Power durch Praxis

Das Unternehmen H. Gautzsch baut auf Auszubildende. Zum Beispiel auf Henrik Averbeck. Der 36-Jährige leitet heute den Zentraleinkauf beim Großhändler für Elektrotechnik in Münster. Schon als Azubi hat er gelernt, Verantwortung zu übernehmen. | Protokoll: Dominik Dopheide
Nach meinem Wirtschaftsabitur war mir klar, dass es in diese Richtung weitergehen sollte. Allerdings wollte ich sofort in einem Unternehmen etwas lernen und bewegen, deshalb wäre ein normales Studium viel zu theoretisch gewesen. Das duale Studium aber bringt Theorie und Praxis unter einen Hut. Ich habe gleich im ersten Jahr meine Ausbildung zum Groß- und Einzelhandelskaufmann absolviert und gelernt, was man im Tagesgeschäft braucht. Fürs Studium der betriebs- und volkswirtschaftlichen Grundlagen war das Wochenende reserviert.
Wer gute Noten hat, muss studieren? H. Gautzsch zeigt, dass es noch einen anderen Weg gibt, um weit zu kommen.

Henrik Averbeck

H. Gautzsch ist ein stark wachsendes Unternehmen, hier ist immer Aufbruchstimmung. Damals standen der exponentielle Sortimentsausbau und die Daten- und Netzwerktechnik besonders im Blickpunkt. Die Kunden hatten begonnen, stärker online zu kaufen, deshalb haben wir die Datenqualität darauf ausgerichtet. Das waren spannende, anspruchsvolle Projekte. Ich habe es genossen, sie aktiv mitgestalten zu können. Oft bin ich nach der Berufsschule in die Firma gefahren, um an einem Projekt weiterzuarbeiten. Das hat sich ausgezahlt, denn ich habe in dieser Zeit Einblicke erhalten, die über den Ausbildungshorizont hinausgehen.

Pizza zur Sonderschicht

3000 Lieferanten auf der einen und 30 000 Kunden auf der anderen Seite - zwischen Einkauf und Vertrieb liegt eine ganze Menge. Entsprechend herausfordernd sind bei H. Gautzsch die Geschäftsvorgänge. Die Komplexität des Elektrogroßhandels lernt nur kennen, wer viele Bereiche durchläuft und versteht, wie ein Rad ins andere greift. Deshalb werden viele unserer Schlüsselpositionen mit hier Ausgebildeten besetzt.
Wer gute Noten hat, muss studieren? H. Gautzsch zeigt, dass es noch einen anderen Weg gibt, um weit zu kommen: sich nach einer Ausbildung stetig weiterzubilden und einen sehr guten Job zu machen. Natürlich war die Zeit des dualen Studiums zeitweise sehr intensiv, etwa, wenn zugleich Projekte in der Firma dringend fertiggestellt werden mussten. Das geht nur in einem hoch motivierten Team. Manches Mal haben wir abends um acht eine Pizza bestellt und in gemeinschaftlicher Arbeit an den Themen gearbeitet.
Henrik Averbeck
Entschied sich gegen ein Masterstudium: Henrik Averbeck leitet den Zentraleinkauf beim Elektrogroßhandel H.Gautzsch © Morsey/IHK Nord Westfalen
Bereits vor Abschluss des dualen Studiums hat mir der Arbeitgeber Karrierewege aufgezeigt. Das hat mich noch mehr motiviert. Ich habe mich gegen ein Masterstudium entschieden, denn für mich war ja die wichtigste und wertvollste Förderung, dass man mir schon früh Verantwortung übertragen hat. Deshalb bin ich sofort in den Vertrieb eingestiegen. Nach einem halben Jahr Hospitation in Niederlassungen in Bayern habe ich selbst die Niederlassungsleitung an einem unserer Standorte in Osnabrück übernommen. Bald schon die nächsten Entwicklungsschritte: Vertriebsleiter, Prokurist bis zum geschäftsführenden Gesellschafter. Nach rund zwei Jahren kam das Angebot, die Geschäfte der H.Gautzsch Zentraleinkauf GmbH & Co. KG zu führen.
Jetzt verantworte ich Produktmanagement, zentrales Angebotsmanagement, Datenorganisation und Disposition. In dieser Vielseitigkeit liegt für mich ein Reiz der Tätigkeit. In der Nachbetrachtung habe ich in meinem beruflichen Werdegang alles richtig entschieden.

Lust auf Verantwortung

Natürlich gab es immer mal wieder Situationen, in denen ich mir nicht ganz sicher war, ob das zu schaffen ist – zum Beispiel in jungen Jahren schon Personalverantwortung zu übernehmen für Kolleginnen und Kollegen, die seit 30 oder 40 Jahren im Betrieb sind. Mein Gegenmittel: akribische Vorbereitung. Die neuen Aufgaben kamen selten von einem Tag auf den anderen, ich hatte immer genug Zeit. Aus meiner Ausbildung habe ich mitgenommen, dass es Spaß macht, Verantwortung zu übernehmen. Jetzt, als Geschäftsführer, ist es mir wichtig, dass unsere Auszubildenden dieselbe Erfahrung machen können.

Henrik Averbeck - Karriereschritte

  • 2004 Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann im dualen Studium Betriebswirtschaft bei H. Gautzsch Großhandel GmbH & Co. KG in Münster
  • 2012 Niederlassungsleiter H. Gautzsch Elektro in Osnabrück
  • 2014 Vertriebsleiter bei Frommeyer + Ziegmeyer Osnabrück (ein Unternehmen der H. Gautzsch Gruppe), 2019 Berufung zum Geschäftsführer, 2020-2023 geschäftsführender Gesellschafter
  • 2017 Geschäftsführer H.Gautzsch eSales, 2020 bis heute geschäftsführender Gesellschafter
  • 2023 Geschäftsführer H. Gautzsch Zentraleinkauf