Unternehmerverband Südheide gewinnt „Heimat shoppen“-Preis
Manchmal darf es ruhig ein wenig keck sein, wenn man Menschen neugierig machen möchte. Dies dachte sich jedenfalls der Unternehmerverband Südheide, als es im Frühjahr galt, die Teilnahme an der Initiative „Heimat shoppen“ einzureichen und kreative Ideen für den „Heimat shoppen“-Preis gesucht wurden. Ergebnis: Auf den in auffälligem Lila gestalteten Plakaten, welche die Aktion am 13. September bewerben, heißt es unter einer Frau im 50er-Jahre-Look: „Hermannsburg geht fremd“.
„Wir wollten einen Titel, bei dem nicht sofort ersichtlich ist, worum es sich dreht, bei dem man erst stutzt und dann nachfragen muss, weil wir denken, dass sich das am besten einprägt“, sagt Johanna Ottermann, die den Impuls für den Aktionsnamen gab. Seit Jahrzehnten betreibt sie einen Handarbeitsladen im Dorf. Eine Ortschaft im Landkreis Celle, die zwar nur rund 8.500 Einwohner hat, dafür aber sechs Kirchen. „Hermannsburg ist eine alte Missionsstadt und auch die Fachhochschule für Interkulturelle Theologie hat hier ihren Standort – vielleicht noch ein Grund mehr, warum dieser etwas provokante Titel auffällt“, sagt Vanessa Gaede. Seit drei Jahren ist sie Sprecherin des Forums Handel des Unternehmerverbands Südheide, der sich nun über den mit 3.000 Euro dotierten Preis „Heimat shoppen“ der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW) freuen kann.
Zum zweiten Mal hat die IHKLW den „Heimat shoppen“-Preis vergeben, im vergangenen Jahr an die Initiative Celle. „Prämiert werden Konzepte mit Breitenwirkung, die die Aufenthaltsqualität in den Zentren stärken, Kundinnen und Kunden begeistern und auf andere Standorte übertragbar sind – alle Kriterien hat der Unternehmerverband Südheide mit der Aktion ,Hermannsburg geht fremd‘ beispielhaft erfüllt. Mit dem Preis möchten wir als IHKLW das Engagement würdigen“, fasst Jan Weckenbrock, IHKLW-Berater Stadtentwicklung, die Jury-Bewertung zusammen.
Das Gewinner-Konzept bringt die 44-Jährige Gaede gern auf den Punkt: „An diesem Samstag wird im ganzen Ort bei jedem inhabergeführten Einzelhändler ein Handwerksbetrieb zu Gast sein, d. h. die rund ein Dutzend teilnehmenden Geschäfte tauschen mit den lokalen Handwerkern ihre Produkte, um auf charmante Weise den Zusammenhalt im Ort zu zeigen.“ Was das konkret bedeuten wird? Eine Badewanne soll zum Beispiel ihren Weg in ein Modegeschäft finden und ein Hofladen wird Arbeiten eines befreundeten Tischlers präsentieren. Raumausstatterin Vanessa Gaede, die selbst das Geschäft „Wohnfühlen am Markt“ betreibt, wird einem Heizungsbauunternehmen eine Plattform bieten. „Die Paare haben sich ganz automatisch gebildet, und ich freue mich, dass alle Spaß daran haben, ihre Waren und Dienstleistungen auf besonders kreative Weise zu präsentieren.“ Man wolle die Kundinnen und Kunden „mit einem Augenzwinkern“ neugierig machen – warum also nicht mit Dachziegeln, Autoreifen oder Rohren auf Wanderschaft?
Zum Programm werden noch familienfreundliche Angebote gehören, wie das des ortsansässigen Zimmermanns, bei dem große und kleine Besucherinnen und Besucher Nägel in Balken schlagen können. Um die Aufenthaltsdauer zu verlängern und neue Kontakte zu fördern, ist zudem ein Gewinnspiel geplant: Die Kunden sollen in den Geschäften stöbern, „Fremdgänger“ finden und Stempel sammeln. „Gewinne, wie zum Beispiel ein Feuerkorb, werden dann im Rahmen eines gemeinsamen Abschlussfestes verteilt“, sagt Vanessa Gaede, die sich freut, dass man auf diese Weise nicht nur das Gelände des Heimatmuseums, sondern dazu noch die heimische Gastronomie einbinden kann. „Wenn das Wetter gut sein sollte, dann kommen vielleicht noch ein paar Heide-Touristen dazu.“
Die Verbandsmitglieder haben die Ziele ihrer „Handel meets Handwerk“-Aktion ganz klar definiert: Steigerung der Aufenthaltsqualität, Erhöhung der Besucherfrequenz und Erweiterung der Zielgruppen. „Die Handwerksbetriebe besitzen einen ganz anderen Kundenkreis und bekommen nun eine komplett neue Bühne“, sagt Vanessa Gaede. Dass ein Mehr an Sichtbarkeit sogar bei einem sehr aktuellen Problem helfen könnte, weiß sie aus ihrer Verbandsarbeit: „Auch in Hermannsburg ist es für kleinere Betriebe nicht leicht, Nachwuchs zu finden bzw. zu behalten – schließlich hat Rheinmetall einen Standort in der Nähe.“ Vanessa Gaede, die selbst aus Hermannsburg stammt, ist sich sicher, dass dieses „Crossover-Event“ dazu beitragen kann, durch Begegnung die lokale Verbundenheit zu steigern. Bislang sei beim „Heimat shoppen“ nur der Einzelhandel beteiligt gewesen. Das wolle man ändern, indem man den Blickwickel vergrößere. „Denn wir sind mehr als nur Handel.“
Nicht nur im Landkreis Celle, sondern an 17 Standorten des IHKLW-Bezirks beteiligen sich an den Aktionstagen am 12. und 13. September Gewerbevereine, Standortgemeinschaften, Einzelhandel und Dienstleitende an der Aktion „Heimat shoppen“. Organisiert wird die Aktion von der IHKLW gemeinsam mit Werbegemeinschaften und Stadtmarketing-Initiativen, unterstützt von der Kreissparkasse Walsrode und den Sparkassen Uelzen Lüchow-Dannenberg und Celle-Gifhorn-Wolfsburg. „Unsere Innenstädte beeindrucken durch ihre Fähigkeit, sich immer wieder neu zu erfinden und frische Ideen aufzugreifen. Gleichzeitig bieten vertraute, traditionsreiche Orte einen festen Halt. So bleiben sie für Menschen jeden Alters auf ihre eigene, besondere Weise anziehend“, sagt Stefan Gratzfeld, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Celle-Gifhorn-Wolfsburg.
Die IHKLW stellt kostenfreie Werbematerialien wie Plakate, Taschen und Postkarten bereit, um das Engagement der Unternehmen sichtbar zu machen. Weitere Informationen sind zu finden unter www.ihk.de/ihklw/heimatshoppen.
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Lüneburg, 12. September 2025