Visitenkarten – digital oder mit Blumensaatgut

Wie sich die Überzeugung vom Nachhaltigkeitsgedanken mit der Selbstständigkeit verbinden lässt, zeigt die Kreativagentur Bude22 GmbH aus Haselünne: Als Geschäftsführerin Caroline Wille nach einem Haus Ausschau hielt, wollte sie nicht neu bauen, sondern Bestand upcyceln. Und wer den Druck von Visitenkarten anfragt, dem schlägt sie ein Papier vor, in das Blumensaat eingearbeitet ist.
HASELÜNNE | Die Namensgebung der Agentur spiegelt den Grundgedanken wider: „Kinder bauen sich aus vorhandenem Material ihre Traumschlösser zusammen. Genau das machen wir auch bei der Bude22“, sagt Caroline Wille, deren Agentur ein Tochterunternehmen
der Volksbank Haselünne ist. Der Ansatz des Teilens setzt sich im Handeln fort: Büroeinrichtungen sind größtenteils Second Hand, benötigtes Equipment wird von mehreren Unternehmen genutzt, Schüler und Vereine können das hauseigene Multi-Media-Studio kostenfrei nutzen. Die sechs Mitarbeiter teilen eine gemeinsame Vision: nachhaltige Ideen für die Zukunft entwickeln. Die Mitarbeiter sind Botschafter der Nachhaltigkeit. Das Unternehmen identifiziert sich insbesondere mit den UN-Nachhaltigkeitszielen "Hochwertige Bildung" und "Industrie, Innovation und Infrastruktur". Ein Beispiel dafür ist das Projekt "Finance Five", bei dem Jugendlichen die Grundlagen der Finanzwelt durch ein Manga vermittelt werden. Die Illustration wurde dabei von einer KI unterstützt. Durch das Scannen eines QR-Codes werden die Charaktere zum Leben erweckt. Die zuvor zweidimensionale Manga-Figur wird dann zu einer dreidimensionalen Figur, die plötzlich auf dem Schreibtisch steht und über Finanzanlagen spricht. Diese computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung (Augmented Reality) kann auch bei Stellenanzeigen Anwendung finden. Durch das Scannen des QR-Codes kann der potenzielle Bewerber virtuell sein zukünftiges Büro erkunden, ähnlich wie beim Blick durch eine VR-Brille.
Neue Aufträge werden nur angenommen, wenn sie mindestens einem Nachhaltigkeitsziel entsprechen. Wenn ein Kunde z.B. eine Visitenkarte bestellen möchte, wird nachgefragt, ob auch eine digitale Lösung per QR-Code passen könnte. Sollte es dennoch eine Papierversion sein, besteht diese aus unlackiertem Material. Oder enthält Saatgut, um sie nach der Nutzung einpflanzen zu können. Nachhaltigkeit sei derzeit noch kostenintensiv in der Kommunikation, weil erklärungsbedürftig, sagt die 38-Jährige, für die Nachhaltigkeit auch bedeutet, „vor der Welle zu schwimmen“. In Zukunft, sagt sie, können Beratungsgespräche in Unternehmen von Avataren und Chatbots geführt werden, die zuvor von KIs trainiert wurden. Mit ihrem regionalen Netzwerk und der agilen Arbeitsweise sieht sie ihre Agentur gerüstet für Veränderungen.
Diese Fähigkeiten dazu hat Wille durch ihre Tätigkeit als Leiterin für Projekte zwischen Deutschland und den Niederlanden an der Hochschule NHL Stenden in Emmen entwickelt, wo sie selbst Marketing studierte. Die Bude22 hat ihren Sitz im neuen Gebäude der Volksbank in Haselünne, die das Startkapital für das Tochterunternehmen bereitstellte. „Wir profitieren gegenseitig voneinander.
Die Volksbank wird durch uns innovativer, und wir haben ein Experimentierfeld“, ist zu hören. Der Kontakt zwischen beiden Seiten entstand übrigens auch mit Zutun der Wirtschaftsjunioren der IHK (WJ): Caroline Wille war neben ihrer Tätigkeit an der Hochschule als Fotografin selbstständig und dadurch bei den WJ, denen auch Volksbank-Vorstand Andreas Knief angehört. Es entstand die Idee zur Bude 22, die heute intern Aufträge hat, aber extern arbeitet.