Existenzgründungen im internationalen Vergleich - Global Entrepreneurship Monitor (GEM) Länderbericht Deutschland 2024/2025 veröffentlicht

Im Jahr 2024 haben 9,8 Prozent der deutschen Bevölkerung in den letzten 3,5 Jahren sich mit einer Unternehmensgründung beschäftigt - der höchste im Rahmen der Studie für Deutschland gemessene Wert. Damit liegt Deutschland im internationalen Vergleich jetzt im Mittelfeld. Dies gilt auch für die gründungsbezogenen Rahmenbedingungen im Urteil der befragten Gründungsexperten.
Für eine Profilierung als attraktiver Gründungsstandort in Europa gilt es laut Studie, insbesondere die Schwächen in den Blick zu nehmen. Dazu gehören unter anderem die regulatorischen und steuerlichen Rahmenbedingungen, gesellschaftliche Werte und Normen sowie die schulische Gründungsausbildung.
Aus Sicht der DIHK sind zudem weitere Informationen erforderlich, um den Anstieg der quantitativen Gründungsquote wirtschaftspolitisch einzuschätzen. Berichte aus der IHK-Gründungsberatung zeigen etwa, dass sich mehr Gründungsinteressierte an die IHK wenden in Erwartung von Erwerbslosigkeit etwa infolge von Umstrukturierungen in von der Wirtschaftskrise betroffenen Industriebranchen.
Hier finden Sie den Bericht sowie weitere Informationen: Gründungsaktivitäten verstehen - mit dem Global Entrepreneurship Monitor
Hintergrund: Seit 26 Jahren werden mit dem Global Entrepreneurship Monitor (GEM) in über 50 Ländern jährlich Daten zur Gründungsaktivität und Gründungseinstellung erhoben. Die Gründungen in Deutschland untersucht das RKW Kompetenzzentrum in Kooperation mit dem Johann Heinrich von Thünen-Institut für Innovation und Wertschöpfung in ländlichen Räumen.
Kernergebnisse der aktuellen Studie:
  • Im Jahr 2024 haben 9,8 Prozent der deutschen Bevölkerung in den letzten 3,5 Jahren sich mit einer Unternehmensgründung beschäftigt - der höchste im Rahmen der Studie für Deutschland gemessene Wert. Damit liegt Deutschland im internationalen Vergleich vergleichbarer Nationen jetzt im Mittelfeld.
  • Auch bei den gründungsbezogenen Rahmenbedingungen liegt Deutschland beim internationalen Vergleich im Mittelfeld. Deutschland belegt beim Vergleich mit 23 Ländern mit hohem Einkommen Platz neun .
  • Der Gendergap wird kleiner: Im Jahr 2024 stehen 100 Gründern in Deutschland 77 Gründerinnen gegenüber.
  • Menschen mit Einwanderungsgeschichte gründen häufiger als Menschen ohne Einwanderungsgeschichte.
  • Die Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen ist besonders gründungsaktiv. Seit 2019 haben sich die Gründungsaktivitäten in dieser Gruppe um etwa ein Drittel erhöht.
  • Zu den Gründungseinstellungen in der Bevölkerung: Etwa 41 % halten sich selber für gründungskompetent, 42 % der deutschen Bevölkerung sehen in der Region, in der sie leben, gute Möglichkeiten für eine Unternehmensgründung und fast 49 % geben an, dass sie Angst vor dem Scheitern ihrer Gründung hätten.
  • Bei den Gründungsmotiven dominiert das Streben nach einem hohen Einkommen und großem Wohlstand. Nahezu 65 % der Gründerinnen und Gründer geben dieses Motiv an. Dahinter folgen die Motive Mangel an Erwerbsalternativen mit 52,5 %, Absicht, die Welt zu verändern mit 45,2 % und Fortführung einer Familientradition mit lediglich 26,3 %.
  • Bei Gründungen mit Technologieorientierung liegt Deutschland beim internationalen Vergleich im vorderen Mittelfeld: Rund 11 % der Gründerinnen und -Gründer in Deutschland geben an, dass sie in Branchen mit mittlerer oder hoher Technologieintensität tätig sind
  • Nachhaltigkeit ist für Gründerinnen und Gründer wichtig: 65 % geben an, Maßnahmen durchzuführen, um negative Auswirkungen des Unternehmens auf die Umwelt zu minimieren. Darüber hinaus führen 62 % der Gründerinnen und Gründer Maßnahmen durch, um die soziale Wirkung zu maximieren.
  • Künstliche Intelligenz wird von etwa 74 % der Gründerinnen und -Gründer als wichtig oder sehr wichtig erachtet.
Zudem veröffentlichte das RKW eine Sonderauswertung, die das Gründungsgeschehen in den Bundesländern beleuchtet (siehe Informationen). Deren Kernergebnisse:
  • Hohe Gründungsdynamik in den Stadtstaaten Die Stadtstaaten Berlin , Bremen und Hamburg wiesen in den letzten fünf Jahren (2020 bis 2024) eine besonders ausgeprägte Gründungsdynamik auf.
  • In Brandenburg und Schleswig-Holstein sind Frauen gründungsaktiver als Männer.
  • In ostdeutschen Bundesländern ist die Gründungsdynamik etwas geringer.