Migrant Founders Monitor 2022

Gründerinnen und Gründer mit Migrationshintergrund sind in Deutschland wichtige Innovationstreiber und bedeutender Wirtschaftsfaktor. Mit dem Migrant Founders Monitor rücken der Startup-Verband und die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit dieses Thema in den Fokus - der Report zeigt, wo wir stehen und welche Chancen ungenutzt bleiben.
Migrant Founders sind zentraler Teil des Startup-Ökosystems in Deutschland
22 Prozent der Startup-Gründerinnen und Gründer in Deutschland haben einen Migrationshintergrund und stellen somit einen signifikanten Teil des Startup-Ökosystems. Die Mehrheit darunter machen mit 59 % die Migrant Founders der ersten Generation aus: Sie sind im Ausland geboren und verfügen über eigene Migrationserfahrung. In dieser Gruppe zeigen sich Potenziale und Herausforderungen besonders deutlich und der Migrant Founders Monitor 2022 legt dort den Schwerpunkt. 
Internationale High-Potentials gründen in Deutschland
Mit einem Akademikerinnen- und Akademikeranteil von 91 Prozent heben sich die Migrant Founders der ersten Generation vom Startup-Ökosystem insgesamt ab (85 Prozent). Der Großteil bringt dabei gründungsrelevante Expertise in den Bereichen Wirtschaft und MINT mit. Darüber hinaus ist das Startup-Mindset hier ausgeprägter: Migrant Founders der ersten Generation haben häufiger Exit-Ambitionen und streben für ihre Unternehmen höhere Bewertungen an. Das zeigt sich insbesondere bei denjenigen, die im Ausland studiert haben und tendenziell später nach Deutschland gekommen sind: hier wollen 40 Prozent eine Unternehmensbewertung von mindestens 100 Millionen Euro erreichen – gegenüber 25 Prozent im Startup-Ökosystem insgesamt.  
Aufgrund mangelnder Finanzierung wachsen Startups von Migrant Founders langsamer
Diesen Potenzialen stehen deutliche Herausforderungen beim Wachstum gegenüber, was unter anderem geringere Mitarbeitendenzahlen verdeutlichen. Ein wesentlicher Grund dafür ist die fehlende Kapitalausstattung: Nur ein Drittel der Migrant Founders erster Generation konnte auf staatliche Fördermittel zurückgreifen – das sind 10 Prozentpunkte weniger als im allgemeinen Durchschnitt. Eine ähnliche Diskrepanz zeigt sich beim Venture Capital: Lediglich 15 Prozent der Migrant Founders der ersten Generation haben bisher eine solche Finanzierung erhalten, gegenüber 20 Prozent im allgemeinen Startup-Schnitt – obwohl sie diese Form der Wachstumsfinanzierung häufiger anstreben.
Fehlende Netzwerke sind zentrale Hürde
Für 35 Prozent der Migrant Founders erster Generation stellen fehlende Netzwerke eine zentrale Herausforderung bei der Gründung dar – für Gründerinnen und Gründer, die im Ausland studiert haben, liegt der Wert sogar bei 57 Prozent. Hier zeigt sich, wie wichtig Initiativen und Programme zur gezielten Vernetzung ambitionierter Gründerinnen und Gründer mit Migrationshintergrund sind – gerade mit Blick auf die Attraktivität Deutschlands als Startup-Standort.
Standortfaktor Offenheit – Stereotype und Vorurteile schwächen Attraktivität
Ein Drittel der Migrant Founders der ersten Generation hat im Zuge der Gründung rassistische Erfahrungen gemacht. Auffällig ist dabei der mit 51 Prozent deutlich höhere Anteil bei denen, die im Ausland studiert haben und damit meist später nach Deutschland gekommen sind. Im Fokus stehen dabei Behörden und Ämter, aber auch im Kontakt mit Banken sowie Investorinnen und Investoren gibt es Probleme. Hier heißt es für die relevante Institutionen, aber auch für das Startup-Ökosystem selbst, Vorurteilen entgegenzuwirken und so den Standort Deutschland insgesamt zu stärken.
(Quelle: Bundesverband Deutsche Startups e.V.)