Webinar-Bericht

Stadtmarketing-Forum Schleswig-Holstein 2022

Wie kann man den aktuellen Herausforderungen begegnen? Und wie können sich Zentren aufstellen, um auch langfristig eine attraktive Destination zu bleiben? Im Mittelpunkt des Digitalen Stadtmarketingforums Schleswig-Holstein im Februar standen die Trends Einzelhandel, die Relevanz der Gastronomie, ein Überblick über das Innenstadt-Förderprogramm in Schleswig-Holstein sowie die Bedeutung von Stadtgrün.
Im Master-Talk mit Staatssekretärin Kristina Herbst, MILIG, plädiert Johannes Hesse, Sprecher des bcsd Landesverband Schleswig-Holstein, für eine strategische Aufstellung des Stadtmarketings. Mit der Veränderung des Anforderungsprofils der Stadtmarketingverantwortlichen vom Veranstaltungsorganisator zum Planungsbeteiligten und Moderator und der Vielzahl an unterschiedlichen Aufgaben braucht es dafür auch entsprechende Perspektiven, um qualifiziertes Personal zu gewinnen. Aus Sicht der Stadtmarketingorganisation ist für kurzfristige und schnelle Maßnahmen auch deshalb eine Verstetigung des Innenstadtförderprogramms als Ergänzung und Lückenschluss zur Städtebauförderung notwendig.
Michael Reink vom Handelsverband Deutschland berichtet über aktuelle Trends und Perspektiven für Innenstädte und Stadtentwicklung aus der Bundesperspektive. Zu unterstreichen ist aus Sicht des Handels das steigende Bewusstsein dafür, dass die Innenstädte lange auf Verschleiß gefahren wurden. Die städtebauliche Attraktivität nimmt an Bedeutung zu (Erlebnisraum Stadt). Lange Planungs- und Realisierungszeiten verzögern allerdings die anstehenden Aufbesserungen. Zugleich ist zu befürchten, dass der innerstädtische Handel bei den anstehenden Baumaßnahmen auch weiterhin mit  sinkenden Umsätzen konfrontiert wird. Die Bedeutung des Handels ist allerdings auch weiterhin nicht zu unterschätzen: So stellt der Handel weiterhin den Hauptgrund für den Innenstadtbesuch dar; dies spieglt sich auch in den Ergebnissen der Studie „Vitale Innenstädte 2020“. Besondere Bedeutung kommt vor diesem Hintergrund auch der Innenstadtstrategie und dem Innenstadtfonds zu.
Einen Blick in eine mögliche Zukunft wirft Marc Föhrer von Stadt + Handel, wenn er die Chance für die Innenstadt mit der Ansiedlung von Gastronomiebetrieben aufzeigt und erläutert, was es zu beachten gilt. Denn zu beobachten ist, dass bereits immer mehr Systemgastronomiebetreiber gezielt autoorientierte Lagen an Ausfallstraßen als Standorte suchen. Das stellt die Städte vor die Herausforderung, bewusst zu entscheiden, welche Nutzungen an welchen Standorten sinnvoll weiterzuentwickeln sind. Vielerorts bietet sich aktuell noch die Chance, ungesteuerte Fehlentwicklungen, wie es sie in der Vergangenheit bereits beim Einzelhandel gab, in dieser noch frühen Phase des Standortstruk­turwandels zu vermeiden, um die ökonomisch belebende Kraft der gastronomischen Expansion auf die Innenstädte und andere Bereiche zu lenken und die Innenstadt mit entsprechenden Frequenzen als multifunktionales Zentrum zu stärken. Um unerwünschte Entwicklungen von Vornherein zu verhindern, kommt deshalb einer konzeptionellen Steuerung der Gastronomie eine zunehmende Bedeutung zu. Die für jede Quartierslage identifizierten Entwicklungspotenziale und -hemmnisse sollten aus strategischer Perspektive aufbereitet und in standortspezifische Entwicklungs- und Positionierungsempfehlungen übertragen werden. Ein städtebaulich und absatzwirtschaftlich hergeleitetes Standortkonzept kann zudem die Grundlage für konkrete Umsetzungsempfehlungen in der Bauleitplanung geben.
Zum "Grün in der Stadt” mit Dr. Frank Schoppa vom Bund deutscher Baumschulen wird die Bedeutung grün-blauer-Infrasturktur im HInblick auf Klimaanpassung aber auch im Hinblick auf Gesunderhaltung und Lebensqualität aufgezeigt. Auch private Wohn- und Gewerbe-Immobilien erfahren durch eine professionelle Begrünung von Grundstück und Gebäude eine Wertsteigerung. Investitionen in Anlage und Unterhalt von öffentlichen und privaten Grünflächen lohnen sich deshalb für die Städte und Eigentümer auch finanziell. Allerdings benötigt nachhaltiges Stadtgrün auch professionelle Pflege, ansonst werden diese häufig zum städtebaulichen Problemfall. Konkrete Handlungshilfe für die Planung von klimaangepasstem Stadtgrün gibt beispielsweise die Broschüre “Stadtbäume der Zukunft”.
Das “Beratungsangebon der BIG im Rahmen des landesweiten Innenstadtprogrammes”, das Andreas Kiefer von der BIG BAU Investitionsgesellschaft mbH präsentiert, richtet sich an Kommunen mit mehr als 10.000 Einwohnern, entsprechend der Förderrichtlinie des Innenstadtprogramms. Die Beratung soll ausgehend von der Situation vor Ort Interessen, Strukturen und Funktionen in einem Kurzcheck erfassen, um abgeleitete Handlungsempfehlungen für kurz- und mittelfristige Maßnahmen aus den Erfahrungen und Lösungsansätzen aus dem Innenstadtprogramm abzuleiten. Daneben sollen Empfehlung alternativer Fördermöglichkeiten im Fokus stehen. Bei Interesse erhalten Sie weitere Informationen. Der vierteljährliche “InnenstadtTalk” soll als Austauschplattform für alle Akteure in Schleswig-Holstein und zur Gestaltung der (Innen)Städte dienen. Eine programmbegleitende Online-Dokumentation und wachsende Projektbeispieldatenbank sollen aufgebaut werden. Einen Projektpool an Best-Practices bietet auch “Stadtimpulse”.
 Ein unter der Federführung der IHK Schleswig-Holstein und des Handelsverband Nord abgestimmter Ideen-Pool soll Standortverantwortlichen ebenfalls Impulse, Ideen und Ansatzpunkte zur Innenstadt-Attraktivierung für die Abstimmung vor Ort bieten.
Die vielfältigen Potenziale und Eindrücke wie schleswig-holsteinische Standorte als attraktive Handels-,  und Versorgungszentren und als lebendige Orte, zum Verweilen und Zusammenkommen, bestehen können, zeigt eine virtuelle Galerie. Neben Eckernförde, Elmshorn, Neumünster und Nortorf sind nun auch Bad Oldesloe, Bad Schwartau, Eutin und Heiligenhafen vertreten.
Veröffentlicht am 15. März 2022