Exporterwartungen 2023 trotz Belastungen des weltweiten Handels aufgehellt
Die Weltkonjunktur hat im vergangenen Jahr unter verschiedenen Faktoren gelitten, wie dem Krieg in der Ukraine, Chinas Null-Covid-Politik, Lieferkettenstörungen, Energiepreissteigerungen und weltweit hohen Inflationsraten.
Doch die IHK-Konjunkturumfrage zu Jahresbeginn zeigte, dass die Wirtschaft in Baden-Württemberg besser durch den Winter gekommen ist als erwartet. Die abgewendete Gasmangellage, die staatlichen Energiepreisbremsen, rückläufige Erzeugerpreise, der nur teilweise eingetretene Nachfragerückgang sowie die einsetzende Entspannung bei den Lieferengpässen ließen den befürchteten starken Konjunktureinbruch ausbleiben.
Obwohl auch zu Beginn des Jahres 2023 viele Risiken verblieben, die sich dämpfend auf den globalen Handel auswirken können, hatten sich die zuvor stark eingetrübten Exporterwartungen der Südwestindustrie deutlich aufgehellt. Denn Konsum und Investitionen erwiesen sich in vielen Ländern unerwartet robust. Auch gab die Entwicklung vieler Inflationsraten zuletzt Anlass zur Hoffnung auf positive Impulse – ebenso wie Chinas Abkehr von der Null-Covid-Strategie Anfang Januar.
Der noch im Herbst befürchtete starke Einbruch der Konjunktur ist ausgeblieben. Die Exporterwartungen der Südwestunternehmen legen zu Jahresbeginn wieder zu.
Baden-Württemberg: größter und exportstärkster Industriestandort, überdurchschnittlich viele Tochtergesellschaften im Ausland, erfahrene Global Player
Im Bundesvergleich ist Baden-Württemberg (gemessen am Beitrag der Südwestindustrie zur Bruttowertschöpfung des gesamten verarbeitenden Gewerbes) seit Jahren der größte Industriestandort in Deutschland. Dies liegt vor allem an der spezialisierten Ausrichtung in den Bereichen Fahrzeug- und Maschinenbau sowie Elektrotechnik. Darüber hinaus zählt Baden-Württemberg zu den wichtigsten Industriestandorten Europas.
Für die baden-württembergische Industrie ist der Außenhandel traditionell von großer Bedeutung. Weit über die Hälfte ihrer Güter verkauft sie ins Ausland. Vor allem dank seiner ebenso solide wie innovativ agierenden Industriegiganten von Weltruf und starken Mittelständler ist der Südwesten ist seit Jahren das exportstärkste Bundesland.
Ein Schlüssel für die langjährigen Exporterfolge der baden-württembergischen Industrie ist ihre globale Präsenz: Ausländische Märkte werden über Niederlassungen vor Ort abgesichert oder hinzugewonnen.
Im gesamtdeutschen Vergleich weist Baden-Württembergs Industrie (neben Nordrhein-Westfalen) schon lange eine überdurchschnittlich hohe Anzahl Tochtergesellschaften im Ausland auf. Auslandsinvestitionen müssen differenziert betrachtet werden. Sie lassen – wenn die Bedingungen stimmen – in der Regel nachweislich auch die Investitionen im Inland steigen und sichern damit auch die Standorte hierzulande ab. Der Hintergrund dieser Beobachtung ist, dass die inländischen Muttergesellschaften in der Regel Produktivitätsgewinne, Steuerersparnisse sowie den verbesserter Zugang zu Kapital im Ausland auch für Inlandsinvestitionen nutzen.
Für Auslandsinvestitionen müssen größere Beträge aufgewendet werden – dadurch sind sie langfristiger ausgerichtet als Exportbeziehungen. Der Anteil baden-württembergischer Industrieunternehmen, die im Ausland investieren, bleibt deshalb auch in Krisenjahren deutlich stabiler als die Exporterwartungen – und als die Höhe der jeweiligen Investitionsbudgets.
Die auslandsinvestierende Industrie Baden-Württembergs ist überdurchschnittlich erfolgreich, erfahren und plant ihre (für diesen Erfolg notwendigen) Auslandsinvestitionen mit solidem Weitblick. Auch in Zeiten der Unsicherheit, wie die folgenden Ergebnisse zeigen. Wegen kurzfristiger Veränderungen verlagert ein großes spezialisiertes Unternehmen nicht sofort seine komplette Produktion. Aber es begibt sich in vorbereitende Wartestellung, wenn die Probleme anhalten und hierzulande nicht gelöst werden: Es vergrößert beispielsweise gezielt seine Präsenz und Erfahrung im Markt durch einen Ausbau des Vertriebs und Kundendienstes. Dies ist eine wichtige Maßnahme zur besseren Marktbearbeitung und Kundenbindung – kann aber auch ein Sprungbrett für eine Produktionsverlagerung sein. Aufgabe der Politik ist es – gerade in einer Zeit steigender Energiepreise, einem besorgniserregenden Fachkräftemangel, bedeutender Kriege und Handelskriege sowie dem weltweiten Wiedererstarken des Protektionismus – die strukturellen wie handelshemmenden Probleme weiter anzugehen, um letzteres zu vermeiden.
Auslandsinvestitionen 2023 gedämpft: Anzahl der Betriebe konstant, Ausgabenpläne per Saldo positiv – doch Budgetkürzungen nehmen zu
Im Jahr 2023 plant etwas mehr als jedes dritte Unternehmen, entweder neu oder weiterhin im Ausland zu investieren (35,2 Prozent aller befragten Industrieunternehmen). Dieser Anteil entspricht dem Vorjahr (Jahresbeginn 2022: 35,7 Prozent).
Doch ein Jahr nach dem Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine und drei Jahre nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie ist die angespannte Lage in Weltpolitik und -handel deutlich in den Plänen der Industrie Baden-Württembergs erkennbar: Zwar bleibt der Anteil der befragten Betriebe mit Auslandsinvestitionsplänen nahezu unverändert und die Budgetentwicklung ist mit einem Saldo von 24 Punkten eindeutig positiv. Doch im Vergleich zur Vorumfrage hat die Dynamik nachgelassen: Deutlich weniger Unternehmen weiten ihre Ausgaben aus (35 statt zuvor 49 Prozent) – und mehr planen sie zu kürzen (11 statt zuvor 6 Prozent). Damit sinkt der Saldo aus den positiven und negativen Antworten auf die Frage nach der Entwicklung der Auslandsinvestitionsbudgets von 44 auf 24 Punkte. Er halbiert sich nahezu.
Das ergaben die Konjunktursonderfragen, welche die IHK Region Stuttgart für den gesamten Südwesten ausgewertet hat. Diese Zusatzfrage beantworteten zu Jahresbeginn 1.330 baden-württembergische Industriebetriebe.
Der Anteil investierender Unternehmen bleibt konstant. Doch planen diese wegen der Belastungen durch die gebremste Weltkonjunktur, gestiegenen Preise und die globalen Verwerfungen weniger Geld ein.
Investitionsbudgets werden seltener erhöht, vermehrt gleich gehalten und häufiger gekürzt als im Jahr zuvor.
Märkte bearbeiten, halten und absichern: Vertrieb und Kundendienst wird das mit Abstand wichtigste Investitionsmotiv
Der Auf- und Ausbau von Vertrieb und Kundendienst als Motiv für die Auslandsinvestitionen der Südwestindustrie gewinnt in diesem weiteren Jahr der Unsicherheit massiv an Bedeutung.
40 Prozent der Unternehmen mit Auslandsinvestitionsplänen und damit merklich mehr als im Vorjahr (34 Prozent) nennen Vertrieb und Kundendienst als Hauptmotiv – während die beiden anderen Motive etwas an Bedeutung verlieren: Die Nennungen von Produktion zwecks Kostenersparnis sinken um 2 auf 33 Prozent und die von Produktion zwecks Markterschließung um 8 auf 23 Prozent.
Der Vertrieb von Produkten „Made in Baden-Württemberg“ im Ausland, die Kundenberatung vor Ort und der After-Sales-Service unterstützen die gesamten Handelsaktivitäten der Unternehmen. Von der Wahl und aufmerksamen Optimierung der passenden Vertriebswege im Ausland hängt der Erfolg des Auslandsgeschäftes ab. Das bedeutet nicht nur die benötigte schnelle und kostengünstige Bereitstellung der Produkte im Ausland, sondern auch eine länderspezifische Anpassung der Vertriebskanäle an die lokalen Gegebenheiten und die Erwartungen des Kunden.
Das aktuelle Ergebnis ist angesichts der globalen Lage wenig überraschend, denn die Investitionen in den Auslandsvertrieb und die Kundenbindung vor Ort sind zum einen vergleichsweise niederschwellige Möglichkeiten, um (erstmals oder optimiert) in ausländischen Märkten präsent zu sein – und perspektivisch durch ein “Ohr am Markt” neue Geschäftsfelder zu erschließen. Sie können also sowohl der Absicherung bestehender Investitionen in die Vor-Ort-Produktion dienen – wie auch ein erstes oder erweitertes „Vortasten“ in den ausländischen Markt sein.
Das zweithäufigstes Investitionsmotiv – die Produktion im Ausland zwecks Kostenersparnis - wurde von 33 Prozent der befragten Unternehmen genannt. Nach dem ersten Pandemie-Jahr setzte sich das Motiv zu Jahresbeginn 2021 mit 37 Prozent der Nennungen an die Spitze der Investitionsgründe (2021: Vertrieb/Kundendienst 33 Prozent). Im vergangenen Jahr lagen die beiden Ziele nahezu auf gleicher Höhe (34 Prozent). Neben der Reduzierung der Arbeitskosten (auch angesichts des zunehmend akuten Fachkräftemangels hierzulande) spielen bei diesem Motiv auch die Umgehung von Handelsbarrieren, die Preise und der Zugang zu Rohstoffen und Vorprodukten und die Produktion vor Ort, um Ausfälle durch Lieferkettenstörungen zu minimieren, weiterhin eine Rolle.
Die Markterschließung als Motiv für den weltweiten Auf- und Ausbau eigener Produktionsstätten verlor deutlich an Bedeutung (Rückgang um 8 auf 31 Prozent).
Aufgrund der Corona-Krise, eines wirtschaftlich schwächelnden Chinas, geopolitischer Entwicklungen wie dem Krieg in der Ukraine und den Einflüssen des im August 2022 verabschiedeten Inflation Reduction Act (IRA) der US-Regierung sowie des Anfang 2023 vorgelegten Green Deal Industrial Plans der EU-Kommission müssen viele Unternehmen neu bewerten, welche Märkte erschlossen und in welche Anlagen investiert werden sollen. Da es sich in der Regel um langfristige Investitionen handelt, planen die Unternehmen vorsichtig.
Die beiden erstmals abgefragten Investitionsmotive Diversifizierung von Zulieferern und Nearshoring wurden trotz der massiven Probleme durch gestörte Lieferketten in den vergangenen Jahren nur von 1,4 und 2,3 Prozent der Befragten genannt.
Der Vertrieb von Produkten „Made in Baden-Württemberg“ im Ausland, die Kundenberatung vor Ort und der After-Sales-Service sind niederschwellige Möglichkeiten, um in ausländischen Märkten präsent zu sein – und perspektivisch neue Geschäftsfelder zu erschließen.
Meistgenannte Zielregionen bleiben die Eurozone, Nordamerika und China
Mit Abstand bedeutendster Investitionsstandort für die baden-württembergische Industrie bleibt die Eurozone (stärkste Zunahme der Nennungen um 16 auf 86 Prozent der Nennungen).
Darauf folgen Nordamerika (Anstieg um 3 auf 63 Prozent), China (nur noch geringer Anstieg um 1 auf 57 Prozent) und die Region Sonstige EU, Schweiz, Norwegen (Anstieg um 10 auf 54 Prozent).
Einzig aus der Region Russland, Ukraine, Türkei, Nicht-EU-Südosteuropa ziehen sich die Unternehmen infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine zurück. Der Anteil der Unternehmen, die dort investieren wollen, bricht von 31 Prozent (im Januar 2022) auf 19 Prozent ein. Die Investitionsbudgets für die Region werden massiv zusammengestrichen (Saldo von -32 Punkten).
In allen anderen Regionen steigt der Anteil der Südwestbetriebe, die dort jeweils investieren wollen.
Diese Ergebnisse spiegeln nicht nur den Rückzug aus Russland und eine mögliche Umlenkung dieser Investitionsaktivitäten in andere Regionen wider. Sondern sie zeigen auch, dass die baden-württembergische Industrie angesichts der geopolitischen Verwerfungen, den Veränderungen in und um China sowie der Lieferkettenproblematik der vergangenen Jahre ihre Auslandsaktivitäten breiter aufstellen. Denn der Anteil der im Ausland investierenden Unternehmen unter den Befragten blieb im Vergleich zum Vorjahr nahezu gleich. Zu diesem Bild passt es, dass die Investitionen in Vertrieb und Kundendienst zu Lasten der beiden Produktionsmotive Kostenersparnis und Markterschließung in diesem Jahr zugelegt und am häufigsten genannt wurden.
Die Südwestindustrie zieht ihre Direktinvestitionen aus der Region „Russland, Ukraine, Türkei, Nicht-EU-Südosteuropa“ ab – und streut ihre Auslandsinvestitionen in den anderen Regionen breiter. Die Eurozone ist für fast 9 von 10 Unternehmen hierbei Zielregion.
Budgetdynamik: Allein für Nordamerika und Asien (ohne China) steigen die Ausgaben weiterhin deutlich
Die Auslandsinvestitionen, die aus Baden-Württemberg in eine Region fließen, steigen oder fallen nicht allein mit der Anzahl der dort investierender Betriebe. Auch die Größe der Unternehmen beziehungsweise die Höhe und Veränderungen der eingeplanten Investitionsbudgets sind für Trendaussagen bedeutend. Der Saldo aus steigenden und sinkenden Investitionsausgaben gibt zwar nicht die tatsächliche Höhe der jeweils eingeplanten Budgets wieder. Er ist jedoch ein wichtiger Indikator für die Ausgabendynamik der Unternehmen – zusammen mit den konstant bleibenden Budgets und der Vorjahresentwicklung.
Europa, insbesondere die Eurozone, meisterte die durch die Schocks des russischen Angriffskriegs ausgelösten Preissteigerungen und Energiekrisen im Jahr 2022 erfolgreicher als vorhergesagt. Die europäische Wirtschaft wuchs zu Jahresende schneller als die Chinas oder die der Vereinigten Staaten. Zudem waren viele Südwestbetriebe in den vergangenen drei Jahren von Lieferengpässen betroffen – und dies nicht zuletzt aufgrund von Lockdowns und Containerknappheiten in fernen Häfen wie China. Deshalb gewinnen Standorte und Absatzmärkte in Europa weiter an Attraktivität: Rund neun von zehn Südwestbetriebe (86 Prozent) mit Investitionsabsichten haben bereits Standorte in den Ländern der Eurozone oder planen diese für 2023.
Die Eurozone zementiert damit nicht nur ihren Platz als wichtigste Zielregion für die Auslandsinvestitionen der hiesigen Industrie, sondern verzeichnet damit auch den mit Abstand höchsten Zuwachs der Nennungen (+16 Prozent). Die übrigen Länder Europas (abgefragt als “Sonstige EU, Schweiz, Norwegen”) gewinnen durch diese Umstände ebenfalls weiter an Attraktivität und wurden als vierthäufigste Zielregion von 54 Prozent der Betriebe mit einem Zuwachs von 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr genannt.
Blickt man jedoch auf die geplanten Investitionsbudgets für die beiden bedeutenden Zielregionen, dann zeigt sich ein ganz anderes Bild:
Gemäß dem allgemeinen Trend ist der Budgetentwicklungs-Saldo für die Eurozone von 30 auf 5 Saldenpunkte gesunken. Im Vergleich zu anderen Regionen ist dieser Wert niedrig: Die Präsenz der baden-württembergischen Industrie in der Eurozone ist zwar sehr hoch - die Budgets werden in 2023 per Saldo aber nur noch wenig aufgestockt.
Für die Region Sonstige EU, Schweiz, Norwegen überwiegen sogar die Budgetkürzungen mit -7 Punkten. Wobei die Pläne für das Vereinigte Königreich (-9 Punkte) das Ergebnis deutlich mit beeinflussen dürfte.
Der Investitionsschwerpunkt der Südwestindustrie in Europa liegt deutlich auf dem des Auf- und Ausbaus des Vertriebs und des Kundendienstes (Eurozone 42 Prozent, Sonstige EU, Schweiz, Norwegen 51 Prozent der Nennungen). Hier werden überwiegend Kundenbindungen erhöht und (in der Vergangenheit gewachsene und bereits relativ umfangreiche) bestehende Investitionen gehalten und weiter abgesichert.
Die Produktion im Ausland zwecks Kostenersparnis ist für Europa ein wichtigeres Motiv als allen übrigen Standorten (Eurozone 35 Prozent, Sonstige EU, Schweiz, Norwegen 31 Prozent).
Mit Abstand am stärksten ist die Investitionsdynamik der hiesigen Industrie im weiterhin attraktiven Zielstandort Nordamerika (41 Saldenpunkte) und dem aufstrebenden Asien ohne China (34 Saldenpunkte). Für beide Regionen waren bereits 2022 steigende Budgets eingeplant worden. Die Hauptmotive sind auch hier der Ausbau des Vertriebs und Kundendienstes (46 und 43 Prozent der Nennungen).
Dagegen hat das in den vergangenen Jahren ungeachtet aller Krisen sehr starke Wachstum der baden-württembergischen Auslandsinvestitionen in China nachgelassen. Der Anteil der Unternehmen, die dort investieren wollen, stieg nur noch leicht um 1 auf 57 Prozent an. Die geplanten Budgets wachsen auf hohem Niveau aber nur noch verhalten mit einem Saldo von 16 Punkten (2022: 45 Saldenpunkte, 2021: 27 Saldenpunkte, 2020: 25 Saldenpunkte, 2019: 43 Saldenpunkte). Die harten Lockdowns in China zur Bekämpfung der Corona-Pandemie und die damit verbundenen weltweiten Lieferkettenstörungen haben Unternehmen dazu veranlasst, ihre Standortentscheidungen zu überdenken. Viele dieser Unternehmen wollen ihre Standorte nun stärker diversifizieren und von der starken Fokussierung auf den chinesischen Markt wegkommen. Bestärkt werden sie in der Entscheidung zudem durch schwelende politische Konflikte wie die Taiwanfrage oder Chinas Unterstützung des kriegstreibenden Russland. Sowie durch die Prognosen, dass Chinas Wirtschaft auch in den kommenden Jahren Jahrzehnten nur noch gedämpft wachsen wird – vor allem wegen der Folgen aus einer Immobilien- und Demografie-Krise. Denn die Bevölkerung des Riesenreichs, dessen ehemals rasant wachsende Bevölkerung jahrzehntelang die Basis des wirtschaftlichen Erfolgs war, schrumpft deutlich schneller als erwartet.
Die Attraktivität von Süd- und Mittelamerika als Zielregion steigt dynamisch an: 38 Prozent der auslandsinvestierenden Unternehmen planen in Lateinamerika zu investieren. Dies ist ein Zuwachse von 9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Fast die Hälfte von ihnen investiert in den Ausbau ihres Vertriebs- und Kundendienstnetzwerks vor Ort. Die Investitionsbudgets für die Region steigen ebenfalls - mit einem Saldo von 14 Punkten. Das Interesse ist unter anderem bedingt durch den Rohstoffreichtum der Länder, wie auch durch den immer noch andauernden Post-Corona-Aufschwung der Wirtschaft, die relativ junge Bevölkerung mit aufstrebender Mittelschicht sowie wachsende Märkte für deutsche Technologien im Bereich Infrastruktur und Klimaschutz.
Die geplanten Ausweitungen und Kürzungen der Investitionsbudgets (hier in der obigen Reihenfolge der meistgenannten Investitionsstandorte) zeigen die Zurückhaltung der Südwestunternehmen bei ihren Auslandsengagements: Nur in „Asien ohne China“ wird im Vorjahresvergleich etwas mehr investiert.
Dominierendes Investitionsmotiv der global schon lange sehr präsenten Südwestindustrie ist im Jahr 2023 in den meisten Regionen der Ausbau von Vertrieb und Kundendienst. Hiermit lassen sich gerade in unsicheren Zeiten sowohl Märkte absichern wie auch mit Bedacht eine künftige erweiterte Präsenz vor Ort vorbereiten.