Unternehmen sehen Gefahr von Insolvenzrisiken

Dramatisch gestiegene Energiekosten alarmieren die Wirtschaft zunehmend. Betriebe sind zur Neukalkulation und Weitergabe der Preise gezwungen. Viele Unternehmen haben bereits alle Möglichkeiten genutzt, Gas zu sparen oder zu ersetzen. Nun folgt die Drosselung der Produktion oder sogar die Schließung einzelner Werke bzw. die Verlagerung von Produktion ins Ausland. Einige Strom- und Gasanbieter haben trotz laufender Vertragsverhältnisse die Energiebelieferung der Unternehmen eingestellt.
Diese Lage war Anlass für die IHK, das Thema Energieversorgung und Verträge in einer Umfrage (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 203 KB) genauer unter die Lupe zu nehmen. 46 % der Stromverträge bzw. 41 % der Gasverträge sind bei den befragten Unternehmen ausgelaufen bzw. laufen in den nächsten drei Monaten aus. Davon hat ein hoher Anteil bisher kein neues Angebot bekommen (70 % der Stromkunden ohne neues Angebot, 59 % der Gaskunden ohne neues Angebot). Wenn Unternehmen neue Angebote erhalten, ist dies mit enormen Preissteigerungen bis zum dreifachen gegenüber dem bisherigen Liefervertrag verbunden. 
Viele Unternehmen sehen angesichts der Energiekrise noch Potenziale für Energieeinsparungen, diese liegen überwiegend in den Bereichen bis zu 10 % am Gesamtenergieverbrauch. Die von Bundeswirtschaftsminister Habeck geforderte Verbrauchsreduzierung von mindestens 20 % können jedoch nur 5 % der Unternehmen umsetzen. 
Seit Kriegsbeginn hat die Industrie über Effizienzmaßnahmen (82 % der befragten Unternehmen) schon erhebliche Beiträge zur Versorgungssicherheit realisiert. Dass die Potenziale für weitere Einsparungsmaßnahmen jedoch begrenzt sind, zeigt sich daran, dass jedes fünfte Industrieunternehmen angibt, schon Produktionseinschränkungen vorgenommen zu haben. Im Gastgewerbe berichten sogar 29 % von Einschränkungen wie Anpassung von Öffnungszeiten oder zusätzlichen Ruhetagen. 
35 % der Unternehmen bzw. 36 % der Industrieunternehmen sehen sich durch die stark gestiegenen Energiepreise einem erhöhtem Insolvenzrisiko ausgesetzt. Im Gastgewerbe fürchten sogar 60 % der befragten Unternehmen ein erhöhtes Insolvenzrisiko. Die reale Gefahr der Deindustrialisierung wird daran deutlich, weil 20 % der Industrieunternehmen Kapazitäten ins Ausland verlagern möchten. Als wichtigste politische Maßnahme, die kurzfristig ergriffen werden sollte, geben 75 % der Befragten den Weiterbetrieb der Kernkraftwerke bis zum Ende der Energiekrise und die Absenkung der Strom- und Energiesteuer an (70 %).