Perform: Projekt Zukunftsfähige Gewerbegebiete (ZGE)

Biodiversität in Gewerbegebieten

Biodiversität am Unternehmenssitz: Was ist zu beachten und welche positiven Effekte hat diese?  In diesem Projekt werden gute Beispiele vorgestellt und gezeigt, worauf es bei der Umsetzung im eigenen Firmensitz zu achten gilt.
Bereits im  Handlungsfeld “Klimaresiliente Gewerbegebiete” wurde deutlich, dass ganz wesentliche Bausteine zu widerstandsfähigen und klimaangepassten Standorten die Begrünung und Entsiegelung von Flächen sind. Jedoch sind die meisten Gewerbe- und Industriegebiete zu 70 bis 90 Prozent versiegelt und bieten Tieren und Pflanzen keinen optimalen Lebensraum. Ein erhöhter Grünanteil kann eine Vielzahl positiver Effekte mit sich bringen, die nicht nur dem Naturschutz zu Gute kommen. Dazu gehören unter anderem eine verbesserte Aufenthaltsqualität für die Mitarbeiter, Kostenreduzierung durch einen geringeren Materialverschleiß am Gebäude sowie eine bessere Außendarstellung durch einen repräsentativeren Standort.

Projektziele

  • Unternehmen sollen die Bedeutung und Möglichkeiten der Umsetzung von Biodiversitätsmaßnahmen an ihrem Unternehmensstandort dargelegt werden.
  • Kommunen sollen Informationen erhalten, wie Festsetzungen in Bebauungsplänen die Biodiversität in Gewerbegebieten erhöhen können.

Zielgruppe

Unternehmer, Bürgermeister, Bauamtsleiter, Wirtschaftsförderer: alle, die mit Planung und Bewirtschaftung von Gewerbeflächen betraut sind.

Ausgangslage

Gewerbe- und Industriegebiete dürfen baurechtlich bis zu 90 Prozent überbaut werden. Schaut man sich die Gewerbegebiete der 70-er bis 90-er Jahre an, sieht und spürt man, dass die Versiegelung hoch und die Aufenthaltsqualität niedrig ist. Aufgrund des hohen Versiegelungsgrades kommt es zu mannigfaltigen Auswirkungen aufgrund von Klimaveränderungen: Hitze und Starkregen wirken verstärkt auf die Fläche ein und führen zu einer Aufheizung oder Überschwemmung des Gebietes. Arbeitnehmer werden in Hitzeperioden übermäßig belastet. Produktionsausfälle können eine teure Folge von Überschwemmungen sein. Eine aus dem Vorgängerprojekt empfohlene Gegenmaßnahme ist es, Flächen zu entsiegeln und zu begrünen. Ein positiver Begleiteffekt dabei ist, dass sich dadurch auch die Biodiversität erhöht. Insekten, Vögel und Kriechtiere finden einen neuen Lebensraum. Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit und hinsichtlich des European Green Deals werden Maßnahmen zu Biodiversität zunehmend wichtiger. Für Unternehmen steht dies jedoch nur selten im Fokus. Auch das Wissen, wie diese Maßnahmen standort- und unternehmensgerecht umgesetzt werden könnten, fehlt.

Projektbeschreibung

Das Projekt soll die positiven Effekte eines biodiversitären Standortes mit einer Exkursion zu dem Rimbacher Unternehmen Spir Star  aufzeigen und spürbar machen.  Als erstes Unternehmen wurde diese im Rahmen des im Bundesprogramms “Biologische Vielfalt” geförderten Projektes „Tausende Gärten – Tausende Arten“  im Mai 2022  ausgezeichnet. Magerwiesen mit Wildblumen, ein kleiner Wasserlauf, Amphibienbecken und Totholz voller Leben sind nur einige Elemente des naturnahen Fimengeländes. Weitere Informationen.

Meilensteine / Zeitplan

Geplante Projektdauer:  Juni bis Oktober 2022

Meilensteine

  • Akquise Themenexperten
  • Planung Exkursion
  • Exkursion mit Fachvorträgen
Auf der Plattform PERFORM  finden Sie Informationen zum Projekt. Unter der Rubrik “Blog” werden regelmäßig Statements und Interviews mit Beteiligten veröffentlicht.

Partner des Projekts

Projektpartner und Unterstützer sind:  Unternehmensnetzwerk Klimaschutz, DIHK Berlin und die SPIRSTAR AG, Rimbach.

Unterstützer werden

Um Unterstützer dieses Projektes zu werden, müssen sich Interessierte dafür auf der Plattform PERFORM  registrieren und kurz erläutern, warum das Projekt ihre Unterstützung erhält.

Exkursion mit Fachvorträgen

Am 7. Oktober 2022 fand die Exkursion zur SPIR STAR AG in den Odenwald statt. Teilnehmer hatten die Möglichkeit, sich vor Ort ein Bild von einem naturnahen Firmengelände zu machen. Ergänzend wurden vier Fachvorträge gehalten, die sowohl die rechtliche Notwendigkeit für solche Maßnahmen als auch Infos zu möglichen finanziellen Förderungen thematisierten.
  • In seinem Grußwort legte Dr. Kilian Delbrück, Bundesumweltministerium, dar, dass wirtschaftliches Handeln von einer intakten Biodiversität abhängig ist. Dieses betreffe nicht nur die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe, sondern jedes Unternehmen, welches mit natürlichen Rohstoffen produziere und handle. Dr. Delbrück liegt das Thema biologische Vielfalt und die Einbindung von Unternehmen seit langem am Herzen. Zusammen mit dem Bundesamt für Naturschutz, dem BMWK sowie Naturschutzorganisationen und Wirtschaftsverbänden hat er als Vertreter des Umweltministeriums im Jahr 2013 die Initiative Unternehmen biologische Vielfalt initiiert.
  • Josephine Möslein ist Referatsleiterin für Europäische Energie- und Klimapolitik beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag in Brüssel. Sie beschäftigt sich täglich mit dem Green Deal und steht dabei in regem Austausch mit Vertretern der Europäischen Institutionen. Die Kürzel ESG, SDGs und der Green Deal kennen Unternehmen vor allem in Bezug auf Lieferketten und CSR-Richtlinien. Nun kommt der Aspekt der Finanzierung dazu. Mit der EU-Taxonomie werden Finanzleistungen auch bezüglich ihrer Nachhaltigkeit bewertet. Natur- und Umweltschutz hat hier einen großen Anteil. Ihren Vortrag “Was hat die Honigbiene mit meinen Finanzen zu tun?” stellen wir Ihnen unter weiterführende Informationen zur Verfügung.
  • Aus der Praxis berichtete Dr. Sandra Sieber, Mitarbeiterin an der TU Darmstadt, stellvertretend für den Wissenschaftsladen Bonn und das Netzwerk "Grün statt Grau – Gewerbegebiete im Wandel”. Sandra Sieber liegt das „Grüne“ im Blut. Als gelernte Landschaftsgärtnerin bringt sie sowohl das Wissen, als auch die Passion mit, Gewerbestandorte naturnah und biodivers umzugestalten. Sie zeigte mit  Praxisbeispiele aus dem Projekt „Grün statt Grau“, dass schon kleine Maßnahmen positive Effekte auf das Klima, die Tier- und Pflanzenwelt sowie auf die Mitarbeiter in den Gebieten haben.
  • Einen weiteren Bericht aus der Praxis gab Frau Alena Hayer vom Global Nature Fund mit ihrem Vortrag: „Auf dem Weg zum Mainstream – welche Instrumente sind bereits verfügbar?“. Zukünftig wird der Nachweis von Maßnahmen zur Belegung von ESG, SDG Konformität zunehmen. Frau Hayer legt dar, wie die europaweite Plattform für das Monitoring und die Entwicklung eines Zertifizierungssystems aussehen wird. All das seien wichtige Instrumente, um der Biodiversität eine Stimme zu geben, Bewusstsein zu schaffen und die naturnahe Gestaltung von Außenanlagen in die Breite zu tragen.
Das Unternehmen “Spir Star” investierte in den letzten Jahren nach Aussage von CEO Ruben de Graaf einen sechsstelligen Betrag für die Umgestaltung des Firmengeländes. Ohne Frage, diese Mittel stehen nicht jedem Unternehmen zur Verfügung. Doch es gibt auch Fördermöglichkeiten des Landes und des Bundes, auf die Dr. Anna-Christine Sander, Kommunale Infrastruktur und Gebäude, Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie in ihrem Vortrag verwies. Gut zu wissen: Sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene gibt es für Kommunen wie auch für Unternehmen Möglichkeiten, ihre Vorhaben zur Anpassung an den Klimawandel und zur Förderung von Biodiversität zu unterstützen. Unter weiterführende Informationen stellen wir auch diesen Vortrag zur Verfügung.
Die Industrie- und Handelskammern unterstützen im Rahmen des Projekts “Unternehmen Biologische Vielfalt (UBi)” kleine und mittelständische Unternehmen dabei, Biodiversität einen Platz zu geben. Und das ganz praktisch: Was hat die Fabrikbeleuchtung mit Insektensterben zu tun? Warum gehört auch das Düngemittel der Produzenten auf den Zettel für das eigene Nachhaltigkeitsmanagement? Und welche Standards helfen, die Lieferkette transparenter zu machen? Nichts zu tun, wird am Ende sehr viel teurer.
Die Initiative der DIHK zeigt Unternehmen, wo sie ansetzen können und welche Maßnahmen helfen, dem Verlust der Biodiversität – und damit unserer aller Lebens- und Wirtschaftsgrundlage – entgegenzuwirken. Dabei wird auf den Dreiklang “Coaching”, “Netzwerke” und “Roadshows” gesetzt. Unternehmenscoaching für die Entwicklung einer eigenen Biodiversitätsstrategie, Vernetzungsmöglichkeiten für inspirierende Best-Practice-Beispiele und Roadshows werden angeboten. Weitere Informationen unter: https://www.dihk-service-gmbh.de/de/unsere-projekte/unternehmen-biologische-vielfalt.

Weiterführende Informationen

Wir möchten durch das Projekt einen Beitrag zur Vernetzung in der Region leisten. An dieser Stelle finden Sie weitere Links und Downloads.
Hintergrund: Mit der Initiative „PERFORM Zukunftsregion FrankfurtRheinMain“ treiben die Wirtschaftskammern der Metropolregion FrankfurtRheinMain seit 2016 länderübergreifende Projekte voran. Diese Projekte nehmen die wichtigsten Herausforderungen in der Region auf, darunter Digitalisierung, Flächenaktivierung, Fachkräfteentwicklung, Gründung und Innovation sowie Mobilität und Verkehr. Mehr zum Perform-Projekt “Zukunftsfähige Gewerbegebiete”.