Unternehmensförderung

Studien zu Innovation der deutschen Industrie

KfW-Innovationsbericht: Innovationsaktivitäten im Mittelstand sinken

Der KfW-Innovationsbericht 2020 zeigt, dass die Innovationsaktivitäten im Mittelstand nach einem kurzen Schub zu Beginn der Krise weiter zurückgingen. Deutlich wird die Innovations-Schere innerhalb der deutschen Wirtschaft. Die Innovationsanstrengungen konzentrieren sich auf immer weniger und hauptsächlich große Unternehmen.  
Drei von zehn mittelständischen Unternehmen verringerten 2020 ihre Innovationsaktivitäten. Demgegenüber stehen nur 12% der Mittelständler mit gesteigerten Innovationstätigkeiten.
Vor allem die kleinen Unternehmen mit weniger als fünf Beschäftigten haben ihre Anstrengungen verringert. 
Firmen, die existenziell von der Krise betroffen sind und ausgeprägte Liquiditätsengpässe aufweisen, verzichten unabhängig von ihrer Mitarbeiterzahl verstärkt auf Innovationen (Saldo: -34 Punkte, ggü. -8 Punkte bei Unternehmen mit ausreichender Liquidität). 
Der KfW-Innovationsbericht analysiert auch die Innovationstätigkeit des Mittelstands in den Jahren 2017/2019. Eine Neudefinition des Innovationsbegriffs der OECD führt dabei zu einem Anstieg der Innovatorenquote in allen Unternehmensgrößenklassen. 840.000 von insgesamt 3,79 Mio. mittelständischen Unternehmen haben Produkt- bzw. Prozessinnovationen eingeführt (22 Prozent). Das sind 3 Prozentpunkte mehr als in der Vorperiode 2016/2018. Die Summe der Innovationsausgaben des Mittelstandes ist 2019 gegenüber dem Vorjahr um zwei Milliarden Euro auf 32 Mrd. EUR gesunken.

Wie radikal innovativ sind deutsche Unternehmen?

Von den neuen mRNA-Impfstoffen dürfte mittlerweile jeder Mensch im Lande gehört oder gelesen haben. Die gehören zu den größten Hoffnungsträgern im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Die dahinter stehenden Ideen können, dank der schnellen Produktionszeit dieser neuen Technologie, die Pharmaindustrie von Grund auf umwälzen. Sie haben das Zeug zur Revolution, zur Sprunginnovation.
Wie häufig sind solche disruptiven Produkte, Dienstleistungen oder Geschäftsmodelle in Deutschland? Was hilft dabei, Sprunginnovationen erfolgreich in den Markt einzuführen? Inwieweit verändern solche grundlegenden Neuerungen die Wettbewerbskonstellationen? Eine aktuelle, von DIHK in Auftrag gegebene Studie “Sprunginnovationen: Wie disruptiv sind deutsche Unternehmen?” unter 70 radikal-innovativen Unterneh­men  zeigt nun auf, dass solche Sprunginnovationen in deutschen Betrieben viel häufiger vorkommen, als erwartet. Das Problem: Bahnbrechendes geschieht allzu oft im Verborgenen.
Die Studie belegt zunächst, dass es hierzulande viele innovative Unternehmen gibt, die erfolgreich bestehende Produkte oder Verfahren verbessern, also schrittweise innovieren. Treiber von Innovation ist die Industrie, die rund 85 Prozent der privaten Aufwendungen für Forschung und Entwicklung stemmt. Die Wirtschaft ist also innovativ. Die Studie “How disruptive are researching entrepreneurs? ist jetzt auch auf Englisch verfügbar. 

Nicht jede Innovation ist öffentlich sichtbar

Aber sind diese vielen Neuerungen auch disruptiv, sind es also Sprunginnovationen? Die vom DIHK in Auftrag gegebene Studie widmet sich dieser Frage – und damit der Fähigkeit deut­scher Unternehmen, solche radikalen Neuerungen hervorzubringen.
Wenn die Nachfrage des Marktes nach einem Produkt sprunghaft ansteigt und bestehende Anbieter verdrängt werden, entsteht die sogenannte Disruption – eine „kreativ-zerstöreri­sche“ Kraft, die alte Geschäftsmodelle oder Technologien ersetzt. Externe Schocks wie etwa die Corona-Krise können solche marktverändernden Prozesse befördern. In Gesprächen mit mehr als 70 hochinnovativen Unternehmerinnen und Unternehmern belegt die Studie, dass solche disruptiven Neuerungen deutlich häufiger vorkommen als bisher angenommen. 64 Prozent der Innovatoren berichteten von einer schlagartig gestiegenen Nachfrage.
Demnach sind Sprunginnovationen zwar ein häufiges Phänomen und keine seltene Ausnah­me. Allerdings findet die Disruption in hochspezialisierten Beziehungen mit anderen Firmen statt. Diese sogenannten B2B-Märkte sind keine Massenmärkte, die das Erleben der Kon­sumenten verändern, sie beeinflussen vielmehr die Gewohnheiten von Produzenten. Sprung­innovationen sind daher in der Öffentlichkeit nicht so präsent, wie ihre Bedeutung es vermuten ließe. Den Kunden der Innovatoren sind sie hingegen sehr wohl bewusst.

Forschende Unternehmen bringen bahnbrechend Neues auf den Weg

Die Studie zeigt auch, dass sich radikale Innovatoren deutlich von solchen Betrieben unter­scheiden, die Neuerungen vor allem schrittweise umsetzen. Meist handelt es sich um for­schende Unternehmer mit einem hohen akademischen Bildungsgrad, die über Labore oder Werkstätten verfügen. Sie sind eng mit der Wissenschaft vernetzt und beliefern Pioniermärk­te sowie frühe Anwender. Dagegen erzielen schrittweise vorgehende Unternehmen einen höheren Umsatz und beschäftigen mehr Mitarbeiter als die radikal-innovativen Firmen, da sie die Konsumenten in der Breite bedienen.

Unterstützung für innovative Unternehmen

Die vom Bund 2019 gegründete Agentur für Sprunginnovationen (SPRIND) ist ein wichtiger Partner für Unternehmen, die Märkte umkrempeln wollen: Ihr Auftrag ist es, vielver­spre­chende risikobehaftete Innovationen zu finden und zu unterstützen. Die neue Studie liefert hierzu unter anderem den Vorschlag, öffentlichkeitswirksame Formate wie Preise, Road­shows, Veranstaltungen oder Podcasts zu nutzen, um das vielfältige Potenzial radikaler Innovatoren einer breiteren Öffentlichkeit aufzuzeigen.
Wertvolle Hilfestellungen erhalten innovative Unternehmen auch bei den IHKs – sei es bei der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten, beim Netzwerken oder bei Patentsprechtagen: Mit über 13.000 Gesprächen zur Innovationsberatung und mehr als 1.500 thematischen Veranstaltungen pro Jahr bietet die IHK-Organisation eine erste Anlaufstelle für inno­vationsfreudige Unternehmen – in Pandemiezeiten auch online.

Studie zu Zukunftstechnologien in Deutschland

Eine aktuelle von KfW Research beim Fraunhofer-Institut für Innovations- und Systemforschung (ISI) in Auftrag gegebene Studie hat insgesamt 32 potenzielle Zukunftstechnologien analysiert. Es zeigt sich: Während Deutschland in den meisten Zukunftstechnologien gut aufgestellt ist, herrscht vor allem bei Informationstechnologien noch Nachholbedarf.