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Erfolgsfaktor Berufliche Weiterbildung
von Maria Deuling, IHK
Im Bereich der beruflich Aus- und Weitergebildeten zeichnen sich seit Jahren Fachkräfteengpässe ab. Hauptursachen sind die demografische Entwicklung und der ungebrochene Trend zu Hochschulabschlüssen. Wir möchten Ihnen Beispiele aus der Region vorstellen, die zeigen: Setzen Unternehmen, Auszubildende und Berufstätige früh auf berufliche Weiterbildung, können alle profitieren.
Angesichts der Vielfalt an Ausbildungsplatzangeboten und beruflichen Möglichkeiten befinden sich Unternehmen im Wettbewerb um Schulabgänger und Fachkräfte. Werden Weiterbildungen parallel zu Ausbildung und Beruf ermöglicht, kann dies alle Beteiligten stärken. Im Bereich der beruflichen Ausbildung sind es vor allem drei Themenschwerpunkte, die so relevant wie interessant für Auszubildende sind: die Internationalisierung, die Digitalisierung und die Nachhaltigkeit.
Zusatzqualifikation „Europakaufmann/-frau“:
Ausbildungsbetriebe können mit interkulturellen Themen und Auslandsaufenthalten bei Bewerbern punkten. Das weiß auch die Deutsche Windtechnik GmbH & Co. KG, bei der Alina Masselink im zweiten Lehrjahr eine Ausbildung zur Bürokauffrau absolviert. Die Besonderheit: In Abstimmung mit ihrem Arbeitgeber bildet sie sich parallel an den Berufsbildenden Schulen am Pottgraben zur Europakauffrau weiter. Neben ihrer Ausbildung stehen für sie Wirtschaftsenglisch, als zweite Fremdsprache Spanisch, der Computerführerschein, der IHK-Zertifikatslehrgang „Internationale Geschäftsprozesse“ und ein Auslandspraktikum auf der Agenda.
Unser Foto entstand im Trainingszentrum der Deutschen Windtechnik GmbH & Co. KG in Bissendorf. Alina Masselink (l.) ist Auszubildende zur Kauffrau für Büromanagement und absolviert die Zusatzqualifikation zur Europakauffrau. Hier mit ihrer Ausbilderin Nina Nolte.
„Meine Motivation für diesen Abschluss waren neben meinen Interessen am internationalen Marketing und der Verbesserung meiner Sprachkenntnisse auch meine beruflichen Möglichkeiten nach der Ausbildung zu erweitern“, sagt Alina Masselink. Dank des erworbenen Wissens könne sie besser mit internationalen Kunden kommunizieren, internationale Marketingstrategien entwickeln und habe gelernt, Import-, Export- und Zollvorschriften anzuwenden. Auch für das Auslandspraktikum gibt es bereits Pläne. Die 22-Jährige wird es bei einer der Schwestergesellschaften der Deutschen Windtechnik in den Niederlanden oder Frankreich absolvieren. Von der Lust auf Weiterbildung profitiert auch der Ausbildungsbetrieb. „Unsere Nachwuchskräfte schauen über den Tellerrand und bringen neue Ideen für unsere Geschäftsprozesse sowohl im In- als auch im Ausland ein“, sagt Ausbilderin Nina Nolte. Zudem würde die Zusatzqualifikation die Selbstorganisation fördern und auch das Planen von Terminen und Lernzeiten seien bei den Teilnehmern besonders ausgeprägt.
Zusatzqualifikation „Energiescout (IHK)“ und „KI-Scout (IHK)“:
Wird erfragt, welche Themen die Berufswahl beeinflussen, so gibt es immer wieder zwei Nennungen: Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Genau diese Punkte haben auch in alle neugeordneten Berufe nach dem Jahr 2021 Eingang gefunden: Als sogenannte Standardberufsbildpositionen sind sie heute Teil der Ausbildungsordnungen. Wer auf das Standardwissen aufsatteln möchte, kann in beiden Bereichen Zusatzqualifikationen per Weiterbildung erwerben. Gebrauch davon macht die Utz Group GmbH aus Schüttorf. Sie bietet ihren Auszubildenden an, sich zum „Energiescout (IHK)“ zu qualifizieren und so aktiv beim Energiesparen zu helfen. „Das Thema Energieeinsparung interessiert mich generell sehr, weil selbst kleine Veränderungen eine große Wirkung haben können“, berichtet Simon Thannhäuser, der bei Utz zum Kunststoff- und Kautschuktechnologen ausgebildet wird. Durch die Weiterbildung habe er gelernt, laufende Prozesse gezielt zu beobachten, um Energieverluste zu erkennen und Optimierungspotenzial zu entdecken. Mittlerweile achte er automatisch darauf, wo Energie verschwendet würde und wie Verbesserungen vorgenommen werden können.
„Mir ist es wichtig, dass unsere Auszubildenden ihren Horizont erweitern und das Unternehmen aus einer neuen Perspektive betrachten können. Dadurch sind schon verborgene Talente sichtbar geworden“, erklärt Dietrich Mantel, der bei Utz die künftigen Kunststoff- und Kautschuktechnologen ausbildet. „Energiescout (IHK)“ zu werden, biete man Auszubildenden aller Fachrichtungen an. Profitieren würden alle, auch die erfahrenen Mitarbeiter.
Neu ist der Lehrgang zum KI-Scout (IHK), der Auszubildenden grundlegende Kenntnisse und Fähigkeiten im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) vermittelt. Sie lernen, das Potenzial von KI zu erkennen, die Technologie zu verstehen und verschiedene KI-Tools sicher anzuwenden und bei der Umsetzung von KI-Projekten zu unterstützen.
Karriere mit beruflicher Weiterbildung:
Ilka Höllmer erreichte mit der Fortbildung zur Industriemeisterin eine Führungsposition in der Lebensmittelindustrie
Eine Berufsausbildung bietet von Anfang an Sicherheit und Aufstiegschancen. Wer eine berufliche Karriere anstrebt, sollte sich nicht nur über die Aus-, sondern auch über Fortbildungsmöglichkeiten im angestrebten Beruf informieren. Mit einer anschließenden Fortbildung zum Meister, Fachwirt oder Betriebswirt steht man als „Bachelor oder Master Professional“ auf einer Stufe mit Hochschulabsolventen.
Genau das zeigt auch der berufliche Werdegang von Ilka Höllmer von der Fuchs GmbH & Co. KG in Dissen a. T. W. Ilka Höllmer hat ursprünglich Gärtnerin gelernt, wechselte als Quereinsteigerin in die Lebensmittelindustrie und entwickelte ein wachsendes Interesse an den Prozessen in der Produktion. Sie sagt: „Ich wollte mehr Verantwortung übernehmen, mich weiterentwickeln und meine berufliche Zukunft sichern.“ Die Fortbildung zur Industriemeisterin der Fachrichtung Lebensmittel habe ihr die ideale Möglichkeit geboten, Fachwissen zu vertiefen und die organisatorischen Fähigkeiten auszubauen, um den Einsatz von Betriebsmitteln und Personal zu planen.“
Finanziert hat sich Ilka Höllmer die Weiterbildung über das Aufstiegs-BaföG, das einkommens- und vermögensunabhängige Zuschüsse sowie zinsgünstige Darlehen zur Deckung der Fortbildungskosten bietet. Nach ihrem Abschluss bekam Höllmer eine Führungsposition als Schichtmeisterin und wechselte später als Ausbildungsleiterin in den HR-Bereich. Zusätzlich hat sie ihre kaufmännischen und arbeitspädagogischen Kenntnisse durch die Qualifizierungen zur technischen Betriebswirtin verbessert. Als ihr alter Arbeitgeber den Produktionsstandort am Standort Dissen aufgab, wechselte sie zur Fuchs Gruppe, kehrte in die Produktion zurück und übernahm dort die Ausbildung. Hier begleitet sie technische Projekte und fungiert als Bindeglied zwischen den technischen und wirtschaftlichen Anforderungen im Betrieb.
„Die Unternehmen profitieren von beruflich Fortgebildeten durch die schnelle Einarbeitung und ein breites Einsatzgebiet. Sie verfügen über das entsprechende Fachwissen, das im Idealfall auf die verschiedene Anforderungen angewendet werden kann“, betont Dietmar Eckjans, Werkleiter Fuchs GmbH & Co. KG.
Unternehmen können vielfältig unterstützen:
Unternehmen unterstützen die Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden auf verschiedene Weise. Ideell, wie bei Ilka Höllmer: Sie konnte an Unterrichtstagen die Schichten tauschen oder früher Feierabend machen. Oder finanziell, wie bei Andreas Janzing von der Sparkasse Osnabrück, der eine Fortbildung zum Bilanzbuchhalter absolvierte. „Es bestand ein beidseitiges Interesse an dieser Fortbildung und einer Spezialisierung“, sagt Janzing, und: „Die Entscheidung für die Fortbildung zum Bilanzbuchhalter war für mich ein bedeutender Schritt in meiner beruflichen Laufbahn.“ Sein Ziel sei gewesen, rechnungslegungsrelevante Kenntnisse zu vertiefen und sich in diesem Bereich zu spezialisieren. Natürlich habe dabei auch die Aussicht auf höher qualifizierte Aufgaben und bessere Karrierechancen eine große Rolle gespielt: „Rückblickend kann ich sagen, dass ich meine ursprünglichen Ziele durch die Fortbildung erreicht habe.“
Die vermittelten Themen seien für seinen Tätigkeitsbereich sehr relevant gewesen: „Sie halfen, betriebliche Entscheidungen zu treffen und diese für die Managementebene vorzubereiten.“
Nach der Fortbildung konnte Andreas Janzing bei seinem Arbeitgeber weiter aufsteigen: Er bekam die inhaltliche Verantwortung für den Steuerfachbereich und leitete Projekte. 2020 wurde er zum Stellvertreter der Abteilung Rechnungs- und Meldewesen ernannt. Seit Mai 2024 führt er diese Abteilung bei der Sparkasse Osnabrück. „Diese Position war immer mein Ziel, und die Fortbildung hat maßgeblich dazu beigetragen.“
Andreas Janzing hat als Bilanzbuchhalter bei der Sparkasse Osnabrück Karriere gemacht.
Ein Gewinn für alle:
Andreas Janzing hat als Bilanzbuchhalter bei der Sparkasse Osnabrück Karriere gemacht.
Unsere Beispiele zeigen, dass Absolventen von Karrieremöglichkeiten der beruflichen Weiterbildung profitieren und Unternehmen von Fachwissen und Innovationskraft. llka Höllmer und Andreas Janzing engagieren sich heute auch als Prüferin und Prüfer in der Fortbildung. Sie ermöglichen damit künftigen Führungskräften den Start in ein neues Arbeitsleben und hervorragende Entwicklungsmöglichkeiten. Unsere Einladung an Sie: Rufen Sie uns an und informieren Sie sich, wie auch Sie berufliche Weiterbildungen nutzen können!
Kontakt

Dr. Maria Deuling
Aus- und Weiterbildung
Teamleiterin Weiterbildungsprüfungen, Sach- und Fachkundeprüfungen, Unterrichtungen I Projektleiterin Internes Qualitätsmanagement und Controlling