IHK-Prüfungen: Stark dank Ehrenamt

von Dr. Maria Deuling, IHK
Das IHK-Jahr 2024 steht unter dem Motto, ­#GemeinsamMenschenBilden. Eines unserer wichtigsten Projekte in diesem Jahr ist die Neuberufung der IHK-Prüferinnen und IHK-Prüfer für die Ausbildung zum 1. September 2024. Nach fünf Jahren läuft zum 31. August 2024 die aktuelle Berufungsperiode der Prüfungsausschüsse ab.
„Die Abschlussprüfungen in der Aus- und Fortbildung haben vor allem wegen ihrer Praxisnähe ­einen hohen Stellenwert in Wirtschaft und Gesellschaft,“ betont Juliane Hünefeld-Linkermann, die den IHK-Geschäftsbereich Aus- und Weiterbildung leitet und jetzt die Kampagne zur Neuberufung gestartet hat: „Gesucht werden Fach- und Führungskräfte aus den Unternehmen der Region und die Lehrkräfte der Berufsbildenden Schulen. All diejenigen, die Freude daran haben, Ihr Fachwissen weiterzugeben, sind eingeladen, sich mit uns in Verbindung zu setzen. Ohne die ehrenamtlichen Prüferinnen und Prüfer, gäbe es auch die duale Ausbildung nicht.“
Ein Blick auf die Zahlen: Aktuell engagieren sich allein in der Region mehr als 2 200 Personen in den IHK-Prüfungsausschüssen der dualen Berufsausbildung. Hinzu kommen knapp 400 Prüfende für die IHK-Weiterbildungsprüfungen, wobei es für diese keine feste Berufungsperiode gibt. Zwei beeindruckende Zahlen, die sich jedoch relativieren, wenn man sich das „Gegenüber“ ansieht: Jährlich fallen in unserem IHK-Bezirk rund 10 000 Prüfungen in der Aus- und Fortbildung an.
Ein Ehrenamt, das lohnt: Das Prüfer-Ehrenamt ­erfordert, wie jedes andere Ehrenamt, Engagement und natürlich auch ein gewisses Maß an ­Extrazeit, weil Prüfer Aufgaben erstellen und schriftliche, praktische und mündliche Prüfungsleistungen bewerten und begutachten müssen. „Der zeitliche Aufwand beträgt je nach Beruf zwei bis vier Tage im Jahr“, sagt Juliane Hünefeld-­Linkermann, die sich sicher ist: „Der Einsatz lohnt sich!“
Prüfer zu sein, das bedeutet nämlich nicht nur Aufwand, sondern auch Gewinn in Form von ­fachlichem und persönlichem Austausch mit ­Prüferkollegen oder auch der intensiven Auseinandersetzung mit Leistungs- und Bewertungskriterien der Abschlussprüfungen. Prüfer zu sein bietet ­immer wieder neue Herausforderungen und bereichert die eigene Expertise in der beruflichen ­Bildung.
Julia Kalmlage, die seit 2022 Automobilkaufleute prüft, bestätigt: „Ich bin stets auf dem neuesten Stand bezüglich der Ausbildungsinhalte und kann dieses Wissen auf unsere eigenen Auszubildenden übertragen. Durch meine Tätigkeit als Prüferin habe ich zudem die Gelegenheit, mich mit Branchenkollegen auszutauschen und mein berufliches Netzwerk auszubauen.“
Julia Kalmlage ist Assistentin der Geschäftsleitung im elterlichen Autohaus in Bersenbrück. Ehrenamtlich nutzt sie ihr Fachwissen und ist IHK-Prüferin bei den Automobilkaufleuten.
Ihre berufliche Laufbahn begann Julia Kalmlage mit einer Ausbildung zur Industriekauffrau. Anschließend absolvierte sie ein berufsbegleitendes BWL-Studium an der VWA und erwarb den Ausbilderschein. Heute arbeitet sie als Assistentin der Geschäftsleitung im elterlichen ­Autohaus in Bersenbrück. Dabei betont sie: „Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie wichtig eine berufliche Ausbildung für die fachliche und persönliche Entwicklung ist. Die Entscheidung, mit einer Ausbildung ins Berufsleben zu starten, war für mich die beste Wahl. Daher engagiere ich mich ehrenamtlich, um die betriebliche Ausbildung zu unterstützen.“
Julia Kalmlage lernt viele Berufsanfänger kennen und ist beeindruckt von der Vielfalt der beruflichen Einsatzmöglichkeiten, die sich durch die unterschiedlichen Persönlichkeiten der Aus­zubildenden ergeben. Ihr persönlich größter ­Benefit als Prüferin besteht zudem darin, die Freude der Auszubildenden zu erleben, wenn ihnen das Schreiben über die bestandene Ausbildung überreicht wird.
Die Prüfenden – Experten, Psychologen, Richter: Die Prüfenden tragen eine große Verantwortung für die jungen Menschen, die sie prüfen. Neben einer einschlägigen Qualifikation und aktiven ­Berufstätigkeit sind auch persönliche und soziale Fähigkeiten von großer Bedeutung. Dies umfassen u. a. kommunikative Fähigkeiten, um in mündlichen Prüfungen Fragen präzise und verständlich ­formulieren zu können und aufmerksam zuzuhören. Darüber ­hinaus sind pädagogisches Gespür und Einfühlungsvermögen ­notwendig, um jungen Menschen (Prüfungs-)Ängste zu nehmen. Das wissen auch Magnus Blömer und Frank Ullrich.
Sie sind ­Ausbilder bei der ­Georgsmarienhütte GmbH und prüfen seit mehr als 15 Jahren ­Elektroniker und Mechatroniker. Sie sagen: „Für uns ist ein ausgewogenes Verhältnis zwischen einer entspannten ­Atmosphäre und der Prüfungssituation wichtig. Es ist auch wichtig den ­Prüflingen ­Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten zu ver­mitteln.“
Beide haben selbst eine Ausbildung zum Energieelektroniker und darauf aufbauend die Meisterprüfung absolviert. Bestenfalls, sagen sie, kann ein Prüfungstag dazu beitragen, jemanden in der Berufswahl zu bestärken: „Bei der Übergabe der Ergebnisse reflektieren wir regelmäßig mit den neuen Facharbeitern noch einmal die Ausbildungszeit.“ Auch wenn sich die Prüferinnen und Prüfer der ­Bedeutung ihrer Entscheidung für den weiteren Lebensweg des Prüflings bewusst sind, müssen sie in der Beurteilung der Leistung konsequent sein. Sie müssen die Fähigkeit zur Differenzierung des unterschiedlichen Leistungsvermögens haben. Vor der Prüfung sollten die Mitglieder der Prüfungsausschüsse klare Bewertungskriterien für die einzelnen Aufgaben festlegen. Diese Kriterien sind ausschlaggebend für die Beurteilung der Prüfungsleistungen jedes einzelnen Prüflings. Ziel ist es, die Leistung der Prüflinge fair und objektiv zu bewerten. „Wichtig ist, dass man dem Prüfling unvoreingenommen begegnet und dass ein ganzes Prüferteam die Leistung beurteilt. So erhalten wir ein differenziertes Ergebnis, das wir nach außen vertreten können“, sind sich Blömer und Ullrich einig, denn: „Wir schicken unsere erfolgreichen Absolventen später als Facharbeiter in die Betriebe. Da müssen wir auch sicher sein, dass sie im Berufsalltag bestehen können.“ Neben der Verantwortung gegenüber dem einzelnen Absolventen sei dies auch eine hohe ­Verantwortung gegenüber der Wirtschaft insgesamt.
IHK-Fortbildungsabschlüsse stehen für Exzellenz und Praxis­nähe: Neben den Berufsabschlussprüfungen nehmen IHK-Prüfer auch die Fortbildungsprüfungen ab. Von der höheren Berufsbildung – also der erfolgreichen Aufstiegsbildung zum Meister, Fachwirt oder Betriebswirt – profitieren sowohl Unternehmen der ­Region als auch die Absolventinnen und Absolventen selbst. Mit diesen Weiterbildungen gelingt es den Unternehmen, motivierte Mitarbeiter aus den eigenen Reihen für Leitungspositionen zu entwickeln und zu binden. Die höhere Berufsbildung ist somit eine gleichwertige ­Alternative zum Hochschulstudium. Dafür stehen auch die neuen Abschlussbezeichnungen Bachelor und Master ­Professional. „Das Erfahrungsniveau der Prüflinge, ihre Berufs­praxis und die Komplexität der Prüfungsinhalte stehen für die ­Exzellenz und die Praxisnähe der Fortbildungsabschlüsse“, sagt Julia Karla Kunzemann, die seit dem Jahr 2018 für die IHK Fachwirte prüft. Sie hat eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau gemacht, sich zur Wirtschaftsfachwirtin und VWA-Betriebswirtin weitergebildet und arbeitet heute als ­Dozentin in Meister- und Fachwirtelehrgängen.
Das Mitwirken, Gestalten und Formen der nächsten Führungs­generation ist eine der Herausforderungen, der sich die Prüferinnen und Prüfer in der Fortbildung stellen müssen: „Die Prüflinge benötigen Fähigkeiten in den Bereichen Analyse, Beurteilung, Kommunikation und Problemlösung“, berichtet Julia Karla Kunzemann. „Als Prüferin“, sagt sie, „kann ich dazu beitragen, dass sie diesen qualitativ hochwertigen Abschluss erlangen. Das bedeutet aber auch, dass ich selbst über die oben genannten Kompetenzen verfügen muss.“ Deshalb sei es wichtig, dass Prüfende sich gut auf ihr Ehrenamt vorbereiten.
Unsere IHK unterstützt Sie: Sollten Sie sich für ein Prüferamt ­interessieren, so können Sie sich darauf verlassen, dass wir als IHK Sie in Ihrem Ehrenamt unterstützen. Einige Beispiele: Wir bieten unseren IHK-Prüferinnen und -Prüfern die Möglichkeit zur Hospitation in einem Prüfungsausschuss an. Außerdem werden für die neuen Prüferinnen und Prüfer ab September eigene „Onboarding“-Veranstaltungen in den Regionen unseres IHK-Bezirkes angeboten. Nicht zuletzt erhalten alle neu ­Berufenen einen Zugang zum Online-­Tool „IHK-Prüferwissen“. Dort vermitteln 17 Lerneinheiten von je 10 bis 15 Minuten rechtliches, pädagogisches und psychologisches Basiswissen.
Sind Sie ab September dabei? Aktuell evaluieren wir, welche ­unserer Prüfungsausschussmitglieder weiterhin tätig sein möchten und können. Gleichzeitig suchen wir aktiv nach neuen Prüfenden in unseren Unternehmen und ermutigen Interessierte sich bei uns zu melden. Ende August versenden wir die Berufungsurkunden.
Wir freuen uns auf Ihren Anruf! IHK, Swen Schlüter (Teamleitung Ausbildungsprüfungen), Tel. 0541 353-444 oder schlueter@osnabrueck.ihk.de, oder IHK, Heinrich Langkopf (Teamleiter Fortbildungsprüfungen), Tel. 0541 353-465 oder langkopf@osnabrueck.ihk.de

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