IHKs besorgt: „Lage vieler Unternehmen verschlechtert sich weiter“

Die Wirtschaft im Rheinland kommt nicht in Schwung. Schließungen, Stellenabbau und fehlende Investitionen betreffen die ganze Region, das zeigt das Konjunkturbarometer der IHKs im Rheinland. Besonders die wichtige Grundstoffindustrie leidet: Stahl- und Chemieprodukte lassen sich schlecht verkaufen. Bürokratie, Energiepreise und marode Straßen bremsen die Wirtschaft. Die Wettbewerbsfähigkeit vieler Unternehmen sinkt. Das neue Konjunkturbarometer ist eine deutliche Mahnung an die Bundesregierung.
Zu wenig, zu verzagt – so urteilen die Unternehmen über die neue Bundesregierung. Viele Betriebe haben sich mehr erhofft. Von den bisherigen Reformen kommt bei der Wirtschaft zu wenig an. Der Mittelstand ist durch Berichtspflichten, endlose Verfahren und eine entrückte Verwaltung gefesselt. Die Industrie kann die Standortnachteile nicht mehr durch Produktivität ausgleichen. „Jeder vierte Betrieb will Beschäftigte entlassen. Jeder Dritte will weniger investieren. Das zieht andere mit in den Abwärtsstrudel“, warnt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Stefan Dietzfelbinger.


Strompreise müssen runter

Die IHKs im Rheinland sind in Sorge um ihre Industrie. Die leeren Auftragsbücher machen der rheinischen Wirtschaft besonders zu schaffen. „Wir müssen alles tun, um unsere Produktionsketten intakt zu halten. Ein Chemieunternehmen, das seine Tore schließt, kommt nicht mehr zurück. Im Gegenteil, es zieht weitere mit sich. Das Rheinland ist der Energie-Standort in Deutschland. Die Energiekosten müssen dringend runter. Das Rheinland ist der Energie-Standort in Deutschland. Die Energiekosten müssen dringend runter. Die Bundesregierung hat ihr Versprechen nicht gehalten, die Stromsteuer für alle zu senken. Besonders der Mittelstand ist enttäuscht. Auch beim geplanten Industriestrompreis bleiben Mittelständler außen vor. Zudem ist es nur eine Brückenlösung – der Strom wird nach drei Jahren wieder teuer. Die Energiepreise müssen aber dauerhaft für alle Betriebe sinken. Hier muss Berlin dringend nachbessern“, so der IHK-Chef.

Bürokratie bleibt Hemmschuh

Vorschriften, Formulare und Genehmigungen sind für knapp 60 Prozent der Unternehmen die größte Bremse. Aktuell ist es nur der Staat der mehr investiert. Für den dringend notwendigen Aufschwung reicht das nicht. Wichtig ist, dass die privaten Investitionen anspringen. „Unser Konjunkturklimaindex zeigt wie zurückhaltend die Wirtschaft ist. Er tritt mit 91 Punkten auf der Stelle. Seit mehr als drei Jahren gibt es kaum positive Impulse. Auch, weil die Bürokratie uns im Weg steht. Wir brauchen grundlegende Reformen. Ankündigungen alleine reichen nicht. Wenn unsere Verwaltungen nicht umdenken, wird es nicht gehen. Sie sollten digitaler und kundenfreundlicher werden“, so Dietzfelbinger.

Mehr Freiheit für Unternehmen

Gleichzeitig bleibt der Fachkräftemangel ein Risiko – fast jedes zweite Unternehmen sieht darin eine Gefahr. Gleichzeitig machen ihnen die gestiegenen Arbeitskosten zu schaffen. Und auch bei der Infrastruktur zeigt sich ein alarmierendes Bild: Marode Verkehrswege, schleppende Genehmigungen und fehlende Digitalisierung gefährden den Standort. All das führt laut den IHKs zu einer gefährlichen Mischung: Unternehmen verlieren Vertrauen – in die Zukunft, in die Politik, in die Planbarkeit. „Das Rheinland ist stark. Unsere Unternehmen sind innovativ, anpassungsfähig, bereit für Wandel. Aber sie brauchen endlich die Freiheit, wieder unternehmerisch handeln zu können. Wer Wachstum will, muss Verlässlichkeit schaffen. Wer Transformation will, muss Investitionen ermöglichen. Und wer Wohlstand sichern will, muss die Wirtschaft endlich ernst nehmen“, betont Dietzfelbinger.
Konjunkturbarometer Rheinland

Die IHK-Initiative Rheinland veröffentlicht halbjährlich ein Konjunkturbarometer. Mehr als 2000 Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungen haben im Herbst 2025 teilgenommen. Teil der Initiative sind die IHKs Aachen, Bonn/Rhein-Sieg, Düsseldorf, Mittlerer Niederrhein, die Bergische sowie die Niederrheinische IHK.