Jahrespressegespräch

Geopolitische Risiken, bürokratische Belastungen und Kooperation in der Ukraine

IHK blickt auf das internationale Geschäft 2023 zurück
„Eine schwach laufende Weltkonjunktur und geopolitische Risiken haben die Exportwirtschaft im vergangenen Jahr belastet“, fasste Dr. Bernhard Brons, Präsident der Industrie und Handelskammer (IHK) für Ostfriesland und Papenburg, die Situation beim Jahrespressegespräch am 5. März in Emden zusammen. Infolgedessen beobachte die IHK eine gewisse Regionalisierung der globalen Wirtschaft, bei der es zu einer teilweisen Rückverlagerung der Produktion nach Europa oder in EU-Nähe komme. „Zahlreiche Unternehmen stellen ihr internationales Geschäft auf den Prüfstand, indem sie ihre Lieferketten anpassen und diversifizieren“, so Brons. Dies sei nach wie vor in den Erfahrungen aus der Corona-Zeit, in der es zu massiven Störungen im weltweiten Warenverkehr gekommen war, begründet. Aber auch abseits von Pandemien zeige die gegenwärtige Sicherheitslage im Roten Meer beispielhaft, wie anfällig globale Lieferketten sein können, führte der IHK-Präsident aus.     

Bürokratie belastet Betriebe

Dass einige Belastungen in Form bürokratischer Vorgaben auch hausgemacht sind, erläuterte Brons anhand des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes und des CO₂-Grenzausgleichssystems der Europäischen Union. Beide Instrumente seien sicherlich gut gemeint. Aufgrund von Unklarheiten in der Umsetzung und zusätzlichen Berichtspflichten, stellten diese speziell für kleine und mittlere Unternehmen jedoch mindestens zusätzliche Herausforderungen in schwierigen Zeiten dar. „Diesen Eindruck bekommen wir nicht nur von unserer Dachorganisation, der DIHK in Berlin, bestätigt“, sagte Bernhard Brons. Auch auf regionaler Ebene habe die IHK durch zahlreiche Gespräche mit Unternehmen sowie stark nachgefragte Informations- und Beratungsangebote eine hohe Betroffenheit festgestellt.

Kooperation mit Ukraine

Mit Blick auf das vergangene Jahr ging der IHK-Präsident zudem auf die Wirtschaftskooperation mit der Handels- und Industriekammer Iwano-Frankiwsk ein, die am 14. November in der Botschaft der Ukraine in Berlin feierlich unterzeichnet worden war. „Als eine der deutschlandweit ersten Industrie- und Handelskammern haben wir eine direkte Wirtschaftskooperation mit unserem ukrainischen Gegenpart abgeschlossen“, so Brons. „We stand with Ukraine.“ Das Abkommen solle die wechselseitigen Beziehungen stärken und wirtschaftliche Potenziale öffnen. „Dabei sehen wir Anknüpfungspunkte im Nearshoring, aber auch in den Bereichen Erneuerbare Energien, Fachkräfte sowie im IT-Sektor“, ergänzte IHK-Hauptgeschäftsführer Max-Martin Deinhard.    

Digitalierung im Bereich der Außenwirtschaftsdokumente

In seinem Rückblick auf 2023 erläuterte der IHK-Chef anschließend die Anzahl der digital ausgestellten Dokumente im Außenwirtschaftsbereich. „Neben dem Ursprungszeugnis bieten wir nun auch das Carnet, welches die vorübergehende Verbringung von Messe- oder Ausstellungsgütern zoll- und abgabenfrei ermöglicht, als webbasierte Anwendung an“, sagte Deinhard. Damit stelle die IHK bereits knapp 85 Prozent aller Außenwirtschaftsdokumente in digitaler Form aus und biete ihren Unternehmen noch mehr Flexibilität im internationalen Geschäft.  

Mehr zum Thema Außenwirtschaft lesen Sie in unserem IHK-Jahresbericht 2023 (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 2189 KB).