Hohes Armutsrisiko von Alleinerziehenden

Das Risiko, in Armut zu leben, ist für alleinerziehende Familien in Deutschland von allen Familienformen am höchsten: 43 % der Ein-Eltern-Familien gelten als einkommensarm, während es bei den Paarfamilien mit einem Kind 9 %, mit zwei Kindern 11 % und mit drei Kindern 31 % sind.
Frauen sind in besonderer Weise davon betroffen, denn 88 % der Alleinerziehenden sind Mütter. Zwar ist der Anteil der Alleinerziehenden, die Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch (SGB) II beziehen, seit 2015 zurückgegangen: in den westdeutschen Bundesländern von 36 auf 34 %, im Osten sogar von 43 auf 33 %. Das deutet darauf hin, dass politische Anstrengungen – wie die Reformen von Unterhaltsvorschuss und Kinderzuschlag – dazu beigetragen haben, alleinerziehende Familien aus dem SGB II-Bezug zu lösen. Trotzdem ist ihr Anteil unter den SGB II-Haushalten mit 34 % fast fünfmal höher als bei Paarfamilien mit Kindern (7 %). Wie die neue Studie "Alleinerziehende weiter unter Druck" von Anne Lenze (Hochschule Darmstadt) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung zeigt, ist das Risiko der Einkommensarmut für alleinerziehende Familien nicht gesunken, sondern verharrt auf hohem Niveau.
Das höhere Armutsrisiko alleinerziehender Familien ist dabei nicht auf mangelnde Erwerbstätigkeit zurückzuführen. So gehen alleinerziehende Mütter häufiger einer Beschäftigung nach als andere Mütter und arbeiten öfter in Vollzeit. Zudem üben auch 40 % der Alleinerziehende
n im SGB II-Bezug eine Erwerbstätigkeit aus – häufiger als der Durchschnitt der Leistungsempfangenden. "Alleinerziehende sorgen oftmals allein für ihre Kinder und gehen zusätzlich einer Erwerbstätigkeit nach. Arm trotz Arbeit – damit darf sich unsere Gesellschaft nicht abfinden", sagt Jörg Dräger, Vorstand der Stiftung. Dräger zufolge ist das Armutsrisiko alleinerziehender Eltern die größte Belastung für die Zukunftsperspektiven ihrer Kinder: 45 % aller Kinder im SGB II-Bezug leben in einer alleinerziehenden Familie.