Grundsätze für eine geregelte Unternehmensnachfolge

1. Ausgangssituation
Für die Beschäftigung mit dem Thema "Sicherung der Unternehmensnachfolge" gibt es viele gute Gründe und Anlässe: das Erreichen der Altersgrenze, Krankheit, geänderte familiäre Bedingungen, aber auch der Wunsch, sich beruflich zu verändern oder kürzer zu treten. Es reicht nicht aus, ein Unternehmertestament zu erstellen und festzulegen, wer Nachfolger werden soll. Nachfolgeplanung - egal, ob Vererbung, Schenkung oder Verkauf - ist ein komplexes Thema, das eine Vielzahl menschlicher, rechtlicher, steuerlicher und wirtschaftlicher Aspekte umfasst.
Tipp: Nehmen Sie frühzeitig professionelle Beratung in Anspruch, um alle Fragen kompetent und sachgerecht zu lösen!
Scheuen Sie sich nicht vor einer eingehenden Analyse der Situation. Ein gut vorbereiteter Übergang des Unternehmens hilft Kosten sparen. Es gibt keine Patentrezepte oder Standardlösungen. Jeder Unternehmer muss ein individuelles Nachfolgekonzept für sein Unternehmen erstellen. Je eher er damit beginnt, desto besser kann er sich selbst und alle anderen Beteiligten auf die neue Situation einstellen.
Nur wenn Sie als Unternehmer Ihre Nachfolge regeln, solange Sie noch voll im Geschehen stecken, haben Sie die Möglichkeit, alles nach Ihren Vorstellungen zu gestalten und eine erfolgreiche und reibungslose Übergabe zu steuern. Der Generationswechsel kann am besten vollzogen werden, wenn er frühzeitig, umfassend und individuell geplant wird. Der optimale Planungszeitraum liegt zwischen fünf und zehn Jahren.
Denken Sie daran: Die Regelung der Nachfolge ist eine unternehmerische Herausforderung, die mit Weitblick, Entscheidungsfreude und Engagement realisiert werden muss - also mit Unternehmergeist!
Sofortmaßnahmen:
  1. Errichten Sie ein Testament für die Zeit, in der noch kein geeignetes Nachfolgekonzept steht!
  2. Regeln Sie die Unternehmensführung, solange noch kein Nachfolger feststeht, z. B. für den Fall, dass Sie kurzfristig ausfallen.
Für Sie als Unternehmer, der über viele Jahre kaum Freizeit und Urlaub gekannt hat, ist es besonders wichtig, dass Sie Ihre persönliche Zukunft konkret planen. Nehmen Sie sich etwas für Ihren Ruhestand vor, denn "Ruhestand" heißt nicht "Stillstand". Überlegen Sie sich, welches Hobby Sie besonders intensiv pflegen und welche neuen Aktivitäten Sie starten wollen. Machen Sie sich auch Gedanken über Ihre Altersversorgung!
2. Bestandsaufnahme
Grundlage jeder Nachfolgeplanung ist eine umfassende und objektive Bestandsaufnahme des Unternehmens. Objektiv bedeutet dabei, dass die Betrachtungen nicht nur aus Sicht des Unternehmers geschehen. Es ist erforderlich, alle relevanten Firmeninformationen zusammenzustellen, dazu gehören:
  • Firmenstatus inkl. Finanzstatus
  • Aussagefähiges Kostenrechnungssystem
  • Aufgabenverteilung/Organigramm
  • Aufstellung der Marktchancen und -risiken
  • Stärken- und Schwächenanalyse
  • Unternehmensziele
  • Spezifisches Unternehmens-Know-how
  • Anforderungsprofil des Nachfolgers
Auch sollten Sie Ihre persönlichen Vermögensverhältnisse und die der zu versorgenden Angehörigen feststellen. Welche Mittel stehen für den Lebensunterhalt zur Verfügung? Die Sicherung Ihrer Altersversorgung ist ein Kriterium für die Auswahl der geeigneten Variante der Nachfolgelösung. Für den Überblick über die benötigten Mittel ist eine Liste aller notwendigen Ausgaben hilfreich.
3. Entwicklung von Zielen
Nach der gründlichen Bestandsaufnahme sollten Sie Ziele für die Übergabe Ihres Unternehmens entwickeln. Alle Beteiligten müssen sich einig darüber sein, wo sie nach der Übergabe stehen wollen. In einer offenen Diskussion sollten gemeinsame Zielvereinbarungen entwickelt werden. Klar formulierte Ziele erleichtern die Übergabe und sparen Zeit und Energie.
Mögliche Ziele für die Übergaberegelung sind:
  • Firmenstatus inkl. Finanzstatus
  • Aussagefähiges Kostenrechnungssystem
  • Aufgabenverteilung/Organigramm
  • Aufstellung der Marktchancen und -risiken
  • Stärken- und Schwächenanalyse
  • Unternehmensziele
  • Spezifisches Unternehmens-Know-how
  • Anforderungsprofil des Nachfolgers
Tipp: Klären Sie gemeinsam mit allen Betroffenen, zumindest mit der Familie und dem Nachfolgekandidaten, welche Ziele bei der Übergabe im Vordergrund stehen! Formulieren Sie die Ziele eindeutig und klar!
4. Planung
Auch aus steuerlichen Gründen und für den Fall eines nicht vorgesehenen Ausscheidens des Unternehmers ist die rechtzeitige Planung entscheidend. Ein verbindlicher Zeit- und Ablaufplan sollte entworfen werden. Dieser muss sämtliche Aspekte berücksichtigen und allen Beteiligten genügend Zeit einräumen, sich auf die spätere Übergabe einzustellen. Auch sollte deutlich aus dem Plan hervorgehen, wann welche Maßnahmen parallel oder nacheinander durchgeführt werden und zu welchem Zeitpunkt diese spätestens abgeschlossen sein sollen. Der Plan sollte schriftlich fixiert sein und folgende Punkte behandeln:
  • Übergabezeitpunkt (auch schrittweise möglich)
  • Finanzielle Übergabemodalitäten
  • Anpassungen von Strukturen
  • Rechtliches und steuerliches Konzept der Übergabe
  • Persönliche Zukunftsplanung des Unternehmers nach Ausscheiden aus dem Unternehmen Entwickeln Sie verschiedene Handlungsalternativen. Die einzelnen Aspekte sollten ein sinnvolles, aufeinander zugeschnittenes Gesamtkonzept ergeben, das die Grundlage für die Durchführung bildet.
Tipp: Bedenken Sie, dass Versäumnisse in der Planungsphase zu improvisierten Lösungen führen, die selten dem Wunsch der Beteiligten entsprechen!
Für Ihre persönliche Lebensplanung ist entscheidend, dass Ihre Rolle nach der Übergabe genau festgelegt ist. Nach der Übergabe sollten Sie nicht mehr in die Geschäftsführung eingreifen. Die Einbindung in das Tagesgeschäft ist als Wunsch verständlich, stiftet aber eher Verwirrung im Unternehmen. Sinnvoller ist unter Umständen eine Tätigkeit als Beiratsmitglied oder als Berater mit Beratervertrag.
Tipp: Suchen Sie sich in einem anderen Unternehmen als Beiratsmitglied oder Berater eine Aufgabe! Dies wäre auch eine Möglichkeit, den "Pensionsschock" zu vermeiden!
5. Durchführung
Gemeinsam mit Ihren Beratern und anhand einer konkreten rechtzeitigen Planung können Sie die entwickelten Ziele optimal umsetzen. Dazu gehört auch die Vorbereitung des Nachfolgers. Handelt es sich um einen familienexternen und unternehmensfremden Nachfolger beginnt der Prozess mit einer Kennlernphase. Dazu eignet sich am besten ein Angestelltenverhältnis. Danach folgt die schrittweise Übertragung von Verantwortung und Eigentum. Zur Förderung eines guten Betriebsklimas ist es wichtig, dass die Mitarbeiter rechtzeitig über den Übergabeprozess informiert werden. Anderenfalls könnte es passieren, dass gerade die guten Mitarbeiter wegen der Unsicherheit der Unternehmenszukunft, einen neuen Arbeitsplatz suchen. Ähnliches gilt auch für Geschäftspartner und Kunden.
Checkliste zur Planung:
  1. Beginnen Sie rechtzeitig mit der Planung Ihrer Nachfolge!
  2. Setzen Sie sich Ziele für den Übergabeprozess und danach!
  3. Panen Sie Ihre persönliche Zukunft!
  4. Suchen Sie sich Berater, denen Sie vertrauen!
  5. Stellen Sie Informationen über das Unternehmen zusammen!
  6. Stellen Sie ein Anforderungsprofil für Ihren Nachfolger auf!
  7. Entwickeln Sie mit Ihrem Berater ein rechtliches und steuerliches Übergabekonzept!
  8. Machen Sie einen genauen Übergabeplan mit Zeitschiene!
  9. Nutzen Sie die Gelegenheit für strukturelle Anpassungen in Ihrem Unternehmen!
  10. Informieren Sie Mitarbeiter, Geschäftspartner und Kunden rechtzeitig!
6. Auswahl und Suche des Nachfolgers
Oft wünschen sich Unternehmer einen Nachfolger aus dem Familienkreis. Aber nicht immer stehen Familienmitglieder mit unternehmerischen Fähigkeiten bereit oder diese sind nicht gewillt, das Unternehmen zu übernehmen. Der Unternehmer ist dann gezwungen, einen Nachfolger außerhalb der Familie zu suchen.
Tipp: Klären Sie die Erwartungen, die Sie an Ihren Nachfolger haben. Entwerfen Sie ein klares Anforderungsprofil! Nehmen Sie sich genügend Zeit hierfür und führen Sie intensive Gespräche!
Bei Familienunternehmen ist es wichtig, eine Lösung im Konsens zu finden. Berufen Sie eine Familienkonferenz ein, um die Vorstellungen aller Beteiligten zu besprechen und zu diskutieren. Klären Sie, ob das Unternehmen im Eigentum der Familie bleiben soll und welches Familienmitglied für die Übernahme geeignet wäre? Müssen Sie Ausschau nach einem familienexternen Nachfolger halten?
Familieninterne Nachfolge:
Ist ein Familienmitglied an der Übernahme des Unternehmens interessiert, muss dieser Kandidat wie ein externer Nachfolgekandidat betrachtet werden. Auch ein Familienmitglied muss qualifiziert sein! Der Nachfolger muss alle Fähigkeiten besitzen, die notwendig sind, um ein Unternehmen zu führen. Die erfolgreiche Weiterführung des Unternehmens muss im Vordergrund stehen. Gegebenenfalls muss sich der gewünschte Nachfolger noch qualifizieren. Eine Möglichkeit ist, den gewünschten Nachfolger Berufserfahrungen in einem fremden Unternehmen sammeln zu lassen. Bei fehlender Eignung dürfen im Interesse aller Beteiligten keine Kompromisse eingegangen werden. Qualifizieren Sie Ihren Nachfolger!
Familienexterne Nachfolge:
Gibt es keinen familieninternen Bewerber oder fehlen ihm die nötigen Voraussetzungen, muss ein familienexterner Nachfolger gesucht werden. Mögliche Wege, einen familienexternen Nachfolger zu finden:
Viele Existenzgründer bevorzugen statt einer Neugründung den Einstieg als Nachfolger in ein bestehendes Unternehmen. Hier setzt die Nexxt-Change-Unternehmensbörse an. Die Kammern koordinieren Angebote und Nachfragen, veröffentlichen Vermittlungswünsche unter Chiffre und führen Interessenten zusammen. Dieser Service ist unentgeltlich. An diesem Vermittlungsdienst sind sämtliche Kammern des Bundesgebietes beteiligt.
IHK-Nachfolgerclub
Im IHK-Nachfolger-Club haben sich Personen zusammengefunden, die kurz- oder mittelfristig durch aktive Beteiligung oder Betriebsübernahme Unternehmer im Südwestlichen Niedersachen oder Nordrhein-Westfalen werden wollen. Auf der Grundlage eines qualifizierten Unternehmens-Exposees wird gemeinsam mit dem Unternehmer ein anonymer Angebotstext erarbeitet, der den Club-Mitgliedern zugeleitet wird. Kontaktwünsche der Club-Mitglieder werden dann vertraulich an den abgebenden Unternehmer weitergegeben und auf Wunsch Erstgespräche durch die IHK moderiert.
Weitere Möglichkeiten, einen geeigneten Nachfolger zu finden:
  • Mitarbeiter im eigenen Unternehmen ansprechen (Management-Buy-Out)
  • Vermittlung durch Fachverbände und das Arbeitsamt, ggf. auch durch Personalvermittlungsunternehmen
  • Anzeigen in Wirtschafts- und Fachzeitschriften