IHK-Netzwerk: Innovationspotenziale der „Industrie 4.0“ diskutiert

Über Innovationspotenziale smarter Sensordatenauswertung für die Automatisierung der Industrie informierten sich die Mitglieder des IHK-Netzwerks Industrie 4.0 Ende Juni in Melle. Prof. Dr.-Ing. Steffen Greiser, seit 2020 Professor für Automatisierungstechnik an der Hochschule Osnabrück, demonstrierte dazu, wie in der Lehre auf dem Campus Lingen Fragestellungen aus der Praxis u. a. mittels künstlicher Intelligenz gelöst werden. Eines der Beispiele war die Bewertung der Nachhaltigkeit in Produktion und Logistik mit dem Ziel, die Effizienz und Zukunftsfähigkeit zu verbessern.
Gastgeber Guido Hübner, technischer Leiter der ASSMANN Büromöbel GmbH & Co. KG, zeichnete nach einem Betriebsrundgang mit seinem Praxisbericht ein Bild von der Zukunft des Arbeitens in der „Büromöbelproduktion 4.0“. Mit gut 400 Mitarbeitenden fertigt das Unternehmen, welches zu den modernsten Möbelproduktionsanlagen in Deutschland gehört, aktuell rund 2.500 Möbel pro Tag. Die Produktion ist das Herzstück des Unternehmens und hat sich über die Jahre hin zu einer automatisierten, voll digitalisierten und auftragsbezogenen Fertigung weiterentwickelt. „Bei ASSMANN ist einiges schon jetzt keine ferne Zukunftsmusik mehr“, betont Hübner. „Manch gute Idee - wie ein automatisiertes Kommissionierlager - liegt noch in der Schublade, weil uns bisher der Platz gefehlt hat. Dennoch arbeiten wir kontinuierlich daran, Produktionsprozesse und Abläufe weiter zu optimieren und Vorreiter bei der Digitalisierung zu bleiben.“ So wird beispielsweise bei der Planung und Weiterentwicklung von Produktionsarbeitsbereichen und Prozessen bereits auf digitale Technologien gesetzt. Wichtige Quelle für neue Ideen seien für ihn auch der regelmäßige und persönliche Austausch mit anderen Unternehmen. Um den bereits hohen Automatisierungsgrad zu erreichen, investierte ASSMANN innerhalb von 15 Jahren insgesamt 40 Mio. Euro.
Die Weichen für die Digitalisierung wurden schon früh gestellt: Mit dem vernetzten Fertigungsleitsystem und der Integration von Robotik in der Fertigung ging man in Melle bereits vor mehr als zehn Jahren erste Schritte in Richtung Industrie 4.0. Seitdem wurde u. a. eine neue Montagelinie mittels Virtual Reality geplant und realisiert, wodurch Arbeitsabläufe direkt getestet und mögliche Probleme frühzeitig erkannt und behoben werden konnten. Am integrierten Handarbeitsplatz werden Montagehinweise mittels Beamer auf das Werkstück projiziert.
Um Raum für die Realisierung weiterer Digitalisierungsprojekte zu schaffen, wird derzeit u.a. in der Produktion die Anzahl der Varianten weiter reduziert. Und anstatt ein neues Verwaltungsgebäude zu errichten, buchen sich die Mitarbeitenden ihren Schreibtisch je nach Bedarf in der Verwaltung und dem ASSMANN Forum. Eine Erfahrung der Corona-Zeit, so Hübner. Vorher habe er nicht geglaubt, dass das wirklich funktioniere. Heute sei digitales Arbeiten etabliert – was wiederum zu neuen digitalen Produktlösungen für Büro und Homeoffice führte.
Dem IHK-Netzwerk „Industrie 4.0“ gehören aktuell rund 80 Mitglieder an. Es richtet sich ausschließlich an Vertreter regionaler Unternehmen des produzierenden Gewerbes. Die Mitgliedschaft ist kostenfrei. Weitere Infos finden Sie hier.