Großer Rückhalt für Kulturangebote - aber...!

In Gedanken: Großer Rückhalt für die Kultur

Den Menschen in Deutschland (91 %) ist es wichtig, die kulturellen Angebote in Theaterhäusern für kommende Generationen zu erhalten. Eine große Mehrheit (76 %) ist zudem der Meinung, diese sollten weiter mit öffentlichen Mitteln finanziert werden. Die Angebote gehörten zur kulturellen Identität (82 %) beziehungsweise Bildung (91 %) in Deutschland. Zu diesen Ergebnissen kommt der neue "Relevanzmonitor Kultur" des Liz Mohn Centers der Bertelsmann Stiftung. Mit der bundesweit repräsentativen forsa-Umfrage ist das Liz Mohn Center erstmals der Frage nachgegangen, welchen Stellenwert Kulturangebote in Deutschland haben. Deutlich wird dabei ein fast einheitlicher Rückhalt in der Bevölkerung: Die Arbeit der Theater sei wichtig, solle weiter gefördert und für die Zukunft erhalten werden. 

In der Praxis: Interesse und Nutzung divergieren

Eine Diskrepanz entsteht jedoch zwischen dem einheitlichen Wunsch nach Kulturerhalt und dem tatsächlichen Interesse und der Nutzung der Angebote. Sowohl in der gesamten Bevölkerung als auch in der Generation der jungen Erwachsenen zwischen 18 und 29 Jahren interessieren sich zwei Drittel gar nicht oder weniger stark für Theateraufführungen, klassische Musikkonzerte, Oper-, Ballett- und Tanzaufführungen. Vier von fünf Befragten gaben an, klassische Angebote wie diese in den vergangenen
 zwölf Monaten gar nicht wahrgenommen zu haben. 37 % der Befragten waren noch nie in einem klassischen Musikkonzert oder in einer Oper-, Ballett- oder Tanzaufführung (Theateraufführungen: 10 %). Viele 18 bis 29-Jährigen haben das Gefühl, das Angebot richte sich gar nicht an sie (43 %) – sie fühlten sich dort fehl am Platz (39 %). 
Gemessen an der zugeschriebenen Relevanz müsste das Publikum eigentlich in die Kulturinstitutionen strömen. Das Gegenteil ist leider momentan der Fall.

Handlungsempfehlungen für die Zukunft

Aus den Umfrageergebnissen ergeben sich Handlungsempfehlungen für die leitenden Akteure in den Institutionen und der Politik. Die Theaterhäuser sollten:
  • ihre Zielgruppen besser kennen und ansprechen: gewünscht werden beispielsweise Angebote, die sich speziell an Kinder und Jugendliche richten (85 %), bei denen man lachen kann (83 %) und die für jeden verständlich sind (81 %). Außerdem sollten die Stücke gesellschaftliche und politische Diskussionen anstoßen (61 %) sowie neu und aktuell sein (63 %)
  • sich öffnen und vernetzen: Theaterhäuser sollten sich als Treffpunkt für Menschen verstehen (80 %) und Laien wie z.B. Hobbytheatergruppen oder -orchestern eine Auftrittsmöglichkeit (74 %) bieten. Soziale wie habituelle Zugangshürden müssen abgebaut werden
  • Marketing sozial und modern gestalten: Das Preisgefüge sollte sozial gerecht sein (89 %) und insbesondere 18- bis 29-jährige brauchen leichteren Zugang zu Programminformationen (42 %), etwa über Social Media Plattformen.

Podcast ordnet Thematik ein

Die Ergebnisse des „Relevanzmonitors Kultur“ werden übrigens in einer Episode des Podcasts des Liz Mohn Centers "Alles klar, Klassik?" vorgestellt und eingeordnet. (bö, 6/2023)