Nord-West-Schienenmagistrale

Die Erreichbarkeit von Wirtschaftsregionen gehört zu den bedeutendsten Standortfaktoren. Die Qualität und Zukunftsfähigkeit der Mobilitätssysteme und -angebote beeinflussen in erheblichem Maße die Wettbewerbsfähigkeit der Regionen und ihrer Unternehmen. 
Der Schiene kommt eine immer wichtigere Rolle bei der Entwicklung klimaverträglicher Mobilitäts- und Logistikkonzepte zu. Ein leistungsfähiger Schienenpersonen- sowie Güterverkehr ist für die Wirtschaft im Nordwesten Deutschlands, zwischen den norddeutschen Bundesländern und Nordrhein-Westfalen, von großer Bedeutung. Daher haben die Handelskammern Bremen und Hamburg, die Industrie- und Handelskammern in Dortmund, Münster, Osnabrück und Lübeck sowie ihre Dachorganisationen, IHK NRW und IHK Nord, eine Kurzstudie zu Bedeutung und Ausbauoptionen der Nord-West-Schienenmagistrale erarbeiten lassen.
Die Nord-West-Schienenmagistrale ist bis zur langfristigen Fertigstellung der neuen Hochgeschwindigkeitstrasse Hamburg - Hannover - NRW die einzige direkte Schienenverbindung zwischen NRW und Hamburg. Auch danach bleibt sie alternativlos auf den Relationen von den Stadt- und Metropolregionen Münster, Osnabrück und Bremen in Richtung Hamburg/Schleswig-Holstein/Mecklenburg-Vorpommern und/oder in Richtung Rhein/Ruhr.
Sachstand
Die Nord-West-Schienenmagistrale (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 7581 KB) verbindet rund ein Viertel der deutschen Bevölkerung in den starken Wirtschaftsräumen Lübeck, Hamburg, Bremen, Osnabrück, Münster, Dortmund und Rhein-Ruhr. Sie ist für die durch sie verbundenen Regionen aber auch eine wichtige internationale Verbindungsachse zu den benachbarten europäischen Wirtschaftszentren.  Diese herausgehobene Bedeutung der Nord-West-Schienenmagistrale spiegelt sich in ihrem Ausbaustandard nur bedingt wider. In den letzten 50 Jahren wurde die Schieneninfrastruktur kaum weiterentwickelt. Der rund 42 Kilometer lange eingleisige Abschnitt zwischen Münster und Dortmund wirkt geradezu anachronistisch, insbesondere mit Blick auf die in den vergangenen 30 Jahren in anderen Teilen Deutschlands entstandenen Hochgeschwindigkeitsnetze.
Hinzu kommen an verschiedenen Stellen weitere Engpässe, die bereits heute, aber insbesondere vor dem Hintergrund der geplanten Angebotsausweitungen im Zuge des Deutschlandtaktes den Schienenverkehr [Schienenpersonenfernverkehr (SPFV), Schienenpersonennahverkehr (SPNV) und Schienengüterverkehr (SGV)] auf der Nord-West-Schienenmagistrale zunehmend behindern und ausbremsen. Diese Perspektive ist für die anliegenden Metropol- und Wirtschaftsregionen nicht hinnehmbar.
Auch das wichtige Ziel einer stärkeren CO2-Reduzierung im Verkehrssektor kann nur erreicht werden, wenn die Schieneninfrastruktur auf der Nord-West-Schienenmagistrale ertüchtigt und für ein in der Zukunft störungsfreies Miteinander von Regional-, Fern- und Schienengüterverkehr ausgebaut wird. Wir unterstützen daher nachdrücklich die zeitnahe Planung und Umsetzung der im Bundesverkehrswegeplan (BVWP) 2030 sowie in der Infrastrukturliste zum Deutschlandtakt enthaltenen Ausbauprojekte im Zuge der Nord-West-Schienenmagistrale.
Unsere Forderungen
•    Mit Blick auf das Fahrplan- und Betriebskonzept des Deutschlandtaktes und den Masterplan Schienenverkehr ist die Infrastruktur der Nord-West-Schienenmagistrale (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 7581 KB) so zu ertüchtigen, dass die zu erwartenden Angebotsausweitungen im Schienenpersonenfernverkehr (SPFV), im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) und im Schienengüterverkehr (SGV) hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit sichergestellt werden.
•    Es ist zu überprüfen, inwieweit die im Bundesschienenwegeausbaugesetz sowie in der Infrastrukturliste zum Deutschlandtakt enthaltenen Projekte ausreichen, um den ab dem Jahr 2030 auf der Nord-West-Schienenmagistrale zu erwartenden Schienenpersonen- und Güterverkehr zuverlässig und störungsfrei abzuwickeln. Hierbei sind unter dem Aspekt der Resilienz insbesondere die aktuellen Entwicklungen im Zuge des Alpha-E-Konzeptes sowie mögliche Verzögerungen bei der Umsetzung der neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke „Hamm – Hannover“ sowie „Hannover – Hamburg“ zu berücksichtigen.
•    In Abhängigkeit vom Ergebnis der o. g. Prüfung sind weitergehende Untersuchungen zu möglicherweise erforderlichen, ergänzenden Infrastrukturmaßnahmen auf der Nord-West-Schienenmagistrale durchzuführen, wie etwa der Ausbau von (weiteren) Teilabschnitten auf Tempo 200/230 km/h oder der Bau zusätzlicher Überholgleise.
Unsere Aktivitäten 
Konkrete Maßnahmen für den Ausbau der Nord-West-Schienenmagistrale von Dortmund über Münster, Osnabrück, Bremen und Hamburg bis nach Kiel und Lübeck haben sechs Industrie- und Handelskammern mit Staatssekretärin Susanne Henckel aus dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr im Dezember 2022 in Münster besprochen. „Wir brauchen dringend mehr Tempo und Qualität auf dieser wichtigen Schienenstrecke“, erklärte Uwe Goebel, Präsident der IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim. Teil der Forderungen der IHKs ist ein Prüfauftrag, inwieweit über die aktuell in den Infrastrukturplänen des Bundes enthaltenen Projekte hinaus weitere Maßnahmen erforderlich sind. Dazu könnte etwa eine Erhöhung der Streckengeschwindigkeit auf 200 km/h oder mehr sowie der Bau zusätzlicher Überholgleise gehören. Gerade die 42 Kilometer zwischen Münster und Lünen/Dortmund sind ein eingleisiger Engpass, der massive Folgen auf die überregionale Attraktivität der Gesamtstrecke hat. Die Forderungen der IHKs basieren auf den Ergebnissen einer von ihnen beauftragten und von SCI Verkehr (Hamburg/Köln) erarbeiteten Kurzstudie zu Bedeutung und Ausbauoptionen der Nord-West-Schienenmagistrale. „Wir unterstützen die Ziele des Deutschlandtaktes. Um diese Ziele im Schienenpersonen- und güterverkehr zu erreichen, sind mehr Investitionen in die Infrastruktur nötig als bislang vorgesehen“, erläuterte IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf. Staatssekretärin Susanne Henckel begrüßte die überregionale Initiative der IHKs und sagte die Unterstützung des Ministeriums zu: „Der Deutschlandtakt ist ein Paradigmenwechsel in der Infrastrukturplanung. Ziel ist eine leistungsfähige und zuverlässige Infrastruktur. Mit der Umsetzung des Deutschlandtakts machen wir auch die Nord-West-Schienenmagistrale fit für besser vernetzte Angebote und mehr Kapazitäten auf der Schiene. Die dafür notwendigen Ausbaumaßnahmen treiben wir gemeinsam mit unseren Partnern zielgerichtet in Etappen voran.“
Auf der Regionalkonferenz NRW am 10. August 2023 in Münster unterzeichneten Bund, Land, Deutsche Bahn AG und Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe eine Rahmenvereinbarung zum Ausbau der Bahnstrecke Münster – Lünen. Die Maßnahmen umfassen u.a. den vollständigen zweigleisigen Ausbau des Teilstücks Werne an der Lippe – Münster-Amelsbüren sowie eine durchgehende Geschwindigkeitserhöhung auf bis zu 200 km/h. Ein wichtiger Schritt für die Nord-West-Schienenmagistrale.