Der konjunkturelle Ruck lässt im Bezirk der IHK zu Rostock auf sich warten
Rostock/Stralsund. Die wirtschaftliche Lage hat sich gegenüber dem Frühsommer erholt, bleibt aber unter dem langjährigen Durchschnitt. Der IHK-Geschäftsklimaindex steigt im Herbst 2025 um drei auf 103 Punkte und setzt damit den Aufwärtstrend fort. Insgesamt bleiben die Geschäftserwartungen aber sehr verhalten, wenn auch weniger düster als im Vorjahr. Mit ein Grund dafür:
„Unsicherheiten durch geopolitische Konflikte, Energiepreise und Inlandsnachfrageschwäche bestehen weiter und sorgen bei den Unternehmen in der Region für Skepsis“, sagt Klaus-Jürgen Strupp, Präsident der Industrie- und Handelskammer zu Rostock. „Die Rückkehr zu einem Grundvertrauen der Unternehmen in die eigene Geschäftsentwicklung und die Fähigkeit der staatlichen Verantwortungsträger auf allen föderalen Stufen, eine verlässliche Wirtschaftspolitik zu realisieren, muss weiterhin das höchste Gewicht haben“, so das Fazit des IHK-Präsidenten.
Für viele Unternehmen und fast alle Branchen im IHK-Bezirk Rostock stellt sich die geschäftliche Situation im Herbst 2025 weiter als herausfordernd dar, wenngleich weniger gravierend als noch im Herbst des Vorjahres. Zwar deuten – neben der verbesserten Lage der befragten Unternehmen – erste Frühindikatoren, wie die deutlich aufgehellten Exportaussichten oder der anziehende Lkw-Maut-Fahrleistungsindex für MV, eine langsame konjunkturelle Erholung an, dennoch bleiben die weiterhin kraftlose Inlandsnachfrage und die strukturellen Schwierigkeiten Deutschlands eine gewaltige Hypothek für Unternehmen und Verbrauchende, so das Ergebnis der Umfrage.
Bessere Exporterwartungen
Verbessert hat sich die Geschäftslage vor allem in der Verkehrswirtschaft und im Gastgewerbe, während die Industrie nicht an die guten Werte der Vorumfrage anknüpfen kann. Erfreulich: Finanzielle Engpässe und Sorgen vor einer Insolvenz gingen weiter zurück, die Exporterwartungen hellen sich nach der (vorläufigen) Entspannung im EU-USA-Handelskonflikt auf.
Die Beschäftigungsabsichten legen zwar merklich zu, die Signale springen allerdings noch nicht auf Beschäftigungsaufbau um. Dabei bleibt indes der Fachkräftemangel eines der größten strukturellen Risiken, nach hohen Arbeits- und Energiekosten sowie bürokratischen Belastungen.
Die Beschäftigungsabsichten legen zwar merklich zu, die Signale springen allerdings noch nicht auf Beschäftigungsaufbau um. Dabei bleibt indes der Fachkräftemangel eines der größten strukturellen Risiken, nach hohen Arbeits- und Energiekosten sowie bürokratischen Belastungen.
Die weiterhin herausfordernde konjunkturelle Situation tritt deutlich bei den schwachen Investitionsabsichten zutage. Auch die zum Juli in Kraft getretenen Abschreibungserleichterungen der Bundesregierung konnten hier offenbar noch keine neuen Impulse setzen. Branchenübergreifend geben 35 Prozent an, Investitionen reduzieren zu wollen und ein Viertel plant, die Investitionsausgaben zu steigern.
Aktuell wird vor allem in den Substanzerhalt und in die Prozessoptimierung investiert.
„Eine Trendwende ist also noch nicht eingeläutet, wäre aber dringend erforderlich“, so Melanie Wicht, Hauptgeschäftsführerin der IHK zu Rostock, und weiter: „Veränderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen brauchen allerdings eine Weile, um dort anzukommen, wo sie Wirkung entfalten sollen – und vor allem gilt: Die Politik muss zunächst viel Vertrauen zurückzugewinnen.“
Auch in konjunkturell schwieriger Phase bleiben Stellen vakant
In der nach wie vor schwierigen Konjunkturphase zeigt sich, dass bei fast vier von zehn befragten Betrieben Stellen unbesetzt bleiben müssen, weil keine passenden Mitarbeitenden gefunden werden. Besonders im Baugewerbe stellt sich der Fach- bzw. Arbeitskräftemangel als besonders gravierend dar: 79 Prozent der Baubetriebe geben an, dass Stellen nicht besetzt werden können.
Unterschiede in den Regionen
Wie auch in der Vergangenheit stellt sich die konjunkturelle Situation im Bezirk der IHK zu Rostock regional deutlich differenziert dar: Zwischen den beiden Landkreisen im IHK-Bezirk – Landkreis Rostock sowie Landkreis Vorpommern-Rügen - und der Hanse- und Universitätsstadt Rostock, als der größten Stadt des Bundeslandes, bestehen teils große Unterschiede.
Hanse- und Universitätsstadt Rostock
In der Hanse- und Universitätsstadt gestaltet sich die aktuelle Geschäftssituation vergleichsweise positiver: Die befragten Betriebe zeichnen ein besseres Bild der aktuellen Lage und blicken im Schnitt optimistischer auf die kommenden Monate.
Landkreis Vorpommern-Rügen
Im regionalen Vergleich am herausforderndsten: 26 Prozent der Befragten aus Vorpommern-Rügen beschreiben eine gute Lage, 21 Prozent schätzen diese negativ ein, wobei die Skepsis für die kommenden Monate stärker als im gesamten IHK-Bezirk ausgeprägt ist.
Landkreis Rostock
Die Lage der gewerblichen Wirtschaft im Landkreis Rostock rangiert im ‚Mittelfeld‘ der Ergebnisse der beiden anderen Regionen. Hier schätzen mit 35 Prozent fast gleich viele Firmen wie in der Frühsommerumfrage (33 Prozent) ihre aktuelle geschäftliche Situation als „gut“ ein und auch der Anteil der „schlechten“ Lagebeurteilung bleibt mit 14 Prozent konstant. Bezüglich der Geschäftsaussichten können die Betriebe im Landkreis den aufkeimenden Optimismus ihrer Geschäftspartner im angrenzenden Rostock bei Weitem nicht in gleichem Umfang teilen.
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