Hausärztliche Versorgung in der IHK-Region

Die hausärztliche Versorgung in der Region Osnabrück–Emsland–Grafschaft Bentheim steht vor großen Herausforderungen: In einigen Versorgungsregionen sind bis zu 50 % der Ärzte über 63 Jahre alt, aufgrund der schon jetzt schwierigen Lage offene Arztsitze zu besetzen, steigt die Belastung der vorhandenen Ärzte stetig. Gleichzeitig ist eine verlässliche Gesundheitsversorgung ein zentraler Standortfaktor.
Regional teilweise jeder zweite Arzt über 63 Jahre alt
Die Analyse verdeutlicht die angespannte hausärztliche Versorgung: In manchen Planungsgebieten der Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) ist bereits jeder zweite oder dritte Hausarzt über 63 Jahre alt. Innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre droht damit ein massiver Abgang in den Ruhestand, mit deutlichen Folgen für die verbleibenden Mediziner, deren Belastung schon heute steigt.
Die Zahlen aus dem Gleichwertigkeitsbericht 2024 des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) zeigen den Trend. Zwischen 2012 und 2022 nahm die Zahl der Einwohner je Hausarzt spürbar zu, am stärksten in Osnabrück. Dort stieg die Relation um mehr als zwölf Prozent – von 1.377 auf 1.546 Einwohner pro Arzt.
Versorgungssituation in der IHK-Region heterogen mit ersten Warnsignalen
Bleiben Hausarztsitze unbesetzt, sinkt der Versorgungsgrad. Fällt er unter 75 Prozent, gilt eine Region nach Definition der Kassenärztlichen Bundesvereinigung als unterversorgt. Die IHK-Region weist derzeit eine heterogene Situation auf: In allen Planungsbereichen liegt der Versorgungsgrad zwischen 75 und mindestens 110 Prozent, was formal einer Normal- bzw. Überversorgung entspricht. Dennoch steuern Teilregionen auf Lücken zu. Besonders kritisch ist die Lage in Melle mit dem niedrigsten Versorgungsgrad. Hier drohen längere Wartezeiten und weitere Wege für Patienten. Eine Modellrechnung der Leibniz Universität Hannover prognostiziert für die gesamte Region bis 2035 eine deutliche Unterversorgung.
Verlässliche Versorgung wichtiger Standortfaktor
Aus ökonomischer Sicht wiegt diese Entwicklung schwer. Gesundheitsversorgung wird zunehmend zum Standortfaktor im Wettbewerb um Fachkräfte: Familien und Unternehmen achten bei Lebens- oder Investitionsentscheidungen verstärkt auf die Qualität der medizinischen Infrastruktur.
Das Ergebnis ist eindeutig: Gegenmaßnahmen sind dringend erforderlich. Dazu zählen die Förderung von Nachwuchsmedizinern, Unterstützung neuer Praxis- und Arbeitsmodelle, Aufbau regionaler Gesundheitszentren, digitale Versorgungslösungen sowie ein gezieltes Standortmarketing. Nur eine abgestimmte Strategie sichert langfristig die medizinische Basisversorgung und die wirtschaftliche Attraktivität der Region.