Bericht RFID@work, 21. Februar 2012

„In der Holzwerkstoffindustrie ist RFID inzwischen zum Industriestandard geworden. Bei dieser Branchenlösung werden für 95 Prozent der angelieferten Papierrollen diese Technik und ihre Vorteile genutzt“ erklärte Dirk Hagen, Geschäftsführer der Felix Schoeller Supply Chain Technologies GmbH & Co. KG, Osnabrück. Gemeinsam mit der IHK und LOGIS-NET hatte das Unternehmen zu einer Informationsveranstaltung über RFID und die Anwendungsmöglichkeiten dieser Technik auch für andere Branchen eingeladen.
Professor Wolfgang Bode, wissenschaftlicher Leiter des Institutes Verkehr und Logistik LOGIS-NET an der Hochschule Osnabrück, machte in seiner Einführung deutlich, dass RFID gegenüber den bisher üblichen Barcodes erhebliche Vorteile aufweist: „Diese Technik ist weniger beschädigungsanfällig, erlaubt Pulklesungen ohne Sichtkontakt, kann schneller größere Datenmengen empfangen und dies auch auf eine größere Entfernung als bei den Barcodelesern.“ Gleichwohl gäbe es hier aber Grenzen. So sei der RFID-Einsatz beispielsweise im Umfeld von Metallen schwierig. Bode zeichnete ein breites Einsatzspektrum auf und machte deutlich, dass diese Technik wirtschaftlich einzusetzen ist. Die RFID-Technik böte eine effiziente Schnittstelle zwischen dem physischen Warenstrom und der begleitenden Informationsebene. Gegenüber dem Barcode gäbe es den weiteren Vorteil, dass der RFID-Chip nicht nur zur Identifikation der Produkte genutzt werden könne. Vielmehr ließen sich dort auch ergänzende Informationen speichern.
Für Christian von Grone, CIO bei GERRY WEBER International AG, Halle, bietet die RFID großes Effizienzsteigerungspotenzial. Seit 2010 werden von Gerry Weber georderte Bekleidungsstücke bereits bei der Herstellung mit einem RFID-Chip ausgestattet. Die gesamte Steuerung der Logistikkette erfolgt dann über die RFID-Erkennung. Möglich ist dies aber nur in Kooperation mit den Herstellern und den beteiligten Logistikpartnern. Diese müssen auch mit einer entsprechenden Technik ausgestattet sein. Dabei setzt Gerry Weber auf eine durchgängige Anwendung dieser Technik: von der Herstellung, über den Versand, die Warenein- und -ausgangskontrollen in den verschiedenen Stufen der Logistikkette bis hin zum Warenwirtschaftssystem in den eigenen Shops.
Jedes einzelne Teil ist durchgängig und eindeutig über RFID identifiziert und verortet. Auch für die Warensicherung im Einzelhandel können die RFID-Chips genutzt werden. „Trotz einer höheren Anfangsinvestition bringt das vereinfachte Warenhandling enorme Vorteile“, zeigt sich von Grone überzeugt. Er hat für diese Technologieumstellung einen Amortisationszeitraum von zwei Jahren ermittelt und sieht die Anwendungsmöglichkeiten noch nicht erschöpft. Zukünftig soll auch die Inventur in den Filialen und Lägern mit der RFID-Technik deutlich vereinfacht werden und perspektivisch wöchentlich erfolgen. „So lassen sich Inventurdifferenzen oder Organisationsmängel schneller erkennen und beheben. Durch die RFID-Technik reduziert sich der zeitliche Aufwand einer Inventur deutlich und wird nach einer entsprechenden Übungsphase kaum mehr als 30 Minuten pro Shop erfordern“, so von Grone weiter. Ein wichtiges Thema beim Einsatz der RFID-Technik sei auch der Datenschutz. Zwar gäbe es von der EU Vorschläge zur Selbstverpflichtung von RFID-Anwendern. Ein verbindliches Regelwerk erwartet er allerdings erst ab dem Jahr 2014. Er empfahl allen, die über Anwendungsmöglichkeiten der RFID-Technik nachdenken, sich ebenso intensiv mit dem Datenschutz zu befassen.
Bodo Richter, Geschäftsführer beim Schoeller-Logistikpartner NOSTA Transport GmbH, und Dirk Hagen stellten die RFID-Handhabung im werksübergreifenden Container-Kombi-Verkehr (Schiene und Straße) in der Felix Schoeller-Gruppe vor. Das hierbei seit Mitte der 1990er Jahre erworbene Know-how wird über das Tochterunternehmen Felix Schoeller Supply Chain Technologies GmbH & Co. KG anderen Unternehmen und Branchen angeboten. Für verschiedene Industrien wurden bereits RFID-Lösungen erfolgreich umgesetzt. 13 Spezialisten entwickeln und implementieren IT-gestützte Lösungen, bei denen die RFID-Technologie eine transparente Abbildung der gesamten Warenlieferkette ermöglicht. Bei der anschließenden Werksbesichtigung wurde deutlich, dass die RFID-Technik erheblich zu einer effizienten Steuerung des Warenein- und –ausgangs sowie zur Fehlervermeidung und Prozessautomatisierung beiträgt.