Region Stuttgart, Konjunkturumfrage Frühsommer 2025

Region Stuttgart: Verhaltener Aufwind

Die wirtschaftliche Entwicklung in der Region Stuttgart bleibt weiterhin verhalten. Die vergangenen Monate waren von spürbaren Turbulenzen geprägt, insbesondere durch die unberechenbare Handelspolitik der Vereinigten Staaten unter Präsident Donald Trump. Anfang April kündigte die US-Regierung sogenannte „reziproke“ Zölle auf sämtliche Importe aus der Europäischen Union und weiteren Ländern an. Zwischenzeitlich standen Strafzölle von bis zu 20 Prozent auf EU-Exporte in die USA im Raum. Zwar wurden diese Maßnahmen wenige Tage später mit einer 90-tägigen Frist ausgesetzt, doch die kurzfristigen Ankündigungen und Rücknahmen sorgen bei exportorientierten Unternehmen für erhebliche Verunsicherung. Die Vereinigten Staaten zählen zu den wichtigsten Absatzmärkten für die Region. Noch zu Jahresbeginn 2025 waren die Exporterwartungen nach Nordamerika positiv und galten als Hoffnungsschimmer angesichts der schwachen Inlandsnachfrage.
IHK-Konjunkturumfrage für die Region Stuttgart: Diese Analyse basiert auf der IHK-Umfrage zum Jahresbeginn 2025, an der 1050 Unternehmen zwischen dem 22. April 2025 und 13. Mai 2025 teilgenommen haben.
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Die Binnennachfrage bleibt weiterhin schwach. Seit über zwei Jahren verzeichnen die Unternehmen in der Region Stuttgart einen rückläufigen Auftragseingang – ein Trend, der die Sorgen in der Wirtschaft weiter verstärkt. Mit 66 % der Nennungen bleibt die schwache Inlandsnachfrage das am häufigsten genannte Geschäftsrisiko. Zwar sorgte ein leichter Auftragsimpuls im März für eine etwas optimistischere Stimmung, doch im Vergleich zum Jahresbeginn 2025 – als noch 71 % der Unternehmen die Inlandsnachfrage als Risiko einstuften – ist dies lediglich ein Rückgang um 5 Prozentpunkte.
Der Lageindikator, der die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage widerspiegelt, sank von rund +1 Punkt zu Jahresbeginn auf 0 Punkte im Frühsommer 2025. Das bedeutet, dass sich die Zahl der Unternehmen mit positiver und negativer Lageeinschätzung derzeit die Waage hält – jeweils 26 % bewerten ihre Lage als gut bzw. schlecht. Rund 49 % der Unternehmen stufen ihre Geschäftslage als befriedigend ein.
An zweiter Stelle der Geschäftsrisiken stehen die Arbeitskosten, die von 56 % der Unternehmen als kritisch eingestuft werden. Die Inflation der vergangenen Monate hat den Druck auf Löhne und Gehälter erhöht. Zusätzlich wirkt sich die geplante Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns auf 15 Euro aus – insbesondere in Branchen wie dem Gastgewerbe.
Die hohen Standortkosten – insbesondere für Arbeit und Energie – bleiben ein zentrales wirtschaftliches Risiko. Besonders betroffen ist das Gastgewerbe, wo der Kostendruck die Margen erheblich schmälert. Insgesamt bewerten 31 % aller Unternehmen in der Region Stuttgart ihre Ertragslage als schlecht, während nur noch 20 % von einer guten Ertragslage sprechen.
Neben den Kostenfaktoren werden auch politische Unsicherheiten häufig als Risiko genannt. Trotz einer neu gewählten Bundesregierung bleibt die erhoffte wirtschaftspolitische Aufbruchstimmung bislang aus. Rund 41 % der Unternehmen sehen in der aktuellen politischen Entwicklung ein Risiko für ihre wirtschaftliche Lage. Auch geopolitische Spannungen, etwa durch den Ukraine-Krieg oder drohende Handelskonflikte, bereiten Sorgen – 43 % der Unternehmen nennen dies als Geschäftsrisiko.
Die Kombination aus schwacher Konjunktur, niedriger Ertragslage und hohen Standortkosten führt dazu, dass viele Unternehmen ihre Investitionspläne im Inland zurückfahren. Die angekündigten steuerlichen Anreize – etwa beschleunigte Abschreibungen – konnten den Investitionsstau bislang nicht lösen. Nur 23 % der investierenden Unternehmen planen in den kommenden zwölf Monaten höhere Investitionen, während fast ein Drittel geringere Investitionen vorsieht.
Der Blick in die Zukunft bleibt verhalten, zeigt jedoch leichte Aufhellungstendenzen. Der Erwartungsindikator steigt von –14 auf –6 Punkte. 19 % der Unternehmen erwarten eine Verbesserung ihrer Geschäftslage, während 25 % von einer Verschlechterung ausgehen.
Auch der Arbeitsmarkt beginnt die konjunkturelle Schwäche zu spiegeln. Die Arbeitslosenquote in der Region Stuttgart liegt aktuell bei 4,9 %, was einem Anstieg um 0,5 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahresmonat entspricht. Die Beschäftigungsaussichten bleiben ebenfalls verhalten: Nur 15 % der Unternehmen planen, ihre Belegschaft aufzustocken, während 29 % mit einem Rückgang rechnen. Der Fachkräftemangel tritt angesichts der Vielzahl anderer Herausforderungen in den Hintergrund – nur noch 39 % der Unternehmen sehen hierin ein Risiko, was 11 Prozentpunkte unter dem Zehnjahresdurchschnitt liegt.
Die wirtschaftliche Lage der Industrieunternehmen in der Region Stuttgart bleibt angespannt. Nur etwa jedes sechste Unternehmen bewertet seine Geschäftslage derzeit als gut. Trotz einzelner positiver Auftragsimpulse im März bleibt die Inlandsnachfrage mit 73 % der Nennungen das am häufigsten genannte Geschäftsrisiko. Hinzu kommt die wachsende Sorge vor einer Ausweitung internationaler Handelskonflikte – insbesondere mit den Vereinigten Staaten. Rund 60 % der Industriebetriebe sehen in den geopolitischen Spannungen ein Risiko für ihre Geschäftstätigkeit. Nordamerika galt bis zum Jahresbeginn noch als Lichtblick unter den Exportzielen.
Im Baugewerbe zeigt sich ein verhaltener Aufschwung. Während zu Jahresbeginn 2025 noch 22 % der Unternehmen ihre Lage als schlecht einschätzten, sind es im Frühsommer nur noch 16 %. Mehr Betriebe bewerten ihre Lage als befriedigend. Einen leichten Impuls könnte das geplante Investitionspaket der Bundesregierung liefern – besonders im Straßen- und Tiefbau. Die Nachfrage im privaten Wohnungsbau bleibt hingegen weiterhin schwach.
Der Einzel- und Großhandel leidet unter der Kaufzurückhaltung der privaten Haushalte. Fast 70 % der Einzelhändler berichten von einem zurückhaltenden Konsumverhalten. Besonders langlebige Konsumgüter sind derzeit weniger gefragt. Auch der Großhandel spürt die schwache Nachfrage – sowohl auf Konsum- als auch auf Produktionsseite. 42 % der Großhändler melden eine rückläufige Bestelltätigkeit.
Die Dienstleistungsbranche zeigt sich insgesamt stabil, verzeichnet jedoch im Vergleich zum Jahresbeginn leichte Einbußen. Der Lageindikator fällt von +23 Punkten auf +18 Punkte. Unternehmensnahe Dienstleister wie Beratungsunternehmen bleiben in ruhigem Fahrwasser, doch auch hier macht sich die konjunkturelle Schwäche der Industrie zunehmend bemerkbar.
Das Hotel- und Gastgewerbe steht unter erheblichem Kostendruck. Hohe Lebensmittelpreise, steigende Energiekosten und die mögliche Erhöhung des Mindestlohns belasten die Margen. Gleichzeitig bleibt die Nachfrage verhalten: Zwar kommen weiterhin Gäste, doch der Konsum vor Ort ist rückläufig. Preiserhöhungen lassen sich daher nur schwer durchsetzen.
Im Verkehrsgewerbe zeigt sich ein deutlicher konjunktureller Dämpfer. Der Lageindikator fällt von +3 Punkten auf –14 Punkte. Die schwache Industriekonjunktur wirkt sich entlang der gesamten Wertschöpfungskette aus. 37 % der Verkehrsunternehmen berichten von einem Rückgang der Auftragstendenz.