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Die IHK ist aufgrund des Tags der Niedersachsen und dem damit verbundenen Auf- und Abbau nicht wie gewohnt mit dem Auto oder ÖPNV erreichbar!
Nr. 3142642

IHK-Geschäftsbericht: Unternehmen fordern wirtschaftspolitische Wende

„2025 muss für die Wirtschaft zum Wendejahr werden. So wie zuletzt darf es wirtschaftspolitisch nicht weitergehen“, fordern IHK-Präsident Uwe Goebel und IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf insbesondere die neue Bundesregierung zu mutigen wirtschaftspolitischen Reformen auf. Es brauche jetzt weniger Regulierung und mehr Vertrauen in Unternehmen sowie einen Fokus auf Investitionen und Innovationen.
Ihre eigenen Projekte, die diese Wirtschaftswende unterstützen sollen, hat die IHK jetzt mit ihrem neuen Geschäftsbericht vorgestellt. So wird in IHK unter anderem in den kommenden Wochen die Ergebnisse einer großen regionalen Befragung zum Thema Bürokratieabbau vorstellen.
Weitere Schwerpunkte des Geschäftsberichts der IHK sind die Standortkampagne „Klar! Machen!“, ein Rückblick auf die Erfolge der Region im vergangenen Jahr sowie eine Übersicht über Zahlen und Schwerpunkte der IHK-Arbeit im Geschäftsjahr 2024.
Der vollständige IHK-Geschäftsbericht und weiterführende Informationen sind unter www.ihk.de/osnabrueck/geschaeftsbericht abrufbar.
Ansprechpartner: IHK, Frank Hesse, Tel.: 0541 353-110 oder E-Mail: hesse@osnabrueck.ihk.de

Handel bleibt konjunkturelles Sorgenkind

„Die konjunkturelle Verunsicherung sorgt dafür, dass die Verbraucher sich zurückhalten und nicht unbedingt notwendige Ausgaben aufschieben. Das drückt die Geschäftslage im Handel. Daher ist es wichtig, die Konsum- und Investitionsbereitschaft wieder zu beleben“, schätzt Carla Gundlach, Vorsitzende des IHK-Fachausschusses Handel und Geschäftsführerin der bi-markt Bürobedarfsgesellschaft mbH & Co. KG, die aktuelle Situation angesichts der Ergebnisse der jüngsten IHK-Konjunkturumfrage ein.
Besorgniserregend sei, dass der Konjunkturklimaindex im Handel mit 76 Punkten weiterhin deutlich unter dem Wert für die regionale Gesamtwirtschaft liegt (89 Punkte). Mehr als drei Viertel der Einzelhändler vermelden rückläufige Umsätze. Im Großhandel sind es hingegen „nur“ 44 % der Unternehmen. Dementsprechend herausfordernd ist die Ertragslage, die sich bei etwa jedem zweiten Unternehmen verschlechtert hat.
Nach den Umfrageergebnissen ist für 82 Prozent der Handelsunternehmen die Inlandsnachfrage das größte Konjunkturrisiko - gegenüber 73 Prozent im Vorquartal. Mit deutlichem Abstand folgen die Wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (66 %), die Arbeitskosten (56 %) sowie der Fachkräftemangel (53 %).
Die Unternehmen reagieren auf den zunehmenden Kostendruck mit Personalabbau. Etwa jedes fünfte Unternehmen plant die Beschäftigtenzahl zu reduzieren. Zudem planen 73 % der Einzelhändler und 20 % der Großhändler, ihre Investitionen zu reduzieren.
Vor dem Hintergrund der schwachen Geschäftslage erhofft sich der Handel politische Impulse wie Steuersenkungen. Ein gutes Signal ist die Wiedereinführung und Ausweitung der degressiven Abschreibung, die Investitionen vergünstigen. „Wenig Verständnis hat der Handel hingegen für die nur partielle Senkung der Stromsteuer, von der der Handel nicht profitiert. Hier wäre aus Sicht des Handels mehr Mut wünschenswert“, meint Gundlach. Die Senkung der Stromsteuer auf das EU-Mindestmaß würde zum Beispiel für einen Lebensmittelmarkt mit einer Verkaufsfläche von 3.000 m² eine jährliche Kosteneinsparung von rund 20.000 € bedeuten. Zudem habe aus Sicht der Betriebe das Thema Kommunikation und Vertrauen einen hohen Stellenwert. Denn eine transparente und positive Kommunikation der Regierung könne das Vertrauen in die Wirtschaft stärken und so die Konsumlaune verbessern, so Gundlach.

Delegation von IHK und Stadt Osnabrück erkundet wirtschaftliche Entwicklung in Großbritannien

Eine 17-köpfige Delegation unter Leitung von Osnabrücks Oberbürgermeisterin Katharina Pötter und IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf startet am Sonntag zu einer Delegationsreise in das Vereinigte Königreich. Reisestationen sind Birmingham und die Osnabrücker Partnerstadt Derby.
Die Teilnehmer aus Wirtschaft und Politik werden sich vor Ort einen Eindruck über die aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen in Großbritannien fünf Jahre nach dem Brexit machen. Zudem sollen bestehende Kontakte, insbesondere zur Osnabrücker Partnerstadt Derby, gepflegt und neue geknüpft werden. Neben Gesprächen mit Vertretern aus Politik und Wirtschaftsförderung stehen Besuche bei Unternehmen auf dem Programm, unter anderem bei der Niederlassung der Osnabrücker Titgemeyer GmbH & Co. KG in Tipton.
Großbritannien ist nach wie vor einer der wichtigsten Handelspartner Deutschlands. Nach dem Brexit war das Vereinigte Königreich von Rang 5 der deutschen Außenhandelspartner auf den 11. Platz abgerutscht. Fünf Jahre nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU haben sich die wirtschaftlichen Beziehungen nun wieder positiv entwickelt. Mit einem Handelsvolumen von 116,5 Mrd. Euro in 2024 ist Großbritannien mit Rang 9 wieder unter die Top-10-Außenhandelspartner Deutschlands zurückgekehrt. Aus dem IHK-Bezirk sind über 400 Unternehmen dort aktiv, über 30 Betriebe unterstützen ihre Geschäftsaktivitäten dort mit einer eigenen Niederlassung.

IHK und mO.: Lage im Einzelhandel weiterhin herausfordernd

Zum zehnten Mal haben IHK und die Marketing Osnabrück GmbH die Situation des Handelsstandorts Osnabrück untersucht. „Beim stationären Einzelhandel geht die Schere zwischen Innenstadt und Stadtrand immer weiter auseinander. Während der Umsatz in der Innenstadt 2025 gegenüber dem Jahr 2019 um 85 Mio. Euro gesunken ist, hat der Umsatz im übrigen Stadtgebiet um 119 Mio. Euro zugenommen“, berichtete Anke Schweda, IHK-Geschäftsbereichsleiterin Standortentwicklung. „Aktuell verzeichnen gerade die Oberzentren einen Abwärtstrend bei der Handelszentralität, also dem Verhältnis von Umsatz zur Kaufkraft. Allerdings fällt der Rückgang der Handelszentralität in Osnabrück mit – 10 Punkten höher aus als in Münster (- 8), Oldenburg (- 5) oder Bielefeld (- 5)“, so Schweda weiter.
Anhand der Sortimente verdeutlichte Schweda die Veränderungen des Konsumverhaltens der Osnabrücker Bevölkerung. Den größten Zuwachs verzeichnen Nahrungsmittel mit 87 Mio. Euro. Auch die Ausgaben für Körperpflegeprodukte (+ 17 Mio. €) und Alkoholische Getränke (+ 11 Mio. €) nehmen in Osnabrück 2025 gegenüber 2019 zu. Die höchsten Kaufkraftrückgänge verzeichnen Schuhe (- 3 Mio. €), bespielte Bild- und Tonträger (- 3 Mio. €) und Unterhaltungselektronik (- 4 Mio. €). „Diese Kaufkraftverschiebungen zwischen den Sortimenten begründen auch die Umsatzverlagerungen von der Innenstadt auf den Stadtrand. Denn die Sortimente mit den größten Zuwächsen sind in der Innenstadt nur in begrenztem Umfang vertreten“, erläuterte Schweda.
Als wichtige Maßnahmen zur Sicherung des Handelsstandortes Osnabrück sieht die IHK vor allem das Thema Erreichbarkeit, um gerade für auswärtige Kunden eine gute Anreise zu gewährleisten. Überlange Baustellendauern und politische Verkehrsbeschränkungen, wie aktuell an der Iburger Straße vorgesehen, wirkten sich tendenziell negativ aus. Aber auch die Aufenthaltsqualität hat einen hohen Stellenwert. „Die Stadt hat mit dem Quartiersmanagement in der Johannisstraße und dem 10-Punkte-Programm für mehr Sicherheit und Sauberkeit am Neumarkt bereits wichtige Maßnahmen zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität ergriffen. Damit die Osnabrücker Innenstadt weiterhin gut funktioniert, sind aber weitere Anstrengungen erforderlich, um Kunden und Gäste in die City zu locken. Wichtig sind dabei vor allem die Aufenthaltsqualität und besondere Erlebnismomente, die zum Wiederkommen animieren“, so Schweda. Wichtig sei auch, dass am Neumarkt zeitnah mit dem Abriss des städtebaulichen Miss- und langjährigen Leerstands begonnen wird.
„Die Passantenfrequenzen bewegen sich 2024 auf dem Niveau des Vorjahres. An fünf von sieben Messstellen liegt das Passantenaufkommen (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 1904 KB) inzwischen über dem Niveau von 2019“, informierte Alexander Illenseer, Geschäftsführer Marketing Osnabrück GmbH (mO.).
Herausfordernder für das mO.-Citymanagement und die Immobilienwirtschaft ist die Nachnutzung leerstehender Geschäftsräume. „Die Leerstandsquote (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 4732 KB) liegt weiterhin bei rund 9 Prozent. Aber gerade in den B- und C-Lagen stellt sich die Nachnutzung von Leerständen häufig schwierig dar. Angesichts der von der IHK beschriebenen schwierigen Rahmenbedingungen im Einzelhandel verwundert dies nicht. Aber auch die Immobilieneigentümer sollten bei längeren Leerstandszeiten hinterfragen, mit welcher Nutzung und zu welchen Konditionen noch ein gewerblicher Nutzer zu finden ist. Zur Wiederbelebung ungenutzter Geschäftsräume unterstützen wir mit unserem Projekt Pop-Up-Quartier (PUQ)“, erläuterte Illenseer.
Ansprechpartner:
IHK, Anke Schweda, Tel.: 0541 353-210, E-Mail: schweda@osnabrueck.ihk.de
mO., Alexander Illenseer, Tel.: 0541 323-4900, E-Mail: a.illenseer@marketingosnabrueck.de

Beschäftigungsanteil des öffentlichen Sektors überholt erstmals das Verarbeitende Gewerbe

Die Beschäftigung im öffentlichen Sektor wächst rasant – und das deutlich stärker als in der Privatwirtschaft. „Der öffentliche Dienst und die private Wirtschaft stehen immer stärker im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf. Eine aktuelle IHK-Auswertung der amtlichen Statistik ergab, dass die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im öffentlichen Sektor in der Region Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim seit Beginn der Corona-Pandemie um 12,9 Prozent gestiegen ist (Stichtag: 30. Juni 2019 bis 30. Juni 2024). Das entspricht einem Zuwachs von rund 12.200 Personen. Zum Vergleich: In der Privatwirtschaft lag das Wachstum im gleichen Zeitraum bei lediglich 2,8 Prozent (plus 9.100 Beschäftigte).
Grafik Beschäftigungsentwicklung
Besonders stark wuchs in der Region die Beschäftigung in der öffentlichen Kernverwaltung mit einem Plus von 14,9 Prozent. Im Vergleich dazu fiel sogar der Gesamtbereich Erziehung und Unterricht, Gesundheits- und Sozialwesen mit einem Anstieg von 12,5 Prozent ab.
Daraus ergibt sich innerhalb der Region eine spürbare Verschiebung der Beschäftigtenanteile: Der öffentliche Sektor stellt nun 24,4 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse in der Region – das ist ein Anstieg um 1,7 Prozentpunkte in nur fünf Jahren. Erstmals hat er mit seinem Anteil das Verarbeitende Gewerbe überholt. Dieses fällt auf 23,9 Prozent zurück, ein Rückgang von 0,7 Prozentpunkten gegenüber 2019.
„Der starke Beschäftigungsaufbau beim Staat bei gleichzeitiger Stagnation in der Industrie ist keine gute Entwicklung“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf. „Denn der öffentliche Dienst finanziert sich über Steuereinnahmen, die in der Privatwirtschaft erwirtschaftet werden. Wenn sich die Beschäftigungsstruktur immer weiter in Richtung Staat verschiebt, muss jeder Beschäftigte in der Privatwirtschaft für immer mehr öffentlich Bedienstete aufkommen.“
Die IHK fordert daher von der Politik in Bund, Ländern und Kommunen klare Signale zur Stärkung der Unternehmen. „Die Wirtschaft braucht Entlastungen – bei Steuern, bei Energiepreisen und vor allem bei der Bürokratie“, so Graf. Gerade ein mutiger Bürokratieabbau könne dabei helfen, die Beschäftigungsdynamik im öffentlichen Sektor zu bremsen.