„Unternehmen für die Zukunft wappnen“
Wer sein Unternehmen nachhaltig aufstellt, macht es auch resilienter für Krisenzeiten. Die IHK-Experten Martin Krause und Daniel Pauls geben Tipps.
Ich möchte mein Unternehmen nachhaltiger machen. Was heißt das eigentlich?
Daniel Pauls:
Dass ich mein Unternehmen zielgerichtet für eine erfolgreiche Zukunft wappnen möchte, und zwar ganzheitlich. Konkret: dass ich ökonomische, ökologische und soziale Ziele verbinde. Möchte ich mein Unternehmen nachhaltiger machen, balanciere ich es auf diesen drei Säulen aus.
Dass ich mein Unternehmen zielgerichtet für eine erfolgreiche Zukunft wappnen möchte, und zwar ganzheitlich. Konkret: dass ich ökonomische, ökologische und soziale Ziele verbinde. Möchte ich mein Unternehmen nachhaltiger machen, balanciere ich es auf diesen drei Säulen aus.
Martin Krause:
Dieser Logik folgend, ist es sinnvoll, das eigene Unternehmen mit Blick auf diese drei Bereiche zu analysieren. Das bedeutet nicht, seinem Gefühl oder seiner Meinung zu folgen, sondern Daten zu erheben, diese zu beurteilen und darauf Entscheidungen zu stützen.
Warum sind Daten so wichtig?
Martin Krause: Wir stellen fest, dass sich Gesetze immer mehr um die Erhebung von Daten in Unternehmen drehen. Das erhöht einerseits die Bürokratie und den Aufwand. Doch von Unternehmen, die damit begonnen haben, hören wir auch: „Erst, nachdem wir schwarz auf weiß hatten, wie viel wir verbrauchen, konnten wir überlegen, ob wir effizienter und nachhaltiger sein können.“ Die Einstiegsmöglichkeiten sind vielfältig: Welche und wie viele Ressourcen verwenden wir als Unternehmen? Welche Wege werden zurückgelegt, um unser Produkt oder Dienstleistung am Markt anzubieten? Wovon kaufe ich wie viel ein? Welche Emissionen verursache ich als Unternehmen dadurch?
Wie kann ich feststellen, wie nachhaltig mein Unternehmen ist und wo es Verbesserungsmöglichkeiten gibt?
Daniel Pauls: Es gibt zahlreiche gute Unterstützungsangebote, etwa die kostenlose Plattform des Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK), mit der man einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen kann, der sich am EU-Berichtsstandard CSRD orientiert. Man erfährt im Arbeitsprozess zwangsläufig, wie das eigene Unternehmen aufgestellt ist und wo Verbesserungspotenzial liegt. Wer bereits so konkret arbeitet, dem empfehle ich außerdem die aktive Pflege eines Netzwerks – hier hilft die IHK gerne weiter.
Und wenn ich tiefer einsteigen möchte?
Martin Krause: Für eine tiefer gehende und begleitende Unterstützung gibt es Dienstleister, deren fachliche Expertise ein Unternehmen einkaufen kann, oder Einstiegsangebote vom Land Rheinland-Pfalz wie den EffCheck oder von Städten und Landkreisen wie das Umweltberatungsprogramm Ökoprofit. Wenn Unternehmen bereits über eine Grundlage verfügen, ist der nächste Schritt die Einführung eines passenden Managementsystems, dessen Grundlage europäische und internationale Normen sind. Die gängigsten sind EMAS für Umwelt sowie die ISO 9001 für Qualität, 14001 für Umwelt und 50001 für Energie. Für Unternehmen aus kapitalintensiven Branchen in denen Gebäude, Infrastruktur oder Produktionsanlagen für die Leistungsfähigkeit eine hohe Bedeutung haben, lohnt sich ein Blick auf die ISO 55001 für (Unternehmen-)Assets.
Welche Zuschussmöglichkeiten gibt es?
Martin Krause: Das hängt von der Ausgangssituation ab. Wenn wir über konkrete Fördermöglichkeiten sprechen, gibt es klare Zuständigkeiten: die ISB für Rheinland-Pfalz sowie die KfW und das BAFA für Deutschland.
Daniel Pauls: „Das Zuschussprogramm“ gibt es nicht. Förderprogramme sind spezifisch zweckgebunden. Doch es gibt Unterstützung bei der Suche. Je genauer ich weiß, was ich für mein Unternehmen brauche, desto besser hilft mir zum Beispiel die Förderdatenbank des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz mit einer Übersicht aktueller Förderprogramme.
Welche Angebote hält die IHK bereit, um mich bei der nachhaltigen Transformation zu begleiten?
Daniel Pauls: Wir bespielen hier vor allem zwei Säulen: die politische Interessensvertretung und die Unternehmensservices. Mir ist wichtig, unsere Mitgliedsunternehmen aktiv in die politische Interessenvertretung einzubinden. Wann immer die Möglichkeit zu einer Stellungnahme besteht, spreche ich CSR-Beauftragte aus unserem IHK-Bezirk direkt an und biete die Chance, sich in Regulierungsfragen einzubringen.
Und bei den Unternehmensservices?
Martin Krause: Als IHK sind wir die erste Anlaufstelle: Wir beraten, setzen Impulse und fördern den Austausch zwischen Unternehmensvertretern. Dafür bieten wir Webinare, Tages- und Halbtagesveranstaltungen, Qualifizierungen sowie themenspezifische Netzwerke und Arbeitsgruppen, in die wir unsere Mitgliedsunternehmen zur Mitwirkung einladen.
Daniel Pauls: Kürzlich haben wir zum Beispiel mit einer Unternehmensberatung ein Seminar zum freiwilligen Berichtsstandard VSME organisiert, mit einer regionalen Bank über die Kreditvergabe der Zukunft informiert und Einblicke in das strategische Nachhaltigkeitsmanagement eines großen Industrieunternehmens aus Mainz gegeben.
Angesichts der Weltpolitik und der angespannten wirtschaftlichen Lage: Welche Rolle können die Mitgliedsunternehmen Ihrer IHK bei der Gestaltung einer nachhaltigen Wirtschaft überhaupt aktuell spielen?
Daniel Pauls: Eine wichtige. Nachhaltigkeit wird oft als rein gesellschaftlicher oder politischer Gesprächsgegenstand für Talkshows oder das Abendessen in der Familie aufgefasst, es ist aber vor allem ein wirtschaftliches Querschnittsthema. Warum? Weil hier der größte Hebel liegt. Wirtschaft betrifft alle, wirklich alle, unsere Lebensbereiche – vom Konsum über die Energieversorgung bis hin zu Dienstleistungen. Eine nachhaltige Wirtschaft kann also nur gelingen, wenn alle Wirtschaftsakteure darauf ausgerichtet sind. Im Umkehrschluss liegt es an jedem Unternehmen, nachhaltig zu wirtschaften. Für den Erfolg der Wirtschaft insgesamt und auch für den des eigenen Unternehmens.
IHK-POSITION
Die IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz lehnt den aktuellen Gesetzentwurf des Landesklimaschutzgesetzes ab: Dieser geht aus Sicht der rheinland-pfälzischen Industrie- und Handelskammern am Ziel vorbei – das haben die IHKs in ihrer Stellungnahme an die Politik deutlich gemacht. Die verbindliche Vorgabe, Rheinland-Pfalz bis 2040 klimaneutral zu machen, basiere auf unrealistischen Annahmen und verkenne die tatsächlichen Handlungsmöglichkeiten des Landes. Die Befürchtung: Das Land setzt sich ambitionierte Ziele, die es allein nicht erreichen kann – und nimmt dafür dann nachträglich Bürgerinnen und Bürger und Wirtschaft in die Pflicht. „In einer Zeit, in der wir um jeden Arbeitsplatz und die Zukunftsfähigkeit des Standorts Rheinland-Pfalz kämpfen, ist ein solches Gesetz ein falsches Signal. Es sorgt für zusätzliche Bürokratie bei der Landesverwaltung und Planungsunsicherheit bei den Unternehmen, ohne dass es dem Klimaschutz wirklich dient“, macht Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz deutlich.
Die IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz lehnt den aktuellen Gesetzentwurf des Landesklimaschutzgesetzes ab: Dieser geht aus Sicht der rheinland-pfälzischen Industrie- und Handelskammern am Ziel vorbei – das haben die IHKs in ihrer Stellungnahme an die Politik deutlich gemacht. Die verbindliche Vorgabe, Rheinland-Pfalz bis 2040 klimaneutral zu machen, basiere auf unrealistischen Annahmen und verkenne die tatsächlichen Handlungsmöglichkeiten des Landes. Die Befürchtung: Das Land setzt sich ambitionierte Ziele, die es allein nicht erreichen kann – und nimmt dafür dann nachträglich Bürgerinnen und Bürger und Wirtschaft in die Pflicht. „In einer Zeit, in der wir um jeden Arbeitsplatz und die Zukunftsfähigkeit des Standorts Rheinland-Pfalz kämpfen, ist ein solches Gesetz ein falsches Signal. Es sorgt für zusätzliche Bürokratie bei der Landesverwaltung und Planungsunsicherheit bei den Unternehmen, ohne dass es dem Klimaschutz wirklich dient“, macht Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz deutlich.
IHK-ANGEBOTE:
- ETA-Metropol
Zu dem Energieeffizienz- und Klimaschutznetzwerk haben sich die IHKs aus den Metropolregionen Rhein-Neckar und Frankfurt-Rhein-Main zusammengeschlossen, damit Unternehmen durch einen regelmäßigen Austausch Herausforderungen gemeinsam angehen können.
eta-metropol.de - CBAM-Netzwerk
Das CBAM-Netzwerk der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz / Saarland trifft sich jeden Mittwoch zwischen 10 und 11 Uhr digital, um sich zu aktuellen europäischen Verordnungen auszutauschen. Die Teilnahme ist kostenfrei nach Anmeldung bei Janine Theisen an theisen@koblenz.ihk.de möglich.
ihk.de/koblenz/cbam - Klimaschutz-Coachings – Unternehmensnetzwerk Klimaschutz
Das Klimaschutz-Coaching bieten die IHKs vor Ort als auf das Unternehmen individuelle Orientierung im Bereich des betrieblichen Klimaschutzes an. Neben einem Gespräch zur Unternehmensstruktur folgt anschließend bei Bedarf ein Vor-Ort-Termin, bei dem die individuellen Rahmenbedingungen Ihres Unternehmens berücksichtigt werden können.
klima-plattform.de - Weitere Unterstützungsangebote zum nachhaltigen Wirtschaften sowie die passenden Kontakte finden Betriebe unter
ihk.de/rheinhessen/nachhaltigkeit
TORBEN SCHRÖDER, IHK FÜR RHEINHESSEN
Kontakt

Martin Krause
Referent Energie und Umwelt

Daniel Pauls
Referent Nachhaltigkeit und InnovationGeschäftsbereich Unternehmensservice