Saisonumfrage Tourismus Herbst 2020: IHK fordert verlässliche Perspektive für Gastgewerbe

„Kaum Umsatz, finanzielle Sorgen, Corona bedingte Mehrkosten und Personalabbau - die aktuelle Situation in der Tourismusbranche ist sehr besorgniserregend. Umso wichtiger ist es, den Betrieben und ihren Beschäftigten mit frühzeitigen Aussagen zu den möglichen Szenarien für die Wintersaison eine verlässlichere Perspektive zu bieten.“ Dies erklärt Anke Schweda, IHK-Geschäftsbereichsleiterin für Standortentwicklung, anlässlich der Ergebnisse der aktuellen IHK-Saisonumfrage Tourismus, an der sich rund 100 Unternehmen beteiligt haben. Insgesamt zeichnen diese für die Wirtschaftsregion Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim ein düsteres Bild: 85 % der Unternehmen leiden unter gesunkenen Umsätzen, mehr als jedes zweite Unternehmen bewertet die Geschäftslage der zurückliegenden Saison als „schlecht“ und die Zahl der Betriebe, die sich von einer Insolvenz bedroht sehen, ist seit der Frühjahrsumfrage sprunghaft auf 12 % gestiegen.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass die IHK-Saisonumfrage Tourismus vom 5. Oktober bis 6. November 2020 durchgeführt wurde. „Die Antworten der Teilnehmer stammen daher vorwiegend noch aus der Zeit vor der Verkündung des aktuellen Lockdowns der Branche“, so Schweda. Inzwischen ist Niedersachsen in Woche drei des zweiten Lockdowns. Die Beherbergungs- und Gastronomieunternehmen mussten trotz bereits eingerichteter Hygienekonzepte ihre Türen erneut schließen - die wenigen Geschäftsreisenden ausgenommen. Ein wirtschaftlicher Betrieb ist mit den bestehenden Ausnahmeregelungen wie dem Außer-Haus-Verkauf für die meisten nicht darstellbar. Die Lage hat sich also weiter verschärft. Dadurch, dass z.B. Tagungen und Messen bereits seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie nicht mehr durchgeführt werden konnten, ist mit 90 % der größte Umsatzrückgang bei den Geschäftsreisenden zu beobachten. Hier sei kurzfristig auch keine Änderung zu erwarten. „Umso wichtiger ist es, zumindest Einheimischen und Tagesreisenden möglichst noch vor Weihnachten unter Einhaltung der längst umgesetzten Hygienemaßnahmen einen Restaurantbesuch zu ermöglichen“, so Schweda. Hierzu vermissen die Unternehmen bisher jedoch verbindliche Aussagen der Politik.
Ausgewählte regionale Ergebnisse im Einzelnen:
  • 85 Prozent der Unternehmen im Gastgewerbe leiden im Vergleich zum Vorjahreszeitraum unter Umsatzrückgängen (Niedersachsen (NDS): 82 %). Betrachtet man davon nur Beherbergungsbetriebe sind es sogar 92 Prozent (NDS: 83 %). 
  • In der Folge berichten 72 Prozent in der aktuellen Lage von einem Rückgang des Eigenkapitals (NDS: 67 %), 37 Prozent leiden unter Liquiditätsengpässen (NDS: 31 %). 12 Prozent sehen sich von Insolvenz bedroht (NDS: 11 %).
  • Mit Blick auf die nächste Saison erwarten 86 Prozent der Unternehmen im Gastgewerbe eine ungünstigere Entwicklung (NDS: 71 %).
  • Mehr als jedes zweite Unternehmen erwartet, dass die Zahl der eigenen Beschäftigten in der kommenden Saison abnimmt (54 %, NDS: 46 %).
  • 28 Prozent gehen von steigenden Preisen aus, nur 8 Prozent von sinkenden Preisen. (NDS: 29 % bzw. 10 %).
  • Größtes Risiko in den kommenden zwölf Monaten sind laut Umfrage die politischen Rahmenbedingungen (70%), gefolgt von der fehlenden Nachfrage (aus dem Inland: 57%, Ausland: 46 %).
  • Rund ein Drittel (30 %) waren zum Zeitpunkt der Umfrage von einem Stillstand der geschäftlichen Tätigkeit betroffen (NDS: 26 %). Dazu: Die Umfrage lief bereits seit dem 5.10., bevor am 28.10. der dann ab dem 2.11 geltende Lockdown verkündet wurde. Inzwischen dürfte ein deutlich größerer Anteil geschlossen haben.