West-Ost-Achse: Schienenverbindung Amsterdam - Berlin

  • WIE ES IST
Die Schienenverbindung auf der West-Ost-Achse zwischen Amsterdam – Bad Bentheim – Rheine – Osnabrück – Hannover und Berlin ist sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr von großer regionaler Bedeutung. Sie verbindet nicht nur die Hauptstädte der Niederlande und der Bundesrepublik Deutschland, sondern auch die Teilregionen entlang dieser Strecke. Aktuell wird sie im Schienenpersonenfernverkehr wie auch im Nahverkehr in einem Zwei-Stunden-Takt bedient. Da die Nahverkehrszüge keine exakte Zwischenlage haben, kann es beispielsweise auf dem Weg von Hannover zurück nach Osnabrück bis zu 90 Minuten dauern, bis der nächste Zug fährt. In dieser Zeit wäre man mit dem Auto bereits zurück an seinem Schreibtisch in/um Osnabrück.
Das Zugmaterial, das derzeit zum Einsatz kommt, ist veraltet. Dies bringt nicht nur Beeinträchtigungen beim Fahrkomfort mit sich, sondern ist auch mit einer erhöhten Störanfälligkeit verbunden. Die Strecke zwischen Bad Bentheim und Löhne ist aktuell nur für eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h zugelassen. Im weiteren Verlauf in Richtung Hannover können die Züge abschnittsweise bis zu 200 km/h fahren. Entlang der Strecke gibt es zahlreiche Lücken in der Mobilfunkversorgung, was ein störungsfreies Arbeiten während der Zugfahrt erheblich beeinträchtigt.
Zwischen Wunstorf und Minden besteht ein zweigleisiger Abschnitt. Dieser ist deutlich überlastet und lässt aktuell keine zusätzlichen Zugfahrten auf der West-Ost-Achse zu. Der Ausbau auf eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h zwischen Osnabrück und Löhne sowie 160 km/h zwischen Osnabrück und Bad Bentheim wurde bei der Bedarfsplanprüfung als unwirtschaftlich verworfen. Leider wurde in diesem Zusammenhang nicht geprüft, ob ein durchgängiger Ausbau auf 160 km/h eine bessere Wirtschaftlichkeit erzielt hätte.

  • WIE ES SEIN SOLLTE
Im Jahr 2019 hat die Deutsche Bahn beim spanischen Hersteller neue Zugsysteme vom Typ ECx beauftragt. Diese sollen ab Ende 2023 zuerst auf der West-Ost-Achse zum Einsatz kommen und einen Fahrkomfort auf ICE-Niveau bieten. Da die neuen Züge stärker beschleunigen, über eine höhere Endgeschwindigkeit verfügen und der zeitaufwändige Lokwechsel in Bad Bentheim entfällt, verkürzt sich die Fahrzeit zwischen Amsterdam und Berlin um 30 Minuten, davon entfallen etwa 15 Minuten auf den deutschen Streckenabschnitt zwischen Bad Bentheim und Berlin. Damit würde eine langjährige Forderung unserer IHK endlich umgesetzt.
Ebenfalls seit vielen Jahren setzt sich unsere IHK für eine stündliche Fernverkehrsbindung in Richtung Hannover und Berlin ein. Mit dem am 30. Juni 2020 vorgestellten 3. Gutachterentwurf für den Deutschlandtakt könnte diese Forderung einen wesentlichen Schritt in Richtung Umsetzung geschafft haben. Allerdings handelt es sich bislang nur um einen Gutachterentwurf, der noch keinen verbindlichen Fahrplan darstellt. Vielmehr wird auf Basis dieses Entwurfs geprüft, welche Infrastrukturprojekte erforderlich sind, damit ein solcher Taktfahrplan mit sicheren Anschlüssen und kurzen Wartezeiten auch in Deutschland umgesetzt werden könnte. Ein wesentliches Projekt dabei ist eine neue Schnellfahrtrasse zwischen Hamm – Bielefeld und Hannover. Diese würde den bestehenden Schienenengpass zwischen Wunstorf und Minden maßgeblich entlasten und so für zusätzliche Kapazitäten sorgen. Ob und wann diese Schnellfahrstrecke allerdings realisiert sein wird, ist noch nicht absehbar. Denn entlang des geplanten Trassenverlaufs gibt es erhebliche Widerstände. Angesichts einer durchschnittlichen Dauer von Schienenprojekten von 15 Jahren zwischen Planungsbeginn und Inbetriebnahme erscheint angesichts der Größe und Komplexität dieses Vorhabens eine Realisierung kaum vor dem Jahr 2040 realistisch.

  • IHK-POSITION (Regionalpolitische Positionen Region Osnabrück, Stand 12/2019)
Zur Optimierung der Schieneninfrastruktur und des Schienenverkehrs sind folgende Maßnahmen wichtig:
  • West-Ost-Achse durch Einführung eines Stundentaktes stärken
  • Schieneninfrastruktur zwischen Bad Bentheim und Löhne für eine zulässige Höchstgeschwindigkeit von zunächst 160 km/h ertüchtigen
  • Zugmaterial modernisieren
  • Nah- und Fernverkehr an ausgewählten Bahnhöfen besser verknüpfen
  • Komfort und Zuverlässigkeit bei Umstiegen steigern
  • Barrierefreiheit in den Bahnhöfen sicherstellen
  • Flächendeckende Verfügbarkeit von mobilem Internet und Mobilfunk in den Zügen sicherstellen