Ein Traditionshaus im Umbruch

Max Heimann ist seit eineinhalb Jahren Teil der Geschäftsführung der Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft (FFG). Mit der Wirtschaft sprach er über die Pläne für das neue Werk in Handewitt, die Stolperfallen, die das große Wachstum des Unternehmens birgt, und darüber, wie er sich in der für ihn völlig fremden Rüstungsbranche eingelebt hat.
Max Heimann, Geschäftsführer Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft
Max Heimann, Geschäftsführer Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft © IHK/Boye
Sie waren vorher CEO bei einem digitalen Fahrrad- und Outdoorhändler in Stuttgart. Wieso der Branchenwechsel?
Zum einen hat mich gereizt, den Generationenwechsel von einem langjährigen Geschäftsführer mit Norbert Erichsen hin zu zwei Geschäftsführern mit Jörg Kamper und mir mitzugestalten. Zum anderen finde ich es herausfordernd, ein Unternehmen weiterzuentwickeln, das so stark wächst, und ein neues Werk – unsere Zukunftsfabrik, wie wir sie nennen – neu zu bauen und zu denken. Schließlich ist es eine spannende Industrie mit einer aktuell großen Dynamik.
Norbert Erichsen ist seit über 40 Jahren im Unternehmen und seit 30 Jahren Geschäftsführer. Wie füllen Sie diese Lücke?
Gar nicht. Es geht ja nicht darum, ihn eins zu eins zu ersetzen. Sein Wissen und Erfahrungsschatz bleiben uns erhalten, denn er hat sich zwar aus dem operativen Geschäft zurückgezogen, aber ab dem 1. Januar 2026 wechselt er in die Gesellschafter-Rolle. Es ist schon beeindruckend, wie die FFG unter Nobert Erichsen gewachsen ist. Er hat die Firma groß gemacht. Wir haben eine durchschnittliche Betriebszugehörigkeit von 22 Jahren. Ich finde, diese Loyalität sagt viel über unser Unternehmen aus.
Nur weil es aus schrecklichen Gründen eine Sonderkonjunktur in unserer Branche gibt, müssen wir darauf achten, nicht größenwahnsinnig zu werden. Deshalb passen wir auch bei der Planung des neuen Werks auf, auf einem gesunden Kurs zu bleiben.

Max Heimann

Und wie haben Sie sich als Fachfremder in die Rolle als neuer Geschäftsführer eingelebt?
Ich habe mit Norbert Erichsen zahlreiche Gespräche geführt, aber auch mit Mitarbeitenden, mir ihre Arbeit erklären lassen, die Technik – wie funktionieren unsere Fahrzeuge –, und dabei habe ich mich getraut, offensichtliche und einfache Fragen zu stellen. Trotzdem bleibe ich Kaufmann und werde nie Fahrzeuge konstruieren. Das macht Jörg Kamper mit unserem Konstruktionsteam. Er ist der Ingenieur. Die FFG ist zurzeit auf Wachstumskurs. Wo sehen Sie dabei die größten Stolperfallen? Für uns ist wichtig, dass unser Wachstum gesund bleibt. Wir müssen unser Brot- und Buttergeschäft weiter beherrschen und in der entsprechenden Qualität auf die Straße bringen. Als Partner der Bundeswehr setzen wir seit 60 Jahren Fahrzeuge instand, reparieren und modernisieren sie. Zudem bauen wir Systeme und Fahrzeuge in unserem Werk. Nur weil es aus schrecklichen Gründen eine Sonderkonjunktur in unserer Branche gibt, müssen wir darauf achten, nicht größenwahnsinnig zu werden. Deshalb passen wir auch bei der Planung des neuen Werks auf, auf einem gesunden Kurs zu bleiben.
Wie läuft es mit der Planung des neuen Werks in Handewitt?
Aktuell sind wir guter Dinge, dass wir zu Beginn des nächsten Jahres den Spatenstich für unsere Zukunftsfabrik setzen und Anfang 2027 mit der Produktion starten können. Das ist ein ambitionierter Zeitplan, der nur dank der guten Zusammenarbeit mit der Gemeinde, Verwaltung und Politik vor Ort möglich ist. Ich behaupte mal, wenn alle Gemeinden in Deutschland so ticken würden wie Handewitt, dann würde sich keiner mehr über Bürokratie beklagen.
Ich behaupte mal, wenn alle Gemeinden in Deutschland so ticken würden wie Handewitt, dann würde sich keiner mehr über Bürokratie beklagen.

Max Heimann

Was meinen Sie mit „Zukunftsfabrik“?
Es geht darum, unsere Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und unsere Zukunftsfähigkeit zu sichern. Wir fertigen dort nicht mehr einzeln, sondern in Serie. Es wird nicht wie in der Automobilbranche ein Auto nach dem anderen vom Fließband laufen, aber die Idee ist, dass vorne ein Stück Aluminium rein- und am Ende ein fertiges Fahrzeug rauskommt. Wir investieren einen hohen, gut dreistelligen Millionenbetrag dort – ein großes Investment für unsere Gesellschafter. Für die FFG ist das ein klares Bekenntnis zur Region.
Max Heimann (51) ist seit Mai 2024 Teil der Geschäftsführung der Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft. Vorher war Heimann Geschäfts- führer bei dem ehemals größten europäischen digitalen Händler für Fahrrad- und Outdoor- Produkte Internetstores sowie bei der Manufactum Gruppe. Davor verantwortete er die Konzernstrategie und das „E-Commerce Competence Center“ der Otto Group und war als Unternehmensberater für die Strategieberatung Oliver Wyman in München, London, Dubai und Hamburg tätig.