Bildung und Fachkräftesicherung

IHK beruft über 3.300 ehrenamtliche Prüfer

Die Unternehmen in der Region können sich darauf verlassen, dass ihre Auszubildenden auch künftig praxisnah geprüft werden. Dafür sorgen exakt 3.330 ehrenamtliche Prüferinnen und Prüfer für die betriebliche Aus- und Weiterbildung, die jetzt von der IHK Nord Westfalen berufen worden sind. 300 von ihnen engagieren sich erstmals seit diesem Jahr in dem Ehrenamt, 300 weitere waren schon 2023 neu hinzugekommen. In den kommenden fünf Jahren übernehmen sie Verantwortung für mehr als 20.000 Zwischen-, Abschluss- und Fortbildungsprüfungen, die die IHK jährlich durchführt.

„Die bundeseinheitlichen IHK-Prüfungen sind ein Gütesiegel für hervorragend ausgebildete Fachkräfte, auf das sich Arbeitgeber von Flensburg über Coesfeld und Bottrop bis Passau verlassen können“, unterstrich Dr. Benedikt Hüffer. Der Präsident der IHK Nord Westfalen dankte den ehrenamtlichen Prüferinnen und Prüfern. „Sie investieren viel Zeit und Arbeit in die Zukunft junger Menschen und leisten so einen wichtigen Beitrag zum Gemeinwohl“, erklärte er. Ihre Fachkompetenz und Berufserfahrung stellten sicher, dass hohe Standards in den IHK-Prüfungen eingehalten würden. „Sie tragen damit dazu bei, dass Unternehmen die qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bekommen, die sie brauchen.“

Die ehrenamtliche Tätigkeit in den über 330 Prüfungsausschüssen wird vor allem von Fach- und Führungskräften aus Unternehmen sowie Lehrkräften der Berufskollegs geleistet. In der Emscher-Lippe-Region engagieren sich 1.078 Prüferinnen und Prüfer in 127 Ausschüssen, während im Münsterland 2.252 Prüferinnen und Prüfer in 199 Ausschüssen tätig sind. „Dieser große ehrenamtliche Einsatz und der wirtschaftliche Sachverstand, den die Prüferinnen und Prüfer einbringen, sind das Fundament der IHK-Arbeit“, betonte der IHK-Präsident. Ausdrücklich bedankte er sich bei den Unternehmen, die ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Prüfertätigkeit freistellen. Und er warb bei den IHK-Mitgliedsbetrieben, auch weiterhin das Engagement ihrer Fachkräfte in den Prüfungsausschüssen kräftig zu unterstützen. Dies liege im ureigenen Interesse der Unternehmen, denn ein entscheidendes Instrument zur Fachkräftesicherung sei die betriebliche Ausbildung. Darum werde die deutsche Wirtschaft international beneidet. „Dieses System funktioniert jedoch nur, wenn alle Beteiligten ihren Beitrag leisten – auch durch die Bereitstellung von Fachkräften für die Prüfungen“, erklärte Hüffer. Er würdigte zudem die Lehrkräfte an den Berufsschulen als „unverzichtbare Partner“ im Prüfungswesen.

Ausbildungsjahrgang 2024

Der Ausbildungsmarkt 2024 ist mit rund 2.600 neuen Azubis stabil geblieben gegenüber dem Vorjahr, durch einen Rückgang um rund 200 Ausbildungsplätze im Münsterland ist der IHK-Bezirk Nord Westfalen mit 2,5 Prozent hinter dem Ergebnis des Vorjahres geblieben.

Anhaltend hoch bleibt trotz gewachsener Zurückhaltung zum Ende des Jahres 2024 die Ausbildungsbereitschaft von Betrieben. Hoch ist auch die Zahl der unbesetzten und unbesetzbaren Ausbildungsplätze; die Zahl der Bewerber/-innen ist noch einmal gesunken. Das Ziel, aus eigener betrieblicher Ausbildung den Fachkräftenachwuchs zu gewinnen, ist weiterhin schwerer erreichbar, denn es melden sich noch zu wenige Bewerber/innen und es erfordert erhebliche Anstrengungen bei Betrieben, junge Menschen zu erreichen. Erneut beginnen jedoch landesweit mehr junge Menschen eine betriebliche Ausbildung als ein Studium; die Zahl der Abiturient/innen, die eine Ausbildung beginnen stieg ebenfalls. Nicht zuletzt bleibt die betriebliche Ausbildung für Studienaussteiger/innen attraktiv, sowie diese interessant sind für Betriebe.

Die Zahl der Ausbildungsbetriebe ist etwas langsamer, aber erneut gesunken (2,5 Prozent); in der Emscher-Lippe-Region um 1,3 Prozent. Obwohl die Zahl der Erstausbildungsbetriebe kontinuierlich leicht steigt, wird der Rückgang dadurch nicht kompensiert.

Ausbildungsberatung - Überwachen und Fördern der Ausbildung

Grafik mit Aufschrift "Wir bilden aus 2024 - Jetzt #könnenlernen"
Die Ausbildungsberatung setzt ihren hoheitlichen Auftrag (§ 76 BBIG) mit Betrieben und Berufsschulen um. Die zehn Ausbildungsberater/-innen der IHK Nord Westfalen haben 2024 bei rund 5.537 aktiv ausbildenden Betrieben mit 5.273 intensiven Betriebskontakten die Ausbildung gefördert, begleitet, sie überwacht und ist bei Verstößen eingeschritten.
Von den 4.439 Betriebsbesuchen waren erfreuliche 487 Erstberatungen. Damit ist die Zahl der Betriebe, die erstmals ausbilden wollen, anhaltend hoch. Diese Entwicklung ist eine gute Voraussetzung, um weiterhin rund ein Drittel des eigenen Fachkräftebedarfs in Nord Westfalen aus betrieblicher Ausbildung decken zu können. Aufgrund der demografischen Entwicklung und noch immer sinkender Zahlen an jungen Menschen, die von der Schule abgehen bleibt die Herausforderung groß, wie viele von ihnen für eine Ausbildung gewonnen werden können (u.a. mit der IHK-Kampagne #könnenlernen, durch Ausbildungsbotschafter/innen und Schulpartnerschaften).

Für Ausbildung motiviert auch die Aktion #ihkgeprüft, bei der Absolvent/-innen ihren Erfolg und ihre Freude darüber, die „Prüfung bestanden“ zu haben teilen; die IHK liefert die (Foto-) Hintergründe, um die Nachricht sofort über die Sozialen Medien zu verbreiten.

In rund 750 telefonischen Beratungen blieb bis in das neue Ausbildungsjahr hinein das drängendste Thema die passende Besetzung von Ausbildungsplätzen, leider ebenso häufig die Themen Leistung und Haltung von Azubis. Die Zahl der Ausbildungsabbrüche in der Probezeit stieg zum dritten Mal in Folge; mit dem Trend korrelierend, alle verfügbaren Bewerber/innen direkt in Ausbildung aufzunehmen. Die Zahl der Wechsler/innen von Betrieb und Beruf hat in 2024 einen neuen Höchststand erreicht. Die Ausbildungsberatung hat wie in den Jahren zuvor, Ausbildungsverhältnisse stabilisiert, Konflikte bereinigt und zwischen Ausbildungsbetrieb und Auszubildenden moderiert.

Prüferseminare

An den IHK-Seminaren zu Fragen rund um die Prüfung haben 201 Prüferinnen und Prüfer in ihrer Freizeit teilgenommen. Prüferinnen und Prüfer schätzten in den Schulungen die prüfungsrechtliche und prüfungspädagogische Unterstützung für ihr Ehrenamt. Die Seminare trugen auch zu fairen, effektiven und rechtssicheren Prüfungen bei.

Entwicklung: Prüferseminare

Jahr Anzahl
2024 201
2023 189
2022 412
2021 237
2020 127
Die Prüferseminare im Jahr 2025 finden Sie hier.

IHK-Kampagne: #Könnenlernen

Die Kampagne vermittelt im zweiten Jahr ein “Lebensgefühl Ausbildung”. Unter dem Motto Jetzt #könnenlernen haben sich bundesweit 79 Industrie- und Handelskammern auf ihre erste gemeinsame Azubi-Kampagne verständigt. Mit der guten Botschaft “Ausbildung macht mehr aus uns” werden junge Menschen auf Augenhöhe angesprochen. Kern der Kampagne sind inzwischen 14 echte Azubis (zum Start waren es 9). Im Frühjahr fand das zweite Casting statt. Die Azubis liefern für den eigenen Social-Media-Kanal auf TikTok Inhalte aus ihrem Ausbildungsalltag. @die.azubis hat inzwischen rund 58 000 Follower und über 1,3 Millionen Likes. Die beliebtesten Videos wurden bis zu 2,4 Millionen mal angesehen.

Die Kampagne aktiviert vor allem Betriebe und stellt ihnen Werbemittelpakete, Aktionen und Challenges im Design der Kampagne kostenfrei zur Verfügung. Damit soll bundesweit ein breites Bewusstsein für betriebliche Ausbildung geschaffen werden: um Betriebe und junge Menschen zusammenzubringen, Ausbildungsplätze zu besetzen und Fachkräfte auszubilden.

Azubitischlein Deck Dich! Mitmach-Aktion für Betriebe.
Dazu haben sechs digitale Infoveranstaltungen für Betriebe mit 122 Unternehmensvertretungen stattgefunden. Die Webinare finden alle zwei Monate statt, IHK-Betriebe können jederzeit in die Kampagne einsteigen. In 2025 wird ebenfalls alle 8 Wochen eine digitale Informationsveranstaltung für Unternehmen angeboten. Das umfangreiche Werbemittelpaket für Ausbildungsbetriebe steht als kostenfreier Download bereit. Materialien wurde 899 Mal von 675 Personen heruntergeladen. Das entspricht theoretisch (nicht messbar) 10Prozent der Ausbildungsbetriebe. Der digitale Sticker „Wir bilden aus“ wurde 354 Mal heruntergeladen.

Die Social media Challenge für Betriebe “‘AzubiReadyChallenge” wurde von der IHK Nord Westfalen als Konzept entworfen und von der Agentur umgesetzt, so dass die Challenge bundesweit realisiert wurde. Kampagnen-Flights waren die Werbeaktionen für mehr Ausbildung auf Bäckertüten in den Orten Münster, Gelsenkirchen und Bocholt sowie ein Infostand in den Shopping Arkaden Bocholt. Zudem wurde eine InApp-Werbung für den gesamten Kammerbezirk geschaltet. 526 Tsd Einblendungen haben stattgefunden. Dies hat zu über 15 Tsd Klicks auf die könnenlernen-Website der IHK NW geführt. Eine sehr gute Klickrate.

Die Kampagne war auf Ausbildungsmessen, Bestenehrungen und dem Fachkräftekongress sichtbar. Die Kampagne wird 2025 intensiv weiterentwickelt und alle IHK-Betriebe gut begleitet.

IHK-Fachkräftekongress

Bis zu sieben Millionen Arbeitskräfte werden bis 2035 in Deutschland fehlen, schätzt die Personalmanagement-Expertin Prof. Jutta Rump. Doch schon jetzt ist auf dem Arbeitsmarkt der Generationswechsel im vollen Gange.

Wie sich Unternehmen in diesem zunehmend härteren Wettbewerb um die besten Arbeitskräfte und Auszubildenden positionieren können, war deshalb das zentrale Thema beim 2. IHK-Fachkräftekongress in der Emscher-Lippe-Region, in Dorsten.

Als Weckruf wollte Prof. Jutta Rump ihren Vortrag verstanden wissen: Die jüngere Generation sei leistungsorientiert, habe aber einen anderen Blick auf die Arbeitswelt, erklärte sie den 150 Gästen. Auf deren Vorstellungen von Arbeitszeit und Arbeitsorten, von Sinnhaftigkeit, Sicherheit und Spaß an der Arbeit müssten sich Unternehmen einstellen. „New Work“ ist für Prof. Rump die Antwort auf ein „New Normal“: Veränderung durch Demografie, Digitalisierung oder Klimawandel wird hier zum Normalzustand. Über neue Wege in der Arbeitswelt wurde intensiv diskutiert und nun bleibt allen Gästen offen, bis zum nächsten Kongress diese Ideen auch umzusetzen.

INA - Impulse zur Nachwuchsakquise

Das Projekt INA bietet kleinen und mittleren Unternehmen praxisnahe Unterstützung in den Bereichen Ausbildungsmarketing, Azubi-Recruiting sowie Fachkräftegewinnung und -bindung.

Die erfahrenen IHK-Mitarbeitenden begleiten Betriebe durch individuelle Beratungen und liefern wertvolle Einblicke in aktuelle Trends und bewährte Methoden. Ergänzt wird das Angebot durch eine regelmäßige Webinar-Reihe, die mit kurzen, praxisorientierten Impulsvorträgen speziell auf die Bedürfnisse von Ausbildungspersonal und Personalverantwortlichen zugeschnitten ist.

Im Jahr 2024 haben mehr als 150 Unternehmensverantwortliche für Ausbildung und Personal die Webinar-Reihe regelmäßig besucht. Diese Impulse helfen Unternehmen, ihr Ausbildungsmarketing zu optimieren, den Zugang zur Zielgruppe zu erleichtern und flexibel auf die dynamischen Entwicklungen des Ausbildungsmarktes zu reagieren. INA steht für praxisorientierte Unterstützung und eine nachhaltige Fachkräftesicherung.

Teilqualifizierung – Chancen der Fachkräftesicherung

Der regionale Ausbildungskonsens Nord Westfalen unter Leitung der IHK treibt das Konzept zur Teilqualifizierung voran. Dabei werden die Inhalte eines anerkannten Ausbildungsberufes in Bausteinen absolviert und Menschen über 25 Jahre ohne Berufsabschluss erfolgreich zum Berufsabschluss geführt. Arbeitsagenturen und Jobcenter übernehmen Profiling und Coaching, die IHK macht Kompetenzfeststellungen und am Ende die Externenprüfung.

Im Teilqualifizierungsmodell werden vier IHK-Berufe abgebildet. Der Berufsabschluss kann auch begleitend zur Beschäftigung absolviert werden. Die Finanzierung erfolgt über das Sozialgesetzbuch (SGB). Die IHK hat 100 Kompetenzfeststellungen erfolgreich durchgeführt und es haben 13 Personen erfolgreich die Abschlussprüfung bestanden.

Ausländische Qualifikationen: Anerkennungsberatung

Nach dem Berufsqualifikationsfeststellungsgesetzes (BQFG) haben alle, die im Ausland einen Abschluss erworben haben, einen Anspruch auf Prüfung von deren Gleichwertigkeit. Die IHK führt für ihre Berufe eine so genannte Erstberatung durch, bevor ein endgültiger Antrag zentral durch die IHK-Anerkennungsstelle (IHK FOSA) in Nürnberg bearbeitet wird.

Die Anerkennungsberatung ist auch im Folgejahr weiterhin auf hohem Niveau, so sind weit über 700 Anfragen per Mail oder Telefon eingegangen. Dabei handelt es sich meist um Einzelpersonen; die Anfragen von Unternehmen für eine Beschäftigung ausländischer Fachkräfte nehmen im Vergleich zum Vorjahr zu. Weiterhin sind viele Verweisberatungen notwendig, da eine große Unsicherheit bei den Anfragenden hinsichtlich dessen besteht, ob die IHK oder eine andere Stelle zuständig ist, auch sind Kosten des Verfahrens häufig umsetzungshindernd.

Es wurden mehr als 60 reguläre Anerkennungsberatungen durchgeführt, an die sich der Antrag bei der IHK FOSA anschloss; deren Anerkennungsrate (volle oder teilweise Anerkennung) betrugen aufgrund der realistischen IHK-Vorberatung annähernd 100 Prozent.

Bei Antragsergebnissen mit einer teilweisen Gleichwertigkeit, erstellt die IHK einen Plan zur Anpassungsqualifizierung, mit dem Ziel der vollen Gleichwertigkeit durch Nachqualifizierung. Auch bei der Anpassungsqualifizierung nach einem Gleichwertigkeitsbescheid sind die Nachfragen gestiegen: es wurden rund 30 Anpassungsqualifizierungspläne erstellt. Die intensive und aufwendige Beratung von Unternehmen zur Einstellung ausländischer Fachkräfte nach dem modernisierten Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG sei 11/2023) hat ebenfalls sprunghaft und deutlich zugenommen. Rechtliche Hürden und die Zeitläufe der Verfahren lassen Unternehmen verzweifeln, und sie um die Hilfe der IHK bitten. So wurden mehr als 60 unternehmensspezifische und klärende Beratungen mit Unternehmen geführt.

IHK-Willkommensloten - Geflüchtete integrieren, Fachkräfteeinwanderung fördern

Mit der Modernisierung des Fachkräfteeinwanderungsgesetz 2024 wurde die Aufgabe, Menschen aus Drittstatten bei der Aufnahme einer Ausbildung in Deutschland zu unterstützen, dem Programmmodul der Willkommenslots/innen übertragen. Angesichts der beiden herausragenden Aufgaben Integration und Einwanderung sowie der stark steigenden Zahl an Anfragen dazu von Seiten der Unternehmen in Nord Westfalen sind seit Mitte 2024 weitere zwei Willkommenslotsen zu der seit 2016 tätigen Willkommenslotsin hinzugekommen.

Bis Ende 2024 wurde rund 180 Unternehmen beraten, und rund 40 Menschen in Ausbildung, Beschäftigung oder Einstiegsqualifizierung vermittelt; 30 von ihnen haben eine betriebliche Ausbildung aufgenommen. Der Anteil an Geflüchteten und Drittstaatlern war ähnlich hoch.

Die größte Herausforderung bei der Integration von Geflüchteten bleibt der zeitliche, personelle und verwaltungstechnische betriebliche Aufwand. Ein großes Hindernis im betrieblichen Alltag bleibt die sprachliche Verständigung. Willkommenslotsen unterstützen in all diesen Prozessen; dafür haben sie ein breites Netzwerk und pragmatische Lösungen.

Mit einer Online-Umfrage unter Ausbildungsbetrieben der Region wurden Interessen und Herausforderungen bei der Beschäftigung von Geflüchteten eruiert; um Unternehmen über spezifische Fragen der betrieblichen Integration von Geflüchteten zu informieren wurden mehr als ein halbes Dutzend Webinare durchgeführt. Auch über Fachkräfteeinwanderung wurde in Webinaren (länderspezifisch, nach Art der Einwanderung) intensiv informiert.

Um Beschäftigungsperspektiven für Unternehmen und Geflüchtete aufzuzeigen und einander kennenzulernen wurde mit den regionalen Jobcentern in Synchronisation mit dem bundesweiten Jobturbo vier so genannte Talk-Together-Veranstaltungen mit mehr als 180 Geflüchteten und 25 integrationsinteressierten wie erfahrenen Betrieben durchgeführt.
Gemeinsam mit dem Bundesamt für Migration und Flucht (BAMF) und, in der Pilotphase, mit Jobcenter Coesfeld wurde eine „Perspektivtour“ neu aufgesetzt, um die Arbeitsaufnahme von Geflüchteten strukturell deutlich zu beschleunigen. Geflüchtete können sich schon während des Integrationssprachkurses vor Ort in Unternehmen beruflich orientieren und Kontakte in die Berufswelt knüpfen. 4 Unternehmen haben daran teilgenommen, in 2 Touren wurden 20 Teilnehmende im betrieblichen Kontext auf mögliche, konkrete Perspektiven hingewiesen.

In einem aktuellen Projekt von Bezirksregierung und Polizeipräsidium Münster, versuchen die Willkommenslots/-innen Frauen und Mütter sowie junge Männer in der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE Münster) getrennt darüber, was ihnen eine Berufsausbildung und eine Beschäftigung für ihre Zukunft bringen kann. Auch dadurch sollen Geflüchtete früher geschlechterspezifisch an Beschäftigung oder Ausbildung herangeführt werden.

Aufgesetzt und begleitet wurde ein Projekt der Fachkräfteanbahnung für ausländische Azubis. Eine Schülergruppe des Centro Técnico Hondureño Alemán, einer technischen Berufsschule in Honduras, kam im Rahmen ihrer Berufsausbildung (Industriemechaniker, Elektroniker für Betriebstechnik) zum Ausbildungspraktikum in regionale Betriebe. Erstmals wurden die Möglichkeiten des überarbeiteten Fachkräfteeinwanderungsgesetz genutzt: durch stabile transnationale Beziehungen sollen Absprachen zu Sprache, Erwartungen und Standards auf beiden Seiten besser für die Einwanderung in Ausbildung getroffen werden.

Partnerschaft Schule-Betrieb

Im vergangenen Jahr vermittelte die IHK 46 neue Partnerschaften zwischen Schulen und Unternehmen. Die moderierten Kooperationsvereinbarungen schaffen eine faire und transparente Basis, die sowohl die Interessen der Schulen als auch die der Betriebe berücksichtigt: Schulen bieten ihren jungen Menschen praktische Erfahrungen und Einblicke ins Berufsleben und Unternehmen treffen auf Talente und profitieren von frischen Ideen und Potenzialen des Nachwuchses. Das partnerschaftliche Miteinander von Schulen und Betrieben macht Berufsorientierung realistisch, die Ausbildungsbereitschaft junger Menschen wird geweckt und die Frage der Ausbildungsreife gerät frühzeitig in den Blick.

Neben Betriebsbesichtigungen und die Ergänzung von Unterrichtsinhalten ist das Praktikum ein weiteres zentrales Element dieser Partnerschaften, das Berührungsängste abbaut und direkte Einblicke in den Arbeitsalltag bietet. Immer häufiger führen diese Verbindungen zu langfristigen Erfolgen – in Form von Ausbildungsverträgen.

Der in den Partnerschaften entstehende Austausch zwischen Schulen und Betrieben ist der Schlüssel, um Berufsorientierung lebendig zu machen, neue Projekte anzustoßen und Brücken in die Arbeitswelt zu bauen. Veranstaltungen wie das IHK-MINT-Forum, Kooperationspartnertage oder auch die Beteiligung in social Media Gruppen auf Facebook und LinkedIn fördern den Austausch zwischen Schulen und Betrieben und setzen Impulse für neue Projekte.

Mobilitätsberatung - Ab ins Ausland

Mit der IHK-Mobilitätsberatung wurden 122 Auslandsaufenthalte von Auszubildenden aus Nord Westfalen realisiert. Eine Steigerung um rund 10Prozent im Vergleich zum Vorjahr (111). Dabei waren die vier beliebtesten Zielländer der durch die IHK organisierten Aufenthalte: Irland (21), Griechenland (20), Malta (17) und Portugal (13). Es fanden auch weltweite Auslandsaufenthalte statt in Ländern wie Singapur, Indien, Nigeria sowie in den USA.

Über das Jahr verteilt, mit deutlicher Zunahme in der zweiten Jahreshälfte fanden 256 Beratungsgespräche mit Auszubildenden und den Zuständigen in den Unternehmen statt. Insgesamt haben 145 Unternehmen ihr Interesse bekundet. Mit darunter viele neue Unternehmen, die erstmalig Azubis entsenden möchten.

Rund 700 Unternehmensvertretungen, Nachwuchskräfte und Lehrkräfte wurden bei Veranstaltungen, Messeauftritten, in Schulen, bei nationalen und internationalen Netzwerktreffen vor Ort intensiv beraten. Ein neues Angebot der Mobilitätsberatung wurde in 2024 umgesetzt: ein digitales interkulturelles Training für Azubis vor Auslandsaufenthalten. Dieses wurde 7mal angeboten und wurde von 23 Azubis gut angenommen.
Von ihren Aufenthalten haben 8 Azubis live aus dem Ausland auf dem IHK-Instagram-Kanal berichtet.

Für 2025 gab es bereits 65 Anfragen für ein Auslandspraktikum während der Ausbildung. 9 Auslandsaufenthalte sind schon für 2025 fest geplant.

Digitale Ausbildungsbotschafter Azubimojis

So genannte Azubimojis, 28 digitale Ausbildungsbotschafter, haben 2024 auf der IHK-NW- Instagram-Seite online über ihren Ausbildungsberuf und Ausbildungsalltag berichtet. Seit Projektbeginn 2020 entstanden 154 anschauliche Beiträge, mit der betriebliche Ausbildung beworben wird. Es wurden darin über 50 verschiedene Ausbildungsberufe vorgestellt.
Alle Stories sind als Highlight-Stories im Profil der IHK gespeichert. Deren Instagram-Kanal hat aktuell rund 7.600 Follower. Die Stories der Azubimojiserreichten im Schnitt 900 Zuschauer/innen: 2024 wurden so mehr als 25.000 Zuschauer/innen erreicht.  Alle Stories wurden 2024 auf Instagram mit einem Foto-Post oder als „Reels“ (Kurzvideo) angekündigt und wurden inzwischen knapp 55.000-mal aufgerufen.

Betriebliche Ausbildungsbotschaftende (AuBots)

Mit dem Ziel, junge Menschen für eine duale Ausbildung zu begeistern und ihnen praxisnahe Einblicke in verschiedene Berufsfelder zu geben, haben wir die Präsenz der AuBots in Schulen weiter erhöht.
Im Verlauf des Jahres standen 897 aktive (geschulte) AuBots für Schuleinsätze zur Verfügung. Bei 753 Schuleinsätzen konnten sie 6.550 junge Menschen über ihre eigene Ausbildung, ihren Alltag und den Weg in die Ausbildung informieren. In Schulungen wurden 361 Auszubildende neu auf ihren Schuleinsatz vorbereitet. Die Schulungen (digital, Präsenz, Inhouse) werden mit neuen Trends und Blick auf die GenerationZ weiterentwickelt.
Alle Logos zusammen
Im Vergleich zum Vorjahr konnten wir in diesen Bereichen eine deutliche Steigerung verzeichnen. Die Anzahl der informierten Schüler/-innen stieg um 47Prozent. Die Zahl der Schuleinsätze konnte um 32Prozent gesteigert werden.
10 Jahre nach Projektstart ist der regelmäßige Besuch der AuBots fest im Berufsorientierungskonzept vieler Schulen in Nord Westfalen verankert. Bei den rund 260 allgemeinbildenden Schulen im IHK-Bezirk wurden seit Anfang 2015 an 156 Schulen Einsätze durchgeführt; die IHK-AuBots sind so in 60 Prozent der Schulen im IHK-Bezirk bekannt.
Das Projekt „Ausbildungsbotschafter“ ist bei teilnehmenden Betrieben unterdessen Bestandteil des betrieblichen Azubi-Recruitings. IHK-geschulte Azubis werden von ihren Unternehmen auch zum Beispiel bei Ausbildungsmessen gerne eingesetzt. Es haben in diesem Jahr 166 Ausbildungsbetriebe ihre geschulten AuBots für Schuleinsätze freigestellt.
Das Projekt kommt bei den Schüler/-innen gut an, wie aus einer Befragung im Rahmen einer Projektarbeit in diesem Jahr hervorgeht. 92 Prozent der 465 befragten Schüler/-innen sind mit den Informationen der AuBots zufrieden, 78 Prozent der Befragten wünschen sich sogar mehr Einsätze.
Die regelmäßigen Einsätze von Auszubildenden führen zur besseren Vor- und Nachbereitung in den Schulen, die Wirksamkeit der Berufsorientierung steigt, auch Lehrkräfte lernen Ausbildung besser kennen und ihre Wertschätzung für Berufsorientierung auf Augenhöhe steigt.
Das Projekt ergänzt die Berufsorientierungsangebote der NRW-Landesinitiative „Kein Abschluss ohne Anschluss“ (KAoA). Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt auch 2024/2025 mit Mitteln, was zugleich die Bedeutung betont.
IHK-AuBots tragen dazu bei, betriebliche Ausbildung bei jungen Menschen - und ihren Familien - als anerkannten, erstrebenswerten Einstieg in die berufliche Karriere in den Blick zu rücken. Besonders KMU-Betriebe nutzen AuBots, um in ihrer Umgebung als attraktiver Ausbildungsbetrieb bekannter zu werden.
Wir danken besonders unseren begeisternden Ausbildungsbotschaftenden, den teilnehmenden Schulen und unseren Unternehmenspartnern für ihre Unterstützung und ihr Engagement. Gemeinsam haben wir dazu beigetragen, die duale Ausbildung in der Region Nord Westfalen zu fördern und jungen Menschen eine vielversprechende berufliche Zukunft zu ermöglichen.

Ausbildungsplätze in Betrieben besetzen: Passgenaue Besetzung

Mit der Passgenauen Besetzung werden Betriebe aller Größen bei der nachhaltigen Sicherung des künftigen Nachwuchs- und Fachkräftebedarfs unterstützt und junge Menschen (ohne Flüchtlingsstatus) in die vielen freien Ausbildungsplätze vermittelt.
Gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) haben die 3 Berater/-innen der passgenauen Besetzung 598 Betriebe zur Besetzung ihrer freien Ausbildungsplätze beraten. Das anhaltend große Interesse von Betrieben an Unterstützung zeigen 213 (36Prozent) abgegebene Beratungsnachweise.
Bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz wurden 426 Bewerber/-innen unterstützt. Durch intensive Akquise (u.a. in Schulen) ist es gelungen, die Zahl der verfügbaren jungen Menschen im Bewerberpool - trotz des spürbaren demografischen Wandels - im Vergleich zum Vorjahr (2023: 353) zu steigern. So wurden 58 junge Menschen direkt und 23 indirekt in Ausbildung vermittelt; 93 der Bewerber/-innen (22 Prozent) wurden im Bewerbungsprozess erfolgreich beraten, sie haben dadurch eigenständig einen Ausbildungsplatz gefunden. Der Bewerber/-innenpool ist erneut sehr heterogen: darunter 30 Studienaussteiger/innen (7Prozent), und 189 Wechsler/-innen (44Prozent) 207 Schulabgänger/-innen; während die Studienaussteiger weniger sind als 2023, ist die Zahl der Wechsler/-innen (Betrieb oder Beruf, viel in der Probezeit) sehr deutlich angewachsen. Neben der individuellen Beratung wurden in 3 digitalen Infoveranstaltungen Eltern und Familien über die betriebliche Ausbildung informiert.
Darüber hinaus war die “Passgenaue Besetzung an über 70 Veranstaltungen im gesamten IHK-Bezirk beteiligt, um für Ausbildung zu werben.

Ausbildung nach dem Studienausstieg

Ausbildung ist bei jungen Menschen 2024 als Alternative zum Studium weiterhin attraktiv. Zum wiederholten Male war die Anzahl neuer Auszubildender in Nordrhein-Westfalen höher als die der Studienanfänger/-innen. Gleichzeitig ist das Interesse von Unternehmen an Studienaussteigern/-innen weiterhin sehr groß. So wurden 30 junge Menschen von der passgenauen Besetzung nach einem Studienausstieg beraten und auf den Einstieg in der Ausbildungsmarkt vorbereitet.
Das Engagement und die Zusammenarbeit im Beratungsnetzwerk für Studienaussteiger/-innen ist konsolidiert. Neben Fachhochschule und Studierendenwerk Münster ist auch der Kontakt zur Universität Münster gewachsen. In der Emscher-Lippe Region kooperiert neben den Kontakten zur Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen und Bocholt, auch das angrenzende Netzwerk zur Ruhr-Universität Bochum.
Gemeinsam haben die Akteure Informationsveranstaltungen und Beratungstage durchgeführt (u.a. “Tag des Studienzweifels”). Außerdem wurden drei eigene IHK-Webinare “Stillstand im Studium – Neustart betriebliche Ausbildung” angeboten, zu denen sich insgesamt rund 20 Teilnehmende angemeldet haben.

Inklusionsberatung – Einheitliche Ansprechstelle für Arbeitgeber EAA (§185a SGB IX)

Im zweiten Jahr informierte der IHK-Inklusionsberater Uwe Gabler Unternehmen zur Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit Schwerbehinderung sowie zur Sicherung von deren Beschäftigung und ihrer beruflichen Wiedereingliederung. In individuellen Beratungen wurden betriebliche Perspektiven und spezifischen Lösungen erarbeitet für Arbeitgeber, die Menschen mit einer Schwerbehinderung – nach Unfall, Krankheit oder von Geburt an – einstellen oder (weiter-)beschäftigen. Rund 50 Betriebe haben 2024 zum ersten Mal die Beratung des Inklusionsberaters genutzt. Meist im Rahmen von Betriebsbesuchen wurden die Optionen der Ausbildung und Beschäftigung geprüft. Neben diesen Erstkontakten fanden rund intensive 150 Folge-Beratungen statt, so oft wie möglich vor Ort in den Betrieben. Bei den Betriebsbesuchen spielte unter anderem die Sensibilisierung für Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten von Menschen mit Behinderung eine große Rolle, ebenso die Beschäftigungssicherung, da viele, vor allem oft langjährige Mitarbeiter über die Jahre hinweg im Unternehmen Einschränkungen entwickeln.

Der IHK-Inklusionsberater hat außerdem 2024 das Netzwerk mit den vielen Akteuren der beruflichen Rehabilitation: Arbeitsagenturen und Jobcenter, Integrationsfachdienste (IFD) und Deutsche Rentenversicherung, weiter konsolidiert und ausgebaut. Weiterer Schwerpunkt war der Ausbau der Öffentlichkeitsarbeit, um das Thema zu platzieren, u.a. mit einem Beitrag im IHK-Wirtschaftsspiegel, aber auch durch Teilnahme an besonderen Ereignissen (Special Olympics, Münster). Immer mehr Beratungsanfragen kommen infolge dessen von den Unternehmen direkt, die Präsenz in den Medien trägt erste Früchte.

Im Jahr 2024 wurden für Menschen mit einer Schwerbehinderung 3 Beschäftigungsverhältnisse gesichert und 2 neu geschaffen.

Der EAA und dessen kostenfreie Unterstützung und Beratung im Auftrag des Landschaftsverbandes Westfalen Lippe (LWL) wird aus der bundesweiten Ausgleichsabgabe (Schwerbehindertenabgabe nach §160 SGB IX) finanziert.