Regionale Wirtschaft trotzt multiplen Krisen und blickt wieder optimistischer in die Zukunft

Weitgehend unveränderte Geschäftslage, aber deutlich positivere Zukunftsaussichten der Unternehmen – das sind die Kernergebnisse des IHK-Konjunkturberichts zum Jahresbeginn 2023. Die Energie- und Rohstoffpreise bilden weiterhin das größte Geschäftsrisiko.
Die konjunkturelle Stimmung der Unternehmen in der Wirtschaftsregion Wiesbaden hat sich sichtbar aufgehellt. Das geht aus der aktuellen Unternehmensbefragung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Wiesbaden für die Landeshauptstadt, den Rheingau-Taunus-Kreis und Hochheim am Main hervor. Zwar zeigt sich die derzeitige Geschäftslage unverändert gegenüber der Befragung zum Herbst 2022 und liegt nur leicht im positiven Bereich. Die Geschäftserwartungen mit Blick auf die kommenden 12 Monate haben sich jedoch branchenübergreifend deutlich verbessert – obgleich der Wert noch leicht im negativen Bereich liegt. In Summe klettert der IHK-Geschäftsklimaindex als Spiegelbild der regionalen Wirtschaftslage von 76 auf 103 Punkte – der stärkste Anstieg seit dem Überwinden des Corona-Tiefs im Herbst 2020.
„Unser Konjunkturbericht spiegelt wider, dass eine große Rezession bislang ausgeblieben ist, erläutert IHK-Präsident Dr. Christian Gastl die Ergebnisse. „Die Unternehmen bleiben mehrheitlich dennoch vorsichtig, was anhand der multiplen Krisenlagen auch nur allzu verständlich ist.“
Sowohl die Einschätzungen zum Exportgeschäft (+ 11 Punkte), zu Investitionen im Inland (+ 10 Punkte) und zur Beschäftigung (+ 9 Punkte) haben sich in ähnlichem Umfang spürbar verbessert. Von Euphorie kann dennoch keine Rede sein, gerade beim Export erwarten die Unternehmen mit Blick auf die kommenden 12 Monate mehrheitlich dennoch geringere Ausfuhren. Dies spiegelt sich auch bei der erwarteten Beschäftigungslage in der Industrie wider. Während die Unternehmen dort mehrheitlich mit einem Rückgang der Beschäftigtenzahlen rechnen, ist branchenübergreifend mit einer nahezu unveränderten Situation zu rechnen.
Bei den Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung dominieren weiterhin ganz klar die Energie- und Rohstoffpreise. Für 71 Prozent der Unternehmen bilden sie die größte Gefahr auf Jahressicht. Die Inlandsnachfrage bildet mit 55 Prozent das zweitgrößte Risiko, gefolgt vom Fachkräftemangel (54 Prozent), der wieder etwas an Bedeutung gewinnt. Die allgemeinen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen komplettieren die größten Risiken mit 53 Prozent Nennung.
„Selten war der Blick in die Zukunft von so viel Unsicherheit geprägt wie im Moment“, analysiert Fabian Lauer, stv. Geschäftsführer und Leiter Wirtschaftspolitik der IHK Wiesbaden. „Gerade die Situation der Lieferketten bleibt mit Blick auf das Pandemie-Geschehen in China unübersichtlich. Akute Krisen wie die hohen Energiepreise drohen zu strukturellen, dauerhaften Problemen zu werden. Umso wichtiger ist es, politisch unverzüglich die richtigen Weichenstellungen vorzunehmen, etwa durch einen entschiedenen und beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien.“
Die Unsicherheit der Unternehmen zeigt sich auch in der Sonderauswertung Energie im Konjunkturbericht. In Bezug auf die Strompreis- bzw. Gaspreisbremse können 49 bzw. 45 Prozent bislang keine Aussage treffen, wie diese sich auf die eigene Geschäftslage auswirken wird. 13 bzw. 11 Prozent befürchten, dass sie gar nicht von den Preisbremsen profitieren werden.
Der IHK-Konjunkturbericht enthält umfassende Analysen und grafische Darstellungen zur konjunkturellen Lage im Wirtschaftsraum Wiesbaden. Kostenfrei abrufbar ist er unter www.ihk.de/wiesbaden/konjunkturumfrage (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 4325 KB). Für regionale Unternehmen findet sich hier zudem die Möglichkeit, sich zur drei Mal im Jahr stattfindenden Befragung anzumelden.