IHK-Konjunkturbericht: US-Zölle und politische Hängepartie verunsichern die Wirtschaft
Die IHK-zugehörigen Unternehmen in Wiesbaden, dem Rheingau-Taunus-Kreis und Hochheim am Main sehen sich nach wie vor großen Herausforderungen gegenüber. Besonders pessimistisch ist die Stimmung im Einzelhandel. Größte Risiken bleiben Bürokratie, Nachfrage und geopolitische Spannungen.
Wiesbaden, 28. April 2025 – Die regionale Wirtschaft im IHK-Bezirk Wiesbaden blickt weiterhin verhalten in die Zukunft. Zwar zeigt der Geschäftsklimaindex mit 97 Punkten eine leichte Verbesserung gegenüber dem Jahresbeginn (93 Punkte), doch ein konjunktureller Aufbruch ist nicht in Sicht. Die anhaltend schwierigen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und die schwache Inlandsnachfrage belasten die regionale Wirtschaft weiterhin erheblich.
Gleich zwei politische Entwicklungen sorgten während des Befragungszeitraums für große Verunsicherung: Zum einen kündigte die US-Regierung unter Präsident Trump eine neue protektionistische Zollpolitik an, die weltweit wirtschaftliche Turbulenzen auslöste. Zum anderen war zum Zeitpunkt der Befragung – zwischen dem 25. März und 9. April – in Deutschland noch völlig offen, welche Maßnahmen die neue Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag verabreden wird. Der Koalitionsvertrag wurde erst am letzten Tag der Befragung vorgestellt. Die wochenlange politische Hängepartie hat bei vielen Unternehmen die Verunsicherung noch wachsen lassen.
„Die Ankündigung neuer Handelszölle durch die USA trifft unsere exportorientierten Unternehmen in einem ohnehin schwierigen Umfeld. Viele Betriebe reagieren mit Zurückhaltung, weil sie nicht wissen, welche Regeln morgen gelten“, warnt IHK-Präsident Jörg Brömer. „Damit die Wirtschaft wieder in Schwung kommt, braucht es dringend verlässliche Rahmenbedingungen – auch auf internationaler Ebene. Hier ist die zukünftige Bundesregierung besonders gefordert.“
Die konjunkturelle Lage bleibt fragil. Während sich die Geschäftslage leicht verbessert und einzelne Branchen – allen voran die Industrie – mit Erholungssignalen positiv überraschen, bleibt der Einzelhandel deutlich unter Druck. Sowohl Geschäftslage als auch Geschäftserwartungen werden im Handel klar negativ bewertet – er ist das konjunkturelle Sorgenkind der Region. Einzig der Dienstleistungsbereich liegt mit einem Branchenklimaindex von 104 Punkten oberhalb der Wachstumsschwelle und zeigt sich trotz leichter Eintrübung vergleichsweise stabil. Die Investitionsbereitschaft sinkt weiter, und auch die Beschäftigungsperspektiven haben sich spürbar verschlechtert. Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (69 Prozent) und die Inlandsnachfrage (64 Prozent) werden derzeit von den Unternehmen als größte Risiken wahrgenommen.
Sabine Meder, Hauptgeschäftsführerin der IHK Wiesbaden, sieht vor allem auf nationaler Ebene dringenden Handlungsbedarf: „Die schwierigen Koalitionsverhandlungen haben bei vielen Unternehmen den Eindruck hinterlassen, dass sich in Berlin zu wenig bewegt. Jetzt ist die neue Bundesregierung gefordert, zügig klare wirtschaftspolitische Leitplanken zu setzen. Die Betriebe brauchen Planungssicherheit und Entlastung – sonst laufen wir Gefahr, dass auch in unserer Region die Wirtschaft dauerhaft zurückfällt.“
Der IHK-Konjunkturbericht enthält umfassende Analysen und grafische Darstellungen zur konjunkturellen Lage im Wirtschaftsraum Wiesbaden. Kostenfrei abrufbar ist er unter www.ihk.de/wiesbaden/konjunkturbericht. Für regionale Unternehmen findet sich hier zudem die Möglichkeit, sich zur drei Mal im Jahr stattfindenden Befragung anzumelden.