IHK Nord

Energiewende mit H2: Die Zeichen stehen auf Grün 

Wasserstoff-Experten diskutieren in der Digitalkonferenz „International Hydrogen Symposium“ mit 900 Teilnehmern über den Einsatz des emissionsfreien Energieträgers 
Prof. Norbert Aust, Vorsitzender der IHK Nord, hat beim „International Hydrogen Symposium“ gegenüber den 900 internationalen Teilnehmern in der Online-Konferenz nachdrücklich für eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit bei der marktfähigen Etablierung der H2-Wirtschaft plädiert. Die IHK Nord fordere eine intensivere und koordinierte Abstimmung zwischen den norddeutschen Bundesländern und eine gezielte Vermarktung des Standorts in den europäischen Nachbarländern und weltweit. Denn: „Wasserstoff ist ein Game-Changer mit bedeutendem Einfluss auf unsere Mobilität, unsere Energieversorgung und die Industrie“, erläuterte Aust. Dazu müssten für klimaneutrale Energieressourcen einheitliche Rahmenbedingungen bezüglich Regulierung und wettbewerbsfähigen Preisen geschaffen werden. Selbst wenn die Schaffung eines regulatorischen Rahmens noch einige Zeit dauern werde, sei grüner Wasserstoff ein wesentlicher Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität – die von Bund und EU politisch festgeschrieben sei. 
Michael Eggenschwiler, Vorsitzender der Wasserstoff-Gesellschaft Hamburg ergänzte: „Die Zeichen in der Wasserstofftechnologie stehen „auf Grün“ - Norddeutschland ist mit seinen Möglichkeiten in den erneuerbaren Energien eine vielversprechende Wasserstoffregion Europas. Sinkende Preise für regenerativen Strom sowie technische Weiterentwicklungen machen den nachhaltigen grünen Wasserstoff zu einer tragfähigen und klimaneutralen Lösung.“ Doch kein Standort könne eine autarke Wasserstoffwirtschaft allein aufbauen: Nur gemeinsam kann der Norden als Region mit grünem Wasserstoff erfolgreich sein“, appellierte Eggenschwiler. Dieses Denken müsse weltweit übertragen werden, da der grüne Wasserstoff in sonnen- und windreichen Ländern produziert, aber global gehandelt werden würde. Nicht nur die Produktion solle global gedacht werden, sondern die gesamte Wertschöpfungskette bis hin zur Anwendung bei Industrie, Mobilität und Wärme. Zusammengefasst: „Die globale Herausforderung Energiewende braucht mit der H2-Technologie eine globale Antwort“, so Eggenschwiler. 
Das „Norddeutsche Reallabor“ ist ein gelebtes Projekt für eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit auf dem Weg zu einer norddeutschen Wasserstoff-Region. In dem Großprojekt soll in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern die Transformation des Energiesystems demonstriert und mit Innovationen der Weg zu einer Dekarbonisierung aufgezeigt werden. Für Projektleiter Werner Beba ist die Sektorkopplung (Verknüpfung der Energienutzungsbereiche) mit Wasserstoff ein Arbeitsschwerpunkt: „In der Industrie steht die stoffliche Nutzung von Wasserstoff im Vordergrund, in Prozessen der chemischen Industrie, in Produktionsverfahren der Grundstoffindustrie, in der Herstellung von synthetischem Methan. Ferner für die Mobilität mit über 220 Brennstoffzellen-Fahrzeugen, PKWs, Bussen, LKWs und sogar Müllfahrzeugen. Grüner Wasserstoff ersetzt Erdgas, Diesel und Kohle“. Auch die Speicherung von Wasserstoff in Kavernen zähle laut Beba zu den Vorhaben: „Bei den Quartierlösungen, im Wärmebereich, kommt Wasserstoff als Energieträger in verschiedenen Wärmeanwendungen zum Einsatz. Die wesentliche Beimischung im Erdgasnetz senkt signifikant die CO2-Emissionen bei der Wärmeerzeugung.“ 
Hamburgs Wirtschaftssenator Michael Westhagemann bekräftigte das Ziel der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit: „Das leichteste Element Wasserstoff entwickelt sich gerade zu einem absoluten Schwergewicht im Kampf gegen den globalen Klimawandel. In Hamburg und Norddeutschland bündeln wir unsere Expertise und Kräfte, um eine grüne Wasserstoffwirtschaft aufzubauen. Die Akteure aus Wirtschaft, Industrie sowie Politik und Wissenschaft entwickeln Hand in Hand Lösungsansätze für die ökologischen und wirtschaftlichen Herausforderungen im Wirtschaftsraum Norddeutschland. Ich bin sehr zuversichtlich, dass sich Norddeutschland zu einer führenden europäischen Region für Wasserstoff entwickeln wird, mit positiven Effekten für die gesamteuropäische Wirtschaftskraft und Wettbewerbsfähigkeit.“
Das „International Hydrogen Symposium“ wurde zum zweiten Mal von der IHK Nord, dem Zusammenschluss von zwölf norddeutschen Industrie- und Handelskammern, und der Wasserstoff-Gesellschaft Hamburg veranstaltet. Referenten aus der Politik waren außerdem die Wirtschaftsweise Veronika Grimm, der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Nobert Barthle, sowie die Bremer Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt. Zu den Fachleuten aus der Wirtschaft gehörten Nicole Dreyer-Langlet (Airbus), Stefan Dohler (EWE AG), Oliver Weinmann (Vattenfall Europe Innovation GmbH), Joachim Heider (Linde GmbH) und Thomas Wintrich (Bosch Powertrain Solutions). Gäste aus dem Ausland: der US-Amerikanische Generalkonsul Darion Akins, der Rotterdamer Hafen-Chef Stijn van Els, die Mitgründerin der Schwedischen Energiefirma Nilsson Energy, Martina Wettin, der Generalsekretär des Verbands Hydrogen Europe, Jorgo Chatzimarkakis, sowie der Leiter für neue Energien im chilenischen Energieministerium, Max Correa. 
Weitere Speaker-Statements während des Symposiums:
Norbert Barthle, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ):
„Nachhaltig produzierter Wasserstoff und Power-to-X bringen riesige Chancen. Sie tragen dazu bei, dass Deutschland bis 2045 klimaneutral werden kann. Das gilt ebenso für Entwicklungs- und Schwellenländer: Auch dort werden Emissionen gebremst, auch dort werden Technologien weiterentwickelt, auch dort entstehen Ausbildungsplätze und gute Jobs mit Zukunft. Deshalb fördert das BMZ den Ausbau dieser Technologien. Davon profitieren unsere Partnerländer – aber davon profitieren auch wir in Europa.“
Prof. Dr. Veronika Grimm, Mitglied, Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung; Inhaberin des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre, insb. Wirtschaftstheorie, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg:
„Wasserstofftechnologien sind der Schlüssel für die umfassende Transformation des Energiesystems und der Industrie. Globale Kooperation beim Klimaschutz und gleichzeitig der Wettbewerb und die Technologieführerschaft – das wird das kommende Jahrzehnt prägen, darauf müssen wir unsere Marktwirtschaft ausrichten.“
Stefan Dohler, Vorstandsvorsitzender, EWE AG:
„In einem klimaneutralen Europa wird der grüne Wasserstoff eine entscheidende Rolle spielen. Groß angelegte Infrastrukturen - wie Transportleitungen und unterirdische Speicher - werden notwendig sein, um von Wasserstoffregionen zu einer europäischen Wasserstoffwirtschaft zu gelangen. Der Nordwesten Deutschlands kann mit seinen Nachbarländern der Ausgangspunkt sein, da er über hervorragende geografische Voraussetzungen verfügt.“
Andreas Wenzel, Geschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer in Marokko:
„Marokko ist bereits heute im internationalen Vergleich Vorreiter bei der Entwicklung Erneuerbarer Energien. Die erstklassige Infrastruktur, effiziente Institutionen und die Nähe zu Europa positionieren das Königreich als hervorragenden Partner für die gemeinsame Entwicklung zur industriellen Inwertsetzung von Grünem Wasserstoff. Dies bietet spannende Perspektiven für deutsche Unternehmen, in Marokko und perspektivisch gemeinsam mit marokkanischen Partnern auf dem afrikanischen Kontinent.“
Die Beiträge können im Nachgang des Symposiums weiterhin abgerufen werden. Nach erfolgter Anmeldung werden die Zugangsdaten zugesandt: https://h2symposium.goes-virtual.de/  
Fragen an:
Anna-Louise Schröder
IHK Nord
schroeder@ihk-nord.de
040 36138-657
www.ihk-nord.de