Unternehmertum ist Verantwortung

Die Lebenszeit von Werkzeugen verlängern

Seit über einem halben Jahrhundert arbeitet die Firma Kopp Schleiftechnik im Odenwald Verschleißwerkzeug auf. Meist müssen nur Millimeterbruchteile abgetragen werden, um abgenutzte Bohrer oder Fräsen wieder voll funktionsfähig zu machen. So sinkt nicht nur Ressourcenverbrauch, sondern die Kunden sparen auch eine Menge Geld.
Autor: Stephan Köhnlein, 15. November 2021
Als Helmut Kopp im Jahr 1970 Kopp Schleiftechnik im Odenwald gründete, war das Thema Rohstoffmangel nicht so brennend wie heute und das Bewusstsein für einen sorgsamen Umgang mit Ressourcen bei weitem nicht so ausgeprägt. Und doch stieß er mit seiner Werkzeugschleiferei im Lindenfelser Ortsteil Winterkasten in eine Marktlücke. Denn bis dahin hatte sich kein anderes Unternehmen in der Region auf das Aufarbeiten von Verschleißwerkzeugen spezialisiert.
In den 80er Jahren begann Kopp damit, auch Werkzeuge aus Hartmetall-Rohlingen für Kundschaft aus der Metallbranche herzustellen. Doch das Re-Use-Konzept mit dem Nachschleifen ist ein zentraler Geschäftsbereich geblieben. „Wir kooperieren mit den weltweit größten Werkzeugherstellern, weil die einen Nachschleifservice in dieser Qualität nicht immer leisten können“, sagt Kopps Sohn Achim, der das Unternehmen heute führt.

Gewinn für Umwelt und Kunden

Schon das Aufarbeiten steht für Nachhaltigkeit. Meist müssen nur Millimeterbruchteile abgetragen werden, damit ein abgenutztes Werkzeug wieder voll funktionsfähig ist. Das spart nicht nur Ressourcen, sondern bietet auch für die Kundschaft aus Branchen wie der Luftfahrt, Medizin oder Energietechnik einen enormen Kostenvorteil: Der Preis für das Nachschleifen beträgt in der Regel nur rund ein Drittel des Preises, der für ein neues Werkzeug fällig wäre.
Rund 130.000 Werkzeuge pro Jahr erhält Kopp zur Aufarbeitung. Der Kunde packt die abgenutzten Werkzeuge in eine Box, schickt sie nach Winterkasten und erhält sie in der Regel nach zwei Wochen zurück, wie Luisa Kopp sagt. Die Tochter des Geschäftsführers arbeitet auch im Familienunternehmen und kümmert sich unter anderem um das Thema Nachhaltigkeit.

Immer am Puls der Zeit sein

Bei Kopp hat man die Arbeitsprozesse weiter verfeinert, um sie so umweltschonend wie möglich zu gestalten. Dazu wurden unter anderem alle computergesteuerten Werkzeugschleifmaschinen an eine zentrale Ölversorgung angeschlossen. Das verringert den Ölverbrauch. Zudem können abgeschliffene Stoffe wieder zurückgewonnen werden. Und mit der Wärme, die an der Ölversorgung entsteht, kann das Firmengebäude je nach Bedarf geheizt oder gekühlt werden, sagt Luisa Kopp. Rund drei Viertel der Energie kommt in dem Unternehmen heute aus den eigenen Anlagen.
Mit Blick auf die Zukunft sieht Achim Kopp einen Pluspunkt in den engen und über viele Jahre gewachsenen Kundenbeziehungen mit einer starken Serviceorientierung seines Unternehmens. Gerade als KMU müsse man schnell auf Veränderungen am Markt reagieren. „Wir müssen immer am Puls der Zeit sein“, sagt er und verweist in diesem Zusammenhang etwa auf Kooperationen mit Kunden oder mit der TU Darmstadt.

Noch nie eine Stellenanzeige aufgegeben

Das Thema Nachhaltigkeit und unternehmerische Verantwortung beschränkt sich bei Kopp nicht nur auf den Umgang mit Ressourcen. „Nicht ich stehe im Vordergrund, sondern das Unternehmen“, sagt Kopp. Zu dieser Firmenkultur gehöre ein wertschätzender und partnerschaftlicher Umgang mit den 42 Mitarbeitern. Das zahlt sich aus. „Wir haben quasi keine Fluktuation, haben immer eine sehr langfristige Perspektive und sind jetzt schon bei der Personalplanung für das Jahr 2029“, sagt Kopp.
Bei Einstellungen achte man besonders darauf, ob die Personen gut ins Team passten. Azubis finde man über Schülerpraktika, Tipps für neue Fachkräfte bekomme man in der Regel aus der eigenen Belegschaft. „In den vergangenen 50 Jahren haben wir nie eine Stellenanzeige aufgegeben“, sagt der Unternehmer nicht ohne Stolz.

Verantwortung geht weit über das eigene Unternehmen hinaus

Seine Verantwortung sieht Kopp nicht nur auf seine Firma beschränkt. „Wenn es einem selbst gut geht, oder man ein Unternehmen hat, das gut läuft, ist es für mich selbstverständlich, dass man wieder einen Teil des Erfolges zurückgibt an andere, denen es nicht so gut geht“, sagt er.
Seine Tochter führt aus, wie wichtig dabei auch die regionale Verwurzelung ist. „Wir kennen hier im Ort alle persönlich. Auch deswegen engagieren wir uns für die Feuerwehr, Sportvereine oder die Kirche“, sagt sie. Ein ganz besonderes Herzensprojekt ist zudem die Kinderkrebshilfe in Heidelberg. „Die unterstützen wir nicht nur mit Geldspenden, sondern auch seit Jahren tatkräftig mit Arbeitseinsätzen in ihrem Waldpiraten-Camp“, sagt sie. „Da fahren wir jedes Jahr mit einem großen Team hin. Das ist schon eine Tradition geworden.“
Zukunftsmut: Ideen für mehr Nachhaltigkeit
Von der Chancengleichheit am Arbeitsplatz über ressourcenschonende, umweltfreundliche Produktion, neue Geschäftsideen, die Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen präsentieren, bis hin zu Sponsoring von Sportvereinen, Kultureinrichtungen und mehr: Unternehmerische Verantwortung hat viele Facetten. In dieser Artikelserie stellen wir Ihnen Good-Practices in Sachen ökonomischer, ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit aus der Region Rhein-Main-Neckar und darüber hinaus vor, die beweisen, warum wir auch in Zeiten multipler Krisen mehr Optimismus wagen sollten.

Was macht verantwortungsvolle Teilhabe im Wirtschaftsleben aus?
Im Jahr 2020 haben rund 20 Unternehmerinnen und Unternehmer dazu ein neues Leitbild für verantwortungsbewusste, vertrauenswürdige Geschäftsleute erarbeitet. Dieses Leitbild stellen wir Unternehmen in deutscher und englischer Sprache kostenfrei zum Download bereit.

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#VerantwortungfüreinestarkeRegion
Matthias Voigt
Bereich: Kommunikation und Marketing
Themen: IHK-Magazin, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit