4 min
Lesezeit

Geerdete Spitzenkraft
Mit Talent, Motivation und Durchhaltevermögen ist Stefanie Eberhardt (42) deutsche Meisterin und Junioren-Weltmeisterin im Taekwon-Do geworden. Dass es mit diesen Qualitäten auch auf dem Ausbildungsweg hoch hinausgehen kann, hat das Vorstandsmitglied der Sparkasse Vest längst bewiesen. | Protokoll: Dominik Dopheide
„Du hast doch so ein gutes Abi. Willst du nicht Medizin studieren?“, schlug mein Onkel vor, ein Internist. Doch das hätte ich selbst finanzieren müssen, bei überschaubaren ökonomischen Rahmenbedingungen. Ich habe gesagt: „Lass mich erst mal mit einer Ausbildung anfangen und mit drei Jahren mehr Lebenserfahrung eine fundierte Entscheidung treffen.“
Damals war der Beruf Bankkauffrau total hip, aber ich hatte das Glück, mich zwischen mehreren Kreditinstituten entscheiden zu können. Bei der Sparkasse Castrop-Rauxel habe ich mich in den Bewerbungsgesprächen am wohlsten gefühlt. Ich habe dann festgestellt, dass der Beruf mir Spaß macht. Zudem habe ich gesehen, welche Fortbildungsmöglichkeiten die Sparkasse zu bieten hat. Schon in der Ausbildung habe ich das Ziel gefasst, an der Deutschen Sparkassenakademie den Abschluss zu machen, der weit oben steht: Diplom-Sparkassenbetriebswirtin.
Unternehmen statt Studium
Doch zuerst war Basiswissen zu erlernen. Und das dreht sich in der Sparkasse nicht nur um Zahlen. Es geht um Menschen, um Kommunikation. Als ich das Angebot erhalten hatte, die Ausbildungszeit zu verkürzen, und mir schon vor dem Abschluss ein unbefristeter Arbeitsvertrag und ein eigener Verantwortungsbereich in Aussicht gestellt wurden, habe ich beschlossen, im Unternehmen zu bleiben. Ich wollte ja finanziell auf eigenen Beinen stehen und mein Leben selbstständig organisieren. Mit einem Studium wäre ich wieder bei null gelandet. Außerdem kann ich mich sehr gut mit der Gemeinwohlorientierung der Sparkasse identifizieren. Sie ist für die Menschen da und hat den Auftrag, allen einen Zugang zu finanzwirtschaftlichen Mitteln zu ermöglichen.
Heute sehe ich das Thema Ausbildung aus der Vorstandsperspektive: Wir haben die Chance, vom ersten Tag an unsere Werte und Identität zu vermitteln.Stefanie Eberhardt
Umso enttäuschter war ich im ersten Moment, als ich nach dem Abschluss zur Betriebswirtin eine ausgeschriebene Stelle als Filialleiterin nicht bekommen habe. „Das Firmengeschäft ist eine bessere Basis für Ihren weiteren Weg“, lautete die Begründung. Rückblickend bin ich froh, dass ich diese Abzweigung nehmen durfte, denn so habe ich erlebt, wie spannend der Firmenkundenbereich ist.
Aber damals habe ich die Entscheidung nicht verstanden und bin mit entsprechender Gefühlslage zum Training gefahren. Taekwon-Do: Ohne diesen Sport wäre ich nicht da, wo ich heute bin. Die Silbe „Do“ steht für den geistigen Weg, da geht es um Werte wie Selbstdisziplin, Durchhaltevermögen und Integrität. „Steh auf und mach weiter“: Diese Haltung begleitet alle, die sich dem Taekwon-Do verschrieben haben. Als ich nach der Elternzeit in einem Arbeitsbereich in einer Stabsabteilung eingesetzt wurde, der neu für mich war, kam das „Do“ wieder ins Spiel. Jetzt waren regulatorische Anforderungen und Kreditprozesse mein Thema.
Im „Maschinenraum" gelernt
Ich war darüber zunächst nicht glücklich, habe die Herausforderung aber angenommen und den "Maschinenraum" der Sparkasse kennengelernt. Ich habe mich sogar auf die stellvertretende Abteilungsleitung beworben. In einer Sparkasse mit einer Bilanzsumme von acht Milliarden Euro Dinge zu verändern, ist nicht immer leicht. Man muss viele Menschen überzeugen. Das hat mir aber unwahrscheinlich viel Spaß gemacht.
Startete mit einer Ausbildung zur Bankkauffrau ins Berufsleben. Heute gehört Stefanie Eberhardt dem Vorstand der Sparkasse Vest an.
Stefanie Eberhardt - Karriereschritte
- 2004 Ausbildung zur Bankkauffrau in der Sparkasse Vest, Zweigstelle Castrop-Rauxel
- 2007 Studienabschluss Sparkassenakademie Münster: Sparkassenbetriebswirtin
- 2008 Regionale Firmenkundenbetreuung
- 2010 Abschluss Deutsche Sparkassenakademie Bonn: Diplom-Sparkassenbetriebswirtin
- 2011 Studienabschluss an der Hochschule der Sparkassen-Finanzgruppe (Bachelor)
- 2012 Studienabschluss an der Wirtschaftsuniversität Wien (Master)
- 2016 Stellvertretende Abteilungsleiterin Kreditsekretariat
- 2018 Direktorin Firmenkunden Castrop-Rauxel
- 2021 Abteilungsleiterin Vorstandsstab inklusive Kreditsekretariat
- 2024 Berufung in den Vorstand; verantwortlich für Firmenkundengeschäft und Treasury
Kontakt
Redaktion Wirtschaftsspiegel