IHK-Umfrage Green Deal: Kosten, Bürokratie und Regulierung steigen

„Der Green Deal ist eines der wichtigsten Zukunftsprojekte für Klimaschutz und Nachhaltigkeit in der Europäischen Union und stellt das gesamte produzierende Gewerbe vor eine echte Herkulesaufgabe,“ erklärte Dietmar Hemsath, Vorsitzender des IHK-Fachausschusses Industrie- und Umwelt.
„Chancen und Risiken für die internationale Wettbewerbsfähigkeit liegen beim Green Deal nah beieinander. Ob sich das von der EU-Kommission vorgelegte Konzept tatsächlich als Treiber für Wertschöpfung und Wohlstand in Europa entpuppen wird, hängt von der konkreten Umsetzung ab“, sagt Anke Schweda, IHK-Geschäftsbereichsleiterin für Standortentwicklung, Innovation und Umwelt.
Laut einer aktuellen IHK-Umfrage sorgen sich die Unternehmen im Zusammenhang mit der Umsetzung des Green Deals vor allem um Kostensteigerungen, zunehmende Bürokratie und mehr Regulierung. „Die Politik muss unbedingt für wettbewerbsfähige Preise sorgen, damit Unternehmen ihre Produktion oder Investitionen nicht in Länder verlagern, in denen die CO2-Kosten aufgrund geringerer Klimaschutzambitionen niedriger sind. Eine solche Entwicklung würde nicht nur dem Wirtschaftsstandort Europa schaden. Sie würde auch alle Bemühungen um weltweite CO2-Einsparungen in ihr Gegenteil verkehren“, so Schweda.
Wie ein klarer und konkreter Fahrplan zur Klimaneutralität in energieintensiven Industriebranchen aussehen kann, stellt Dietmar Hemsath als Geschäftsführer der Georgsmarienhütte GmbH dar: „Wir werden unseren derzeitigen CO2-Fußabdruck schnellstmöglich reduzieren und schon bald treibhausgasneutralen Stahl herstellen. Voraussetzung dafür sind allerdings die Verfügbarkeit und wettbewerbsfähige Preise von grünem Strom sowie eine Infrastruktur zur Anbindung unseres Stahlwerkes an das Wasserstoffnetz.“
Mit dem Green Deal und dem Ziel der Klimaneutralität gingen für Niedersachsen große Chancen einher lautete die Einschätzung des niedersächsischen Umweltministers Olaf Lies. Denn: Die Industrie folge der Energie. Das CO2-Neutralitäts-Ziel schaffe die Grundlage für den notwendigen Innovations- und Investitionsschub, u. a. um CO2-freie Industrien zu entwickeln, Ansiedlungen und Investitionen auszulösen und so neue, hochqualifizierte Arbeitsplätze zu schaffen. „Wenn wir mit der gleichen Geschwindigkeit vorgehen, mit der wir jetzt die Importinfrastruktur für LNG und grünes Gas schaffen, werden auch die Ziele des Green Deals erreichbar. Wir müssen die Klima- und Energiewende mit einer ganz anderen Geschwindigkeit angehen als bisher. Wir brauchen hier eine neue Deutschlandgeschwindigkeit“, so Lies weiter. Für ihn sei dabei der intensive Dialog zwischen Politik und Wirtschaft von entscheidender Bedeutung.
Die Ergebnisse der IHKN-Befragung aller niedersächsischen Industrie- und Handelskammern zum Green Deal finden Sie hier: Blitzumfrage Green Deal (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 936 KB)