Im Einklang mit der Natur

Bauen mit Rohstoffen aus der Region

Genug Wohnraum, intakte Straßen, Brücken und gut ausgebaute Bahnstrecken: All das sind grundlegende Faktoren für die Lebensqualität und die wirtschaftliche Entwicklung einer Region. Das Unternehmen Röhrig Granit in Heppenheim liefert für die Bauindustrie wichtige Gesteinsrohstoffe – zum größten Teil in die Metropolregionen Rhein-Main und Rhein-Neckar. Kurze Transportwege wirken sich positiv auf die Klimabilanz aus. Aber auch bei Themen wie Artenschutz oder Soziales setzt sich das Familienunternehmen für Nachhaltigkeit ein.
Autor: Stephan Köhnlein, 30.10.2023
Der Steinbruch der Firma Röhrig Granit in Heppenheim-Sonderbach hat durchaus idyllische Ecken. An den Hängen haben dort Uhus und Wanderfalken Nistplätze gefunden. Am Boden befindet sich eines der größten Gelbbauchunken-Vorkommen in Südhessen. Und das alles, obwohl im Steinbruch für den Abbau von Gesteinsrohstoffen regelmäßig gesprengt wird und große Maschinen unterwegs sind.
In verschiedenen Projekten kooperiert Röhrig Granit mit dem Naturschutzbund (Nabu). „Vor knapp 20 Jahren haben wir die erste Vogelschutzvereinbarung in Deutschland unterzeichnet. Damit waren wir Vorreiter innerhalb unserer Branche“, sagt Geschäftsführer Marco Röhrig. Man beobachte die Tiere, stelle ihnen Nisthilfen und Brutkästen zur Verfügung, richte Schutzzonen ein und sensibilisiere die Mitarbeiter dafür, besonders auf Jungtiere zu achten. „Wenn der Uhu brütet, dann sprengen wir dort natürlich auch nicht“, betont er und fügt bescheiden an: „Aber wir sind natürlich nur ein kleiner Mosaikstein, wenn es darum geht, etwas für den Artenschutz zu tun.“
Röhrig Granit ist ein Familienunternehmen in der fünften Generation – und ist zu Recht stolz darauf. „Wir sind noch da, aber viele andere Unternehmen sind mittlerweile verschwunden“, sagt Marco Röhrig. Vier Betriebe in der Region zählt er spontan auf, die in den vergangenen 25 Jahren wegen fehlender Genehmigungen für den weiteren Abbau oder der Erschöpfung der Ressourcen schließen mussten.

Rohstoffversorgung als Teil der Daseinsvorsorge

Dabei sind das öffentliche Interesse und die Nachfrage nach Gesteinsrohstoffen groß: In Deutschland fehlen Hunderttausende Wohnungen, zudem müssen Straßen, Brücken und Bahnstrecken neu gebaut oder zumindest instandgehalten werden. Für einen Kilometer Autobahn benötigt man etwa 216.000 Tonnen Gesteinsrohstoffe. Für ein Windradfundament sind es 1.300 Tonnen, für den Bau eines Einfamilienhauses mehr als 200 Tonnen.
Je weiter solche Mengen transportiert werden, desto schlechter ist das für die Klimabilanz. „Zu Beginn des Jahres 2000 betrug der Transportradius für einfach gebrochene Materialien für den Straßenunterbau nur 15 bis 25 Kilometer“, erzählt der Unternehmer. „Heute werden diese Materialien schon 150 bis 200 Kilometern durch die Gegend gefahren, weil die Betriebe nicht mehr da sind.“
Marco Röhrig sieht hier eine Grundsatzfrage: „Wir müssen uns fragen, ob wir auch in Zukunft auf die Versorgung mit den ausreichend vorhandenen heimischen Rohstoffen setzen wollen? Oder ob wir sagen: Das ist uns nicht so wichtig, wir können die Rohstoffe auch auf dem Ausland importieren.“ Sein Unternehmen habe sich entschieden: „Wir leben in einer Region, die wir versorgen. Drei Viertel unserer Produktion werden in den Metropolregionen Rhein-Main und Rhein-Neckar vermarktet.“ Ein wichtiger Faktor hierbei sind öffentliche Aufträge. Ein öffentliches Interesse also anzuzweifeln, hält er für weltfremd: „Eine langfristige und verlässliche heimische Rohstoffversorgung ist Teil der Daseinsvorsorge und liegt daher auch im öffentlichen Interesse“, so Röhrig wörtlich.

Begrenzte Ressourcen, Erweiterungspläne stocken

Doch die Ressourcen auf der aktuellen Abbaufläche in Heppenheim sind begrenzt. Deswegen möchte Röhrig Granit den Steinbruch Gehrenberg um 6,2 Hektar erweitern und so die Versorgung in der Region wie auch die rund 90 Arbeitsplätze für die kommenden Jahrzehnte sichern. Das Unternehmen hat im Zuge des Genehmigungsverfahrens eine ganze Reihe von Auflagen und Schutzvorschriften zu erfüllen, die auch verschiedene Ausgleichs- und Umweltschutzmaßnahmen vorsehen. Trotzdem gibt es teils erbitterten Widerstand von Anwohnern, die sich vor allem um Staub, Lärm und Erschütterungen sorgen.
Mittlerweile komme man in das zehnte Jahr der Planung und Vorbereitung für die Erweiterung. Im Juni dieses Jahres gab es einen Erörterungstermin im Bürgerhaus in Bensheim, bei dem Einwender ihre Bedenken gegen das Projekt vorbringen konnten. „Das war insgesamt ein fairer und offener Austausch“, sagt Marco Röhrig, der nun auf eine Entscheidung des Regierungspräsidiums Darmstadt im kommenden Jahr hofft.
„Wichtig ist für uns, dass eine Entscheidung getroffen wird, um für die Zukunft planen zu können: Warum soll ich jetzt zum Beispiel eine große Fotovoltaik-Anlage errichten, wenn ich in ein paar Jahren schließen muss?“ Denn wenn die Erweiterung nicht kommt, hätte sein Betrieb in Heppenheim keine Zukunft mehr. „Wir würden die restlichen Vorräte dann abbauen, die Produktion und Arbeitsplätze langsam herunterfahren. Aber auch die ganze Region hätte dann ein riesiges Problem bei der Rohstoffversorgung.“

„Wollen den Menschen etwas zurückgeben“

„Wir sind fest davon überzeugt, dass es möglich ist, ein Unternehmen wirtschaftlich, sozial und ökologisch zugleich zu führen. Wir glauben sogar: Es ist zukunftsentscheidend“. So lautet das Credo von Röhrig Granit. Deshalb sei Nachhaltigkeit Kern des Unternehmensleitbilds, das sich in allen Aktivitäten niederschlage. „In den drei Säulen für Nachhaltigkeit – Ökonomie, Ökologie und Soziales – finden wir uns sehr gut wieder“, sagt Marco Röhrig.
Es gebe eine Ökologische Betriebsbegleitung (ÖBB), bei der man im stetigen Austausch mit Fachleuten stehe, um zu sehen, wo das Unternehmen bei der Minimierung ökologischer Auswirkungen noch besser werden könne. Seit 2002 ist das Unternehmen EMAS-zertifiziert, das sei das höchste und strengste Umweltmanagementsystem in Europa. In diesem Zuge sei man bereits seit 2010 verpflichtet, eine CO2-Bilanz zu veröffentlichen. Seit zwei Jahren setzte man ausschließlich auf Ökostrom, betreibe zudem eine kleine Fotovoltaik-Anlage auf dem Gelände.
Das soziale Engagement zeige sich nach innen schon seit vielen Jahren in verschiedenen Vorzügen für die Mitarbeitenden. Dazu gehören beispielsweise ein kostenloses Mittagessen oder ein umfassendes Gesundheitsmanagement. Nach außen unterstützt das Unternehmen zahlreiche Vereine in der Region, insbesondere deren Jugendabteilungen. Zudem gibt es Aktionen wie die Naturprojektwochen. Hier können Kindergartengruppen und Schulklassen Uhus, Unken und anderen geschützten Arten beobachten, die im und um den Steinbruch Schutz gefunden haben. „Wir wollen den Menschen in der Region mit diesen und weiteren Aktionen auch etwas zurückgeben“, sagt Marco Röhrig.

Ein Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit

Röhrig Granit trägt mit seiner Geschäftstätigkeit unter anderem zur Erreichung der folgenden SDGs bei:
Zukunftsmut: Ideen für mehr Nachhaltigkeit
Von der Chancengleichheit am Arbeitsplatz über ressourcenschonende, umweltfreundliche Produktion, neue Geschäftsideen, die Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen präsentieren, bis hin zu Sponsoring von Sportvereinen, Kultureinrichtungen und mehr: Unternehmerische Verantwortung hat viele Facetten. In dieser Artikelserie stellen wir Ihnen Good-Practices in Sachen ökonomischer, ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit aus der Region Rhein-Main-Neckar und darüber hinaus vor, die beweisen, warum wir auch in Zeiten multipler Krisen mehr Optimismus wagen sollten.

Was macht verantwortungsvolle Teilhabe im Wirtschaftsleben aus?
Im Jahr 2020 haben rund 20 Unternehmerinnen und Unternehmer dazu ein neues Leitbild für verantwortungsbewusste, vertrauenswürdige Geschäftsleute erarbeitet. Dieses Leitbild stellen wir Unternehmen in deutscher und englischer Sprache kostenfrei zum Download bereit.

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Matthias Voigt
Bereich: Kommunikation und Marketing
Themen: IHK-Magazin, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit