
Wegweiser durch den Berichtspflicht-Dschungel
Berichtspflichten und Lieferketten: Worte, die Unternehmen inzwischen mehr mit Bürokratie und Herausforderungen als mit dem eigentlichen Ziel dahinter verbinden. Welche Regeln es zu beachten gilt, wo man Hilfe bekommt und wie eine wirtschaftlich nützliche Nachhaltigkeitsstrategie aussieht, erläutert Alexa Gádi, Abteilungsleiterin Recht bei der IHK für Rheinhessen.
Worum geht es bei den Berichtspflichten zum Thema Nachhaltigkeit überhaupt?
Welche sind die bedeutendsten?
Auf europäischer Ebene sind das der Berichtsstandard CSRD und die Lieferkettenrichtlinie CSDDD. Wie alle europäischen Richtlinien müssen auch diese in nationales Recht umgesetzt werden.
Welche Regeln gelten für mein Unternehmen?
Es handelt sich um Berichtspflichten zu den unternehmerischen Auswirkungen auf die Umwelt, Menschenrechte und Sozialstandards. Hinsichtlich der Betroffenheit ist auf europäischer Ebene am 17. April Teil 1 des Omnibus Paketes in Kraft getreten, wodurch sich teilweise die Anwendung der Nachhaltigkeitsberichterstattungsrichtlinie und die Fristen der Lieferkettenrichtlinie für viele Unternehmen verschieben. Dazu findet sich im Regulierungsmonitor unserer IHK-Homepage eine sehr gute Übersicht.
Kann man als Unternehmen auch indirekt betroffen sein?
Ja. Sowohl bei der Nachhaltigkeits- als auch bei der Lieferkettenrichtlinie haben die Regelungen auch eine hohe Anzahl an Berührungspunkten mit diversen Stakeholdern des Unternehmens. Hier ist empfehlenswert, eine eigene Strategie für den Umgang mit Anfragen von berichtspflichtigen Geschäftspartnern zu entwickeln und sich frühzeitig vorzubereiten. Besonders die Datensammlung und der Aufbau einer Unternehmensstrategie können viel Zeit in Anspruch nehmen.
Wo findet man Unterstützung?
Es gibt eine ganze Reihe von Angeboten – einen ersten Überblick dazu gibt unsere IHK, besonders für kleine und mittlere Betriebe. Für die Erstellung eines freiwilligen Nachhaltigkeitsberichts sind zum Beispiel der Deutsche Nachhaltigkeitskodex und der europaweite Standard VSME gute Möglichkeiten, sich mit dem Thema vertraut zu machen. Um Nachhaltigkeitsrisiken zu erkennen und zu managen, empfehlen sich speziell für den Mittelstand auch der kostenlose CSR-Risiko-Check und der KMU-Kompass der Agentur für Wirtschaft und Entwicklung.
Was schaue ich mir als erstes an?
Unabhängig von den regulatorischen Vorgaben ist es wichtig zu wissen, wo das Unternehmen im Bereich Nachhaltigkeit steht und wo es hinmöchte. Im ersten Schritt sollte geprüft werden, ob der Betrieb direkt betroffen ist. Wenn das der Fall ist, sollte die Verantwortlichkeit innerhalb des Unternehmens geklärt werden. Idealerweise sind Führungskräfte nachhaltigkeitsrelevanter Betriebsteile wie Einkauf, Vertrieb, Human Ressources, Produktion und Facility Management bereits am Anfang eingebunden. Eine strukturierte Herangehensweise spart Zeit und Kosten.
Und danach?
Als nächstes ist es wichtig, sich einen Überblick über die Anforderungen der unterschiedlichen Berichtspflichten zu verschaffen und Synergien zu heben. So können einige Informationen können mehrfach genutzt werden. Vielleicht gibt es in der jeweiligen Branche auch schon Initiativen, die als Grundlage dienen können. Hilfreich ist zudem, die unterschiedlichen Interessenträger einzubinden, bevor es an Datenerfassung, Analyse und Integration einer Nachhaltigkeitsstrategie geht. Denn die Berichterstattung muss nicht nur kurzfristige, sondern auch langfristige Risiken und Chancen umfassen.
Und was nützt mir all der Aufwand?
Mit einer guten Struktur innerhalb des Unternehmens, inklusive der Zuteilung von Verantwortungsbereichen und Schaffung von Synergien, bringt nachhaltiges Wirtschaften eine Chance für Kostenersparnisse, Qualitäts- und Ressourcensicherung sowie Resilienzsteigerung. Hinzu kommen Vorteile in der Außenwirkung und Arbeitgebermarke. Nicht zuletzt trägt nachhaltiges Wirtschaften zur Attraktivität des eigenen Standortes bei, was wiederum die Wettbewerbsfähigkeit fördert.
IHK-ÜBERBLICK
Einen Überblick zu Angeboten, Netzwerken und Tools bündelt die IHK für Rheinhessen unter
www.ihk.de/rheinhessen/nachhaltigkeit
Einen Überblick zu Angeboten, Netzwerken und Tools bündelt die IHK für Rheinhessen unter
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REGULIERUNGSMONITOR
Die Regulierung in der Nachhaltigkeit ist dynamisch - Verordnungen, Richtlinien und Gesetze ändern sich ständig. Der IHK-Regulierungsmonitor hält Betriebe dazu mit kurzen Zusammenfassungen auf dem aktuellen Stand:
www.ihk.de/rheinhessen/regulierungsmonitor
Die Regulierung in der Nachhaltigkeit ist dynamisch - Verordnungen, Richtlinien und Gesetze ändern sich ständig. Der IHK-Regulierungsmonitor hält Betriebe dazu mit kurzen Zusammenfassungen auf dem aktuellen Stand:
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TORBEN SCHRÖDER, FREIER JOURNALIST
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Alexa Gádi
Abteilungsleiterin RechtGeschäftsbereich Unternehmensservice