Konjunkturumfrage Jahresbeginn 2024

Region Stuttgart, Jahresbeginn 2024: Es bleibt zäh.

Die wirtschaftliche Entwicklung in der Region Stuttgart verläuft zäh. Seit der Konjunkturumfrage im Herbst 2021 erlebt die Wirtschaft in der Region mehrere Auf und Abs, jedoch mit einem klaren negativen Trend. Hohe Energiekosten, Inflation, schwacher Konsum, eine rückläufige Auftragslage und Fachkräftemangel belasten zunehmend die Unternehmen in der Region. Aktuell fehlt es der Wirtschaft an den nötigen Impulsen, um wieder in Schwung zu kommen. Seit der Herbstumfrage im September 2023 hat sich der Indikator der aktuellen Geschäftslage kaum verbessert und liegt zum Jahresbeginn 2024 bei circa 15 Punkten. In einer guten Geschäftslage befindet sich derzeit jedes dritte Unternehmen. Eine schlechte Geschäftslage melden 18 Prozent der Unternehmen.
IHK-Konjunkturumfrage für die Region Stuttgart: Diese Analyse basiert auf der IHK-Umfrage zum Jahresbeginn 2024, an der 741 Unternehmen zwischen dem 02. Januar 2024 und 22. Januar 2024 teilgenommen haben.
Ihr Unternehmen möchte auch an der IHK-Konjunkturumfrage teilnehmen? Sie können sich gerne mit einer formlosen E-Mail an konjunktur@stuttgart.ihk.de anmelden. 
RS_Gesamt-L+E
Im Vergleich zum Herbst 2023 hat sich die Reihenfolge der Risiken für die kommenden 12 Monate leicht verändert. Wegen der schwachen Konjunktur ist das Toprisiko der Region Stuttgart die Inlandsnachfrage mit circa 71 Prozent der Nennungen. Auf Platz 2 wurde der Fachkräftemangel (56 Prozent) durch die steigenden Arbeitskosten (57 Prozent) abgelöst. Die hohe Inflation, die auch zeitverzögert Löhne und Gehälter steigen lässt und der Fachkräftemangel üben Druck auf Arbeitskosten aus. Zum 1. Januar 2024 stieg zudem der Mindestlohn von 12 Euro auf 12,41 Euro an, was vor allem Branchen mit vielen Aushilfskräften, wie beispielsweise die Gastronomie, betrifft.  
Obwohl die Energiepreise im Vergleich zu den Krisenmonaten im Sommer 2022 wieder deutlich gesunken sind, sehen circa 47 Prozent der Unternehmen bei den Energiekosten ein Geschäftsrisiko. Vor allem bei Unternehmen der Industrie, der Bauwirtschaft und bei den Logistikern bleibt es eines der Toprisiken. Viele Unternehmen sehen die deutschen Energiepreise im internationalen Vergleich als nicht wettbewerbsfähig an, das zeigen die Ergebnisse des IHK-Energiewendebarometers
Häufiger wurde das Risiko “Wirtschaftspolitik / politische Rahmenbedingungen” genannt. Überlastende Bürokratie, unzuverlässige politische Entscheidungen wie etwa der abrupte Wegfall von Förderprogrammen wurden bei den Freitextantworten häufig genannt. Derzeit sehen 36 Prozent der Unternehmen ein Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung – im Herbst waren es noch 34 Prozent. Mit Hinblick auf die Konflikte im Nahen Osten und dem Krieg in der Ukraine wurde im Vergleich zum Herbst 2023 auch “geopolitische Spannungen” als Risiko mit 32 Prozent der Nennungen öfter genannt. 
Die Geschäftserwartungen für die kommenden 12 Monate in der Region Stuttgart bleiben getrübt. Zwar steigt der Indikator von -15 Punkten auf -8 Punkte an, bleibt damit aber im Saldo negativ. Jedes fünfte Unternehmen erwartet bessere Geschäfte, circa 28 Prozent schlechtere Geschäfte. Gleichbleibend (schlechte) Geschäfte erwarten 53 Prozent der Unternehmen.  
Einen kleinen Lichtblick gibt es in der Exportwirtschaft: Jedes dritte Unternehmen erwartet einen besseren Export (im Herbst war es nur jedes vierte). Vor allem der Export in die Vereinigten Staaten wird von vielen Industrieunternehmen als steigend erwartet. Hintergrund dafür sind die milliardenschweren Konjunkturprogramme der amerikanischen Regierung, von denen auch der regionale Export profitiert. Des Weiteren werden steigende Exporte nach Süd- und Mittelamerika, sowie Asien erwartet. 
Die unsichere politische und wirtschaftliche Lage wirkt jedoch hemmend auf die Investitionsbereitschaft der Unternehmen. Der Indikator der Inlandsinvestitionen verbessert sich im Vergleich zum Herbst von -10 Punkten auf -3 Punkte und bleibt im Schnitt trotzdem negativ. Falls investiert wird, sind die Hauptmotive: Ersatzbedarf (65 Prozent) und Digitalisierung (57 Prozent). Investitionen in Umweltschutz und Energieeffizienz haben im Vergleich zu den vorherigen Umfragen etwas abgenommen – zum Jahresbeginn 2024 investiert jedes dritte Unternehmen in den Umweltschutz.  
Die schwache Konjunktur der letzten vier Monate geht nicht ganz spurlos am Arbeitsmarkt vorbei. Die Arbeitslosenquote in der Region Stuttgart liegt im Dezember 2023 bei 4,2 Prozent, das ist 0,5 Prozentpunkte höher im Vergleich zu Dezember 2022. Auch der Indikator der Beschäftigungspläne zeigt einen negativen Trend und liegt seit Herbst 2023 weiterhin bei -9 Punkten. Jedes vierte Unternehmen erwartet eine fallende Beschäftigtenzahl. 
RS_Gesamt-R
Der schwache Auftragseingang aus dem In- und Ausland ist bei den Industrieunternehmen in der Region weiterhin ein Problem. 43 Prozent der Unternehmen melden eine fallende Tendenz im Auftragseingang. Nur jedes zehnte Unternehmen hat eine steigende Tendenz. Die noch vorhandenen Aufträge werden nach und nach abgearbeitet, das spiegelt sich auch in der gemeldeten Kapazitätsauslastung wider – durchschnittlich sind die Kapazitäten bei den Industrieunternehmen zu 78 Prozent ausgelastet, das sind 5 Prozentpunkte unter dem 10-Jahresdurchschnitt. Der Lageindikator in der Industrie steigt leicht von 1 Punkt im Herbst 2023 auf 6 Punkte zum Jahresbeginn 2024 an.
Fallender Auftragseingang, schwierige Finanzierungsbedingungen und der Fachkräftemangel drücken die Stimmung in der Bauwirtschaft weiterhin. Eine Normalisierung ist noch nicht in Sicht. Der Lageindikator bricht von 27 Punkten im Herbst 2023 auf 0 Punkte zum Jahresbeginn 2024 nochmal deutlich ein. 19 Prozent der Bauunternehmen haben gute Geschäfte, die gleiche an Anzahl Unternehmen meldet aber auch eine schlechte Geschäftslage.
Die hohe Inflation führt bei den Haushalten zur Konsumzurückhaltung, das bekommen derzeit die Händler zu spüren. Sowohl im Einzel- als auch im Großhandel sinkt die Geschäftslage noch einmal deutlich ab. Wobei der Großhandel auch die schwache Nachfrage aus der Industrie erfährt. Der Umsatz ist bei mehr als 68 Prozent der Händler zurückgegangen. Die Ertragslage wird von 35 Prozent als schlecht eingeschätzt.
Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es bei den Dienstleistern. Vor allem Beratungsunternehmen melden eine Verbesserung ihrer Geschäftslage. Aber auch ITK-Dienstleister profitieren vom Voranschreiten der Digitalisierung. Für die Unternehmen der Finanzdienstleistungen bedeutet die Zinswende auch eine Ertragswende: Spareinlagen sind endlich wieder rentabel.  
Das Hotel- und Gastgewerbe sieht sich nach Jahren der Corona-Pandemie mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Zum Jahresbeginn 2024 müssen Unternehmen mit höheren Kosten zurechtkommen: Mindestlohn- und Mehrwertsteuererhöhung. Zusammen mit den hohen Energiekosten führt das zu einer geschmälerten Ertragslage.  
Auch das Transport- und Verkehrsgewerbe hat eine deutliche Lageverschlechterung. Die Verschärfung der LKW-Maut und die CO2-Steuer auf fossile Kraftstoffe belasten die Logistiker. Zudem ist wegen der schwachen Konjunktur in der Industrie die Auftragslage stark zurückgegangen.
RS_Gesamt-Bra