Wie Unternehmen im Land die Energiewende sehen

Das aktuelle IHK-Energiewende-Barometer für Baden-Württemberg zeigt: Die Wirtschaft im Südwesten bleibt skeptisch. Hohe Energiepreise, wachsende Bürokratie und fehlende Planungssicherheit bremsen Investitionen und belasten die Wettbewerbsfähigkeit.
Die Energiewende wird von den Betrieben im Land nach wie vor eher als Belastung denn als Chance wahrgenommen. Auf einer Skala von –100 bis +100 liegt die Bewertung aller Branchen bei –9, in der Industrie sogar bei –23. Zwar ist die Skepsis geringer als in den Vorjahren, von Entwarnung könne aber keine Rede sein, betont BWIHK Präsident Jan Stefan Roell: „Es herrscht nach wie vor große Unsicherheit bei den Betrieben, das Vertrauen in die Energiepolitik fehlt.“ Vor allem die anhaltend hohen Gas- und Strompreise setzen den Unternehmen zu. Fast drei von zehn Betrieben verschieben Investitionen in zentrale Prozesse, mehr als 20 Prozent können weniger Mittel in Klimaschutzprojekte stecken. Besonders in der Industrie wirkt sich das spürbar auf die Zukunftsfähigkeit aus.

Investitionsstau und Standortrisiken

Immer mehr Betriebe denken über Produktionsverlagerungen nach: Rund 20 Prozent erwägen einen Schritt ins Ausland, mehr als je[1]der zehnte Betrieb hat diesen bereits vollzogen. Große Industrieunternehmen mit über 500 Beschäftigten sind besonders betroffen. „Mit Blick auf die Zahlen müssen wir daran appellieren, dass endlich ein Um denken stattfindet“, warnt Roell. Die Wirtschaft benötige eine verlässliche Energieversorgung und wettbewerbsfähige Preise. 71 Prozent der Südwestbetriebe bemängeln außerdem zu viel Bürokratie bei Energie- und Klimaschutzmaßnahmen, 62 Prozent sehen mangelnde Planbarkeit der Energiepolitik als zentrales Hindernis, 43 Prozent kämpfen mit langen Genehmigungsverfahren. Gleichzeitig investieren viele Betriebe seit Jahren in Effizienzsteigerungen – doch die politischen Rahmenbedingungen bremsen.

Appell an die Politik

Aus Sicht der Wirtschaft braucht es jetzt entschlossenes Handeln: Senkung von Steuern und Abgaben auf Energie, Ausbau von Netzen und Wasserstoff-Infrastruktur sowie Technologieoffenheit. „Die Wirtschaft im Land ist bereit für den Wandel“, fasst Roell zusammen. „Aber sie erwartet von der Politik endlich bessere Rahmenbedingungen mit weniger Regulatorik und planbaren, wettbewerbsfähigen Energiemärkten.“
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