International

Internationalisierung neu denken

Außenwirtschaftsreport NRW 2022/2023

2022 exportierte und importierte die NRW-Wirtschaft so viele Waren und Dienstleistungen wie in den letzten Jahren nicht. Mit Exporten im Wert von 233,7 Milliarden Euro ist NRW weiterhin auf Platz zwei der exportstärksten Bundesländer. Die Rekordwerte jedoch bieten keinen Grund zum Ausruhen. Denn gemessen am Anteil der Exporte am BIP liegt die nordrhein-westfälische Exportquote bei nur 29 Prozent. 
Detaillierte Zahlen und Fakten zur Außenwirtschaft, das Stimmungsbild der NRW-Wirtschaft sowie Informationen zu den wichtigsten NRW-Handelspartnern gibt es im aktuellen

NRW-Wirtschaft – Stimmungsbarometer

Vor dem Hintergrund steigender geopolitischer Herausforderungen bleibt die globale Geschäftslage weiter angespannt. Rund 31 Prozent der Unternehmen bezeichnen die aktuelle Geschäftssituation als „schlecht“. Nur 23 Prozent beurteilen die Lage als „gut“.
Die NRW-Unternehmen sind vor allem optimistisch für Geschäftstätigkeiten in/mit: 
  1. Nordamerika – insbesondere USA, aber auch 
  2. Kanada und Mexiko,
  3. den sonstigen EU-Staaten sowie 
  4. der Schweiz, Norwegen und der Eurozone. 
Im Gegensatz dazu steht Russland mit minus 69 Prozentpunkten. Die verhängten Sanktionen in Folge des Angriffskrieges auf die Ukraine zeigen deutlich ihre Wirkung. 
Auch Großbritannien verliert nach dem Austritt aus der EU an Attraktivität als Handelspartner für NRW-Unternehmen. Vor allem logistische Herausforderungen und Verzögerungen, bürokratischer Mehraufwand bei der Zollabwicklung sowie Produktionsverlagerung werden als Gründe für eine Verringerung oder gar Einstellung der Geschäfte mit dem Vereinigten Königreich nach dem “Brexit” genannt.  
Gründe für eine insgesamt getrübte Erwartungshaltung der NRW-Wirtschaft sind zudem vor allem die Folgen der Corona-Pandemie, zunehmende Handelshemmnisse, gestörte Lieferketten und internationale Krisen. 

NRW-Wirtschaft im Blick – Außenhandel 

Hauptexportgüter NRWs sind Chemische Erzeugnisse (18 Prozent), Maschinen (14 Prozent) und Metalle (11 Prozent). Der Export ist gegenüber dem Vorjahr um 16 Prozent auf rund 234 Mrd. Euro gestiegen.
Die Niederlande und Frankreich stehen weiterhin an der Spitze der Exportpartner und auch die USA sind nach wie vor ein wichtiger Exportmarkt und Investitionsstandort für NRW. 
NRW_Außenwirtschaftsreport_2022_2023_Grafik_EXPORTLÄNDER
Hauptimportgüter NRWs sind sonstige Waren (10 Prozent), Metalle (9 Prozent), Datenverarbeitungsgeräte, Elektrische und Optische Erzeugnisse (9 Prozent) und Chemische Erzeugnisse (9 Prozent).
Die Niederlande gehören neben China für hiesige Unternehmen zu den stärksten Importpartnern, die USA rücken in der aktuellen Aufstellung von Platz 7 auf 4 vor und auch die Einfuhren aus Österreich steigen deutlich an. 
NRW_Außenwirtschaftsreport_2022_2023_Grafik_IMPORTLÄNDER

NRW-Wirtschaft stellt sich (neu) auf 

Krisenfestes Auslandsgeschäft
Unternehmen in NRW ergreifen vor allem folgende Maßnahmen, um mit Blick auf die aktuellen geopolitischen Herausforderungen ihr Auslandsgeschäft krisenfest zu machen, beziehungsweise diese effizienter steuern zu können: 
  • Erschließung neuer Export- und Importmärkte 
  • Erhöhung der Lagerhaltung (weniger “Just-in-Time”)
  • Verlagerung der Produktion von Deutschland ins Ausland
Branchenübergreifend können sich Unternehmen dabei vor allem einen Markteinstieg in die USA, China sowie innerhalb Europas vorstellen. 
Zudem bietet der Asien-Pazifik-Raum Chancen für Unternehmen, die auf dem chinesischen Markt bereits aktiv sind und sich breiter aufstellen wollen. Zwischen 2000 und 2019 verzeichnete die ASEAN-Region ein durchschnittliches reales Wirtschaftswachstum von knapp 6 Prozent pro Jahr. Die Freihandelsabkommen der EU mit Singapur und Vietnam erhöhen zudem die Bedeutung dieser Region. 
Umgang mit Engpässen in den Lieferketten und dem LkSG
Schon in den vergangenen Jahren hat die NRW-Wirtschaft begonnen, ihre Lieferketten anzupassen und unabhängiger von einzelnen Lieferländern zu werden.  
Als geeignete Maßnahmen haben sich für die Unternehmen herausgestellt:  
  • Verstärkte Investitionen in Vormaterialien
  • Erhöhung der Lager- und Risikobestände (auch für Rohstoffe und Fertigungserzeugnisse) 
  • Dezentralisierung von Vertriebstätigkeiten
  • Vermeidung einseitiger Abhängigkeiten
  • Wertlegung auf Liefertreue
  • Weltweites Sourcing 
Vor besonderen Herausforderungen stehen zudem die schon jetzt vom Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) betroffenen Firmen. 
Durch die Prüf- und Berichtspflichten entstehen unternehmensseitig neue Kosten und Organisationsaufwendungen. Dass diese zur Belastung werden, belegen 96 Prozent (Bürokratieaufwand) und 74 Prozent (Kosten) der befragten Unternehmen. Weiterhin Sorge bereiten der Wirtschaft auch Haftungsrisiken und die Rechtsunsicherheit. 
Folgen des Russland-Ukraine-Krieges
Auch der russische Angriff auf die Ukraine hat enorme Auswirkungen auf die NRW-Wirtschaft. 
Viele Unternehmen tragen mit Investitionen in den Bereichen Großhandel, Konsumgüter, Maschinenbau, der Automobilindustrie sowie der Logistik zum Wiederaufbau der Ukraine bei, dennoch ist der Handelsumsatz von 12 auf 1,4 Milliarden gesunken.
Für ihr Russland-Geschäft planen – angesichts auch wegen zahlreicher EU-Sanktionen – viele Unternehmen eine Restrukturierung sowie eine starke Einschränkung. Dieser Prozess wird auch 2023 noch andauern. 

IHK Düsseldorf hilft weiter

möchte Unternehmen weiterhin als starker Partner zur Seite stehen und unterstützt mit einem breiten Angebot an Leistungen.
Zum Beispiel mit einem umfangreichen Veranstaltungsangebot während des gesamten Jahres. Zudem beleuchten wir auch beim diesjährigen AWT2023 unter anderem die Zukunft des Chinageschäftes, stellen die Chancen für Mittelständler in den USA dar und informieren über das Risikomanagement sowie das Nearshoring als Alternative bei gestörten Lieferketten. Mehr Informationen unter: www.awt-nrw.de  
Zudem finden Sie neben Informationen zu Ländern und Märkten auf der Webseite der IHK Düsseldorf auch ausführliche Hinweise und Tipps zu: 
Stand: 11. Mai 2023