Aktuelle KfW-Zahlen zu "Frauen in Führung"

Beim Thema Frauen in Führung hinkt Deutschland im internationalen Vergleich hinterher. Im mittleren Management wie auf Spitzen­positionen, in mittelständischen Unternehmen wie in großen Konzernen – Frauen sind hier zu Lande in Führungs­positionen deutlich unterrepräsentiert. Das schreibt KfW Research.
Die Ursachen für weniger Frauen in Führung sind dabei vielfältig und komplex. Die Rahmen­bedingungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf spiegelt sich darin ebenso wider wie gesellschaftliche Rollenbilder oder die Unterneh­menskultur. Dabei gäbe es gerade für Deutschland ausreichend Gründe das Potenzial von Frauen in Führung stärker auszuschöpfen: Die generell schrumpfende Erwerbs­bevölkerung und drohende Fachkräfte­engpässe setzen Anreize. Nachhaltige Veränderungen lassen sich in jedem Fall nur durch gemeinsame Anstrengungen von Politik, Gesellschaft und Unternehmen erreichen.

Chefinnenanteil im Mittelstand zuletzt leicht gestiegen

Der Anteil von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) mit einer Frau an der Spitze liegt aktuell bei 16,0 %. Seit dem Höchststand des Jahres 2013 nahm der Anteil frauen­geführter KMU um mehr als 3 Prozentpunkte ab. Die Anzahl frauengeführter Unternehmen im Mittelstand liegt aktuell bei rund 608 000.
Frauen nutzen bei ihrem Schritt in die Selbst­ständigkeit häufiger bestehende Unternehmens­strukturen. Ein Drittel hat das Unternehmen übernommen, bei den Männern sind es 23 %. In der Branchensicht dominieren Dienstleistungen: 85 % der weiblichen Inhaber führen ein mittelständisches Dienstleistungs­unternehmen (Männer: 76 %)

Zu wenig Existenzgründungen durch Frauen

Das Absinken des Frauenanteils an der Spitze mittelständischer Unternehmen gegenüber dem früheren Höchststand ist in großen Teilen der eher zurückhaltenden Gründungs­tätigkeit von Frauen geschuldet. Vor allem die für Frauen sehr guten Arbeitsmarkt­aussichten führen häufiger zur Entscheidung gegen eine unternehmerische Selbst­ständigkeit. Die niedrige Gründungs­tätigkeit von Frauen bremst dann auch den Frauenanteil in den Chefetagen mittelständischer Unternehmen aus.
Die Erwerbsbeteiligung von Frauen hat seit der Jahrtausende stark zugenommen: Zwischen 2000 und 2020 hat die Erwerbstätigen­quote von Frauen um rund 15 Prozent­punkte zugelegt (2020: 71,8 %), während die von Männern „nur“ um 8 Prozent­punkte stieg (2020: 79,0 %). Zuletzt führte die Corona-Krise des Jahres 2020 zu einem leichten Rückgang der Erwerbstätigen­quoten. Der Rückgang fiel bei Männern (-1,5 Prozent­punkte) etwas stärker aus als bei Frauen (-1 Prozent­punkt). Der Gender-Gap in der Erwerbs­beteiligung verminderte sich dadurch leicht auf aktuelll 7,2 %. Die Lücke hat damit zwar im Zeitverlauf abgenommen, bleibt allerdings seit etwa fünf Jahren konstant – der Aufholprozess der Erwerbstäti­genquote von Frauen hat also vorerst gestoppt.

Starke regionale Unterschiede bei Frauen in Führungspositionen

In Deutschland werden rund 28 % der Jobs im mittleren und höheren Management von Frauen besetzt. In den skandinavischen, baltischen und osteuropäischen Ländern liegt der Anteil der weiblichen Führungskräfte teilweise bei über 40 %. Europäische Schlusslichter sind Italien mit 22 und Luxemburg mit 16 %.
Auch außerhalb Europas gibt es starke Unterschiede beim Thema Frauen in Führung. Hervorzuheben sind hier insbesondere die USA. Hier sind vier von zehn Managern weiblich – und das trotz vergleichsweise schlechter Rahmen­bedingungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Der Frauenanteil ist tendenziell umso geringer, je höher die Führungsposition und je größer das Unternehmen.

Unterschiede bei den Ausbildungswegen / hoher Akademisierungsgrad bei Frauen

Die Akademisierung der weiblichen Inhaber hat rasant zugenommen: Mehr als die Hälfte der Frauen unter den Inhabern mittelständischer Unternehmen verfügt aktuell über einen tertiären Bildungs­abschluss (58 %). Bei den Männern sind es gegenwärtig 43 %. Dabei ist der Anteil der Chefinnen mit einem Hochschul­abschluss in den letzten acht Jahren stark gestiegen – um 18 Prozentpunkte.
Über einen Meister- bzw. Techniker­abschluss verfügen männliche Inhaber weitaus häufiger als Frauen. Der Unterschied ist in den vergangenen acht Jahren angewachsen. Im Jahr 2021 haben nur noch 6 %­ der Inhaberinnen einen solchen Abschluss, im Gegensatz zu 23 % bei den Männern.

Unternehmerinnen haben mehr weibliche Beschäftigte

Die Geschlechterstruktur in den Führungs­positionen spiegelt sich auch in der Belegschaft wider: So ist der Frauenanteil an den Beschäftigten umso höher, je kleiner das Unternehmen ist. In Kleinst­unternehmen sind fast 60 % der Beschäftigten weiblich, in großen mittelständischen Unternehmen dagegen nur rund 40 %, in DAX-Konzernen sogar weniger als 36 %. Besonders hoch ist der Frauenanteil an den Beschäftigten im wissens­intensiven Dienstleistungs­sektor.
Unabhängig von Branche oder Größe haben Unterneh­merinnen mehr weibliche Beschäftigte. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass Chefinnen sich häufiger für familien­freundliche Arbeits­bedingungen einsetzen als ihre männlichen Kollegen. (Quelle: KfW Research 3/2022)

Lesetipp: Unsere IHK-Studie Frauen in Führung 2021

Wenn Sie sich für die Thematik auf regionaler Ebene interessieren, so raten wir Ihnen zu unserern IHK-Studie 2021 zu Frauen in Führung.