CO2-Neutralität hat für uns sehr hohe Priorität

Der Grundstein der Klinkerwerk B. Feldhaus GmbH & Co. KG in Bad Laer wurde vor über 160 Jahren gelegt. Das Brennen der Ziegel und Riemchen hat eine lange Tradition und ist seit je her energieintensiv. Doch was daraus entsteht, ist langlebig und weitläufig die nachhaltigste und CO2-freundlichste Art, zu bauen. Wir sprachen mit Geschäftsführerin Nicola Feldhaus über die Zukunft einer Traditionsbranche in Zeiten extremer Energiepreise und des Green Deals. 
Frau Feldhaus, Sie leiten seit 2010 in fünfter Generation Ihren Familienbetrieb. Gerne möchten wir Sie als Unternehmerin kennenlernen. Wie haben Sie sich auf diese Aufgabe vorbereitet?
Wenn man wie ich in einer Unternehmerfamilie groß wird, dann wächst man automatisch in die Unternehmensverantwortung hinein. Außerdem habe ich mich durch eine betriebswirtschaftliche Ausbildung auf die zukünftigen Aufgaben vorbereitet. Mir macht die Arbeit auch deswegen Spaß, weil wir ein tolles Team haben, uns gemeinsam stetig weiterentwickeln und damit auch schwierige Zeiten meistern können. 
Was waren seit Ihres Einstiegs in die Geschäftsführung 2010 die drei wichtigsten Entwicklungsschritte?
Das waren der Bau des zweiten Klinkerriemchenofens, die Investition in eine automatische Verpackungsanlage und der Bau der Photovoltaik-Anlage über die gesamten Dachflächen. Mein Vater, Bernhard Joseph Feldhaus, hat das Unternehmen zu dem gemacht, was es heute ist. Wir beschäftigen 160 Mitarbeiter und liefern in 40 Länder. 
Was sind aktuell Ihre größten Herausforderungen?
Unsere größte Sorge gilt der Gasversorgung und der dramatischen Preisentwicklung für Strom und Gas. Natürlich ist auch die Lieferzeit unserer Rohstoffe aufgrund der Entwicklung der Weltmärkte eine Herausforderung. Die enormen Preissteigerungen und die Inflation führen zum Rückgang der Bauwirtschaft. Das spüren wir. 
Ihr Unternehmen investiert in modernste Technik, um Energie und CO2 einzusparen. Was wurde bisher erreicht?
Mit dem Bau des neuen Klinkerriemchenofens, der im März 2020 in Betrieb genommen wurde, zeigen wir, dass wir an die Zukunft unserer Produkte glauben. Durch die Art, wie wir produzieren, war der Fokus von Anfang an darauf ausgelegt, Ressourcen und Energie zu sparen. Durch ein innovatives, selbst entwickeltes Verfahren sparen Sie bei der Produktion von Winkelriemchen eine große Menge Ressourcen.
Was war Ihr Antrieb dazu? Und erläutern Sie uns gern auch das Produkt.
Winkelriemchen werden benötigt, um Ecken und Fensterstürze fachgerecht zu verblenden. Für Laien sind sie nicht vom herkömmlichen Mauerwerk zu unterscheiden. Ein großes Problem bei der Produktion von Winkelriemchen war der hohe Ausschuss an Rohstoffen. Diese wurden als Teil eines Vollsteins hergestellt und es fielen 85 % Ausschuss an. Unser damaliger Betriebsleiter Karl-Heinz Thele entwickelte im Jahr 2001 in Zusammenarbeit mit der Firma Novoceric ein von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördertes Verfahren, Winkelriemchen ohne Trägerstein herzustellen. Eine aufwändig konzipierte Strangpresse speziell für Winkelriemchen erlaubt es nun, diese im Extrusionsverfahren zu produzieren. Auf diese Weise können der Energie- und Rohstoffverbrauch entscheidend reduziert werden, der Abfall an gebranntem Material verringert sich ebenfalls. Seit 2001 konnte die Emission an Kohlendioxyd, die beim Brennprozess entsteht, durch den optimierten Rohstoffeinsatz gesenkt werden. Durch den effizienteren Transport der Riemchen (gerechnet auf m² Fassade pro LKW) wird Treibstoff gespart und damit ebenfalls der CO2-Ausstoß reduziert. Im Jahr 2002 wurde Feldhaus dafür mit dem Förderpreis der Deutschen Bundesumweltstiftung geehrt.
Was bedeutet das für Sie?
Der Einklang von Ökonomie, Ökologie und sozialer Verantwortung ist bei uns über Generationen hinweg fester Bestandteil der Unternehmenskultur. Mit klaren Umweltzielen für alle Geschäftsbereiche führen wir sämtliche Geschäftstätigkeiten in einer durchdachten und nachhaltigen Art und Weise durch. Investitionen zur Verringerung des Energieverbrauchs, Ressourcenschonung und Renaturierung stehen permanent im Fokus. So bleibt, nachdem ein Tonvorkommen erschöpft ist, keine „Wunde“ in der Landschaft zurück. Vielmehr lassen wir die Grube komplett verfüllen und anschließend Gewässerbiotope anlegen, in denen sich eine größere Vielfalt an Flora und Fauna entwickelt als auf dem vormaligen Ackerland. Die gesamte Branche ist stark von den extrem gestiegenen Energiepreisen betroffen
Inwieweit helfen Ihnen bisherige Investitionen, mit diesen Preisen umzugehen?
Energie und Ressourcen zu sparen, das wird auch in der nächsten Zeit am wichtigsten für Wirtschaft und Wachstum sein. Für meinen Vater und auch das gesamte Feldhaus-Team war es das auch bereits in der Vergangenheit. Unsere stetigen Investitionen waren immer auf das Einsparen von Rohstoffen sowie Energieeinsparung ausgelegt. Davon profitieren wir.
Mit dem Europäischen Green Deal will die EU bis 2050 klimaneutral werden. Hat CO2-Neutralität aus Ihrer Sicht aktuell an Priorität verloren?
CO2-Neutralität hat sehr hohe Priorität für uns. Wir installieren im September 2022 eine 4,8 MWP Photovoltaik-Anlage. In Zukunft wird diese auch aufgestockt, um später Wasserstoff herstellen zu können. Als weitere Voraussetzung planen wir eigenen Windstrom. Ebenfalls bekommen wir eine neue Gasübergabestation. Damit schaffen wir bereits im 4. Quartal 2022 die Möglichkeit, zukünftig grünen Wasserstoff beizumischen.
Sind Ziegel und Klinker grundsätzlich „Green Deal“-verträglich bzw., was macht den Baustoff so besonders?
Die Besonderheit unserer Produkte kommt aus der Natur und dadurch sind sie ökologisch und nachhaltig. Diese Produkte können über Generationen verwendet werden und bestehen aus regionalen Rohstoffen. Aufgrund der natürlichen Rohstoffe ist dieses Produkt auch nach einem Rückbau 100 % wiederverwend- und recycelbar.
Klinker werden bei mehr als 1 000 Grad im Ofen gebrannt. Das kostet viel Energie. Was wäre nötig, um bis 2050 eine CO2-freie Produktion aufzubauen?
Sollte Deutschland im Jahr 2050 soweit sein, dass es genug CO2-neutralen Wasserstoff herstellen und liefern kann und sollte die Technik – und davon gehe ich aus – soweit sein, dass die Öfen komplett mit Wasserstoff betrieben werden können, dann werden auch wir komplett auf Wasserstoff umstellen.