Das unterstreicht den Handlungsbedarf."
Goldbeck: "Damit ist festzuhalten: Infrastruktur und Mobilität sind einer großen Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger in unserem Land ein sehr wichtiges Anliegen. Außerdem erkennt eine überwältigende Mehrheit die Wichtigkeit einer gut ausgebauten Verkehrsinfrastruktur an".. Der Eindruck, dass Infrastruktur und Mobilität in der Bevölkerung an Bedeutung verloren haben, konnte aus Sicht der IHK widerlegt werden.
Einen dringenden Appell richten die Befragten an die Akteure: Etwas mehr als die Hälfte der Bürgerinnen und Bürger wünscht sich mehr Informationen über verkehrs- und infrastrukturpolitische Maßnahmen und Projekte, vor allem über die klassischen Medien und das Internet. "Die Akzeptanz von Infrastrukturmaßnahmen steigt mit der Intensität der Kommunikation. Auch wenn wir teilweise bereits Verbesserungen spüren, sollten Politik und Verwaltung ihre Anstrengungen intensivieren, wenn wir beispielsweise an Baustellenkommunikation denken", so Rüdiger Schacht. Soziale Netzwerke, öffentliche Bürgerveranstaltungen oder -initiativen spielen beim Informationsverhalten eine eher untergeordnete Rolle. "Da Bürgerveranstaltungen nicht selten als Argument für eine gute Beteiligung angeführt werden, müssen diese Zahlen nachdenklich stimmen und dringend Verbesserungen vorgenommen werden. Auch Planungsbeschleunigung verlangt gute Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern", fordert Schacht. "Wir erkennen dabei eine gemeinsame Aufgabe für Wirtschaft, Verwaltung und Politik."
"Wir ziehen aus der Umfrage insgesamt die Erkenntnis, dass sich mit mehr Investitionen in die Infrastruktur und einer intensiveren Kommunikation das verfestigte Mobilitätsverhalten spürbar verändern wird. Dies ist auch mit Blick auf die Fachkräftesituation und die Erreichbarkeit der Arbeits- und Ausbildungsstätten in Schleswig-Holstein elementar", so Goldbeck. "Schleswig-Holstein muss sich hier als attraktiver Standort präsentieren."
Über die Infrastruktur- und Mobilitätsbefragung der IHK Schleswig-Holstein
Vom 6. bis 16. Januar 2022 hat das Umfrage-Institut forsa im Auftrag der IHK Schleswig-Holstein im Rahmen einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung insgesamt 1.056 Interviews unter Bürgerinnen und Bürgern in Schleswig-Holstein ab 18 Jahren durchgeführt. Regional aufgeschlüsselt fanden in jedem IHK-Bezirk – Flensburg, Kiel, Lübeck – 352 Interviews statt. Als Erhebungsmethode wurde das bevölkerungsrepräsentative Online-Panel forsa.omninet verwendet.
Vom 6. bis 16. Januar 2022 hat das Umfrage-Institut forsa im Auftrag der IHK Schleswig-Holstein im Rahmen einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung insgesamt 1.056 Interviews unter Bürgerinnen und Bürgern in Schleswig-Holstein ab 18 Jahren durchgeführt. Regional aufgeschlüsselt fanden in jedem IHK-Bezirk – Flensburg, Kiel, Lübeck – 352 Interviews statt. Als Erhebungsmethode wurde das bevölkerungsrepräsentative Online-Panel forsa.omninet verwendet.