Pressemitteilung vom 27.10.2023

Trüber Konjunkturherbst im Kreis Göppingen

Die gute Nachricht vorneweg: Noch hat die Anzahl der Unternehmen, die eine gute Geschäftslage vermelden, die Nase vorn. Aber die Zahl derer, die eine schlechte Geschäftslage melden, ist stark gestiegen. Nach dem hoffnungsvollen Start in das Jahr und einem ersten Dämpfer im Frühsommer setzt sich damit der konjunkturelle Abwärtstrend im Kreis Göppingen fort.
Das geht aus einer aktuellen Sonderauswertung der Herbst-Konjunkturumfrage der IHK Region Stuttgart für den Kreis Göppingen hervor. Derzeit bremsen die geopolitischen Unsicherheiten mit einer schwächelnde Weltwirtschaft sowie die Inflation und hohe Energiepreise die wirtschaftliche Entwicklung. Die Folge: Eine geringe Konsum- und Investitionsgüternachfrage hat in weiten Teilen die Erwartungen auch der Göppinger Wirtschaft deutlich eintrüben lassen. Die mangelnde Inlandsnachfrage ist damit auch als größtes Geschäftsrisiko eingestuft worden. „Nicht nur die Erwartungen, auch die Lage in den Unternehmen hat sich deutlich verschlechtert“, sagt Göppingens IHK-Bezirkskammerpräsidentin Edith Strassacker von der gleichnamigen Kunstgießerei in Süßen. „Der seit dem Sommer erhoffte Rückenwind ist nicht nur ausgeblieben, es fehlen mittlerweile die notwendigen Impulse, damit unsere Unternehmen die vorhandenem Chancen nutzen können.“ Strassacker mahnt, dass angesichts der großen Unsicherheiten jetzt unnötige bürokratische Hemmnisse und Belastungen beseitigt werden müssen. Die Wirtschaft brauche berechenbare und vor allem wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen. Es sei jetzt höchste Zeit, von einer Politik der stetig steigenden Ausgaben abzukehren. Steuererhöhungen, wie zum Beispiel die Erhöhung der Gewerbesteuer, würden die ohnehin schwächelnde Konjunktur im Kreis Göppingen zusätzlich belasten. Einsparungen in den öffentlichen Haushalten dürften keine Tabus mehr sein. Strassacker betont, dass an den richtigen Stellen gespart und gleichzeitig an den richtigen Stellen investiert werden müsse. Dazu gehöre Infrastruktur, Bildung und Digitalisierung.

Die Ergebnisse im Einzelnen:

Aktuelle Geschäftslage verschlechtert sich

Der Blick auf die Göppinger Gesamtwirtschaft zeigt: Knapp 29 Prozent der Unternehmen geben an, dass die eigene wirtschaftliche Lage gut sei. Im Frühsommer 2023 waren es noch 38 Prozent. Die Zahl derer, die ihre Lage als befriedigend einschätzen, ist im gleichen Zeitraum mit 47,2 Prozent nahezu stabil geblieben (Minus 1,3 Prozent). Mittlerweile meldet jedoch jedes vierte Unternehmen im Kreis Göppingen eine schlechte Geschäftslage (24 Prozent). Das sind 10,4 Prozent mehr als noch im Frühsommer 2023 (13,6 Prozent). Trotz dieser Verschlechterung bleibt der Lageindikator mit 4,9 Punkte knapp im positiven Bereich (Saldo aus positiven und negativen Rückmeldungen).

Die Geschäftserwartungen brechen stark ein

Angesichts der abgekühlten wirtschaftlichen Lage brechen die Erwartungen für die kommenden 12 Monate stark ein. Der IHK-Indikator Geschäftserwartungen fällt von plus 5,6 Punkten auf nunmehr minus 19 Punkte. Die Unternehmen sind damit fast so pessimistisch wie zuletzt im Frühsommer des Corona-Jahres 2020 (damals minus 19,4 Punkte).
Für die kommenden zwölf Monate erwarten im Kreis Göppingen nur noch 15,3 Prozent bessere Geschäfte. Im Frühsommer waren es noch 34,1 Prozent der Unternehmen. Die Hälfte der Betriebe (50,3 Prozent) gehen von einer gleichbleibenden Geschäftserwartung aus. Schlechtere Geschäfte erwarten 34,3 (Frühsommer 28,5 Prozent). 

Auftragseingänge weiter rückläufig

Das zeigt sich auch bei den aktuellen Tendenzen im Auftragseingang der Unternehmen. Für die Göppinger Gesamtwirtschaft mit allen Branchen rutscht der IHK-Indikator von minus 11,4 im Frühsommer auf minus 30,3 im Herbst. Zwar melden in der Gesamtschau sogar etwas mehr Unternehmen einen steigenden Auftragseingang (22 Prozent), aber jedes zweite Unternehmen verzeichnet mittlerweile einen Rückgang (52,3 Prozent). Das liegt an den deutlich schlechteren Prognosen aus der Industrie und der Bauwirtschaft und dem jetzt auch im Handel und der Dienstleistung spürbaren Abschwächung der Auftragslage.

Exporterwartungen bleiben erfreulich stabil

Die Erwartungen für die Auslandsumsätze im Export bleiben trotz des anhaltenden Krieges in der Ukraine, die insgesamt unsichere weltpolitische Lage und die protektionistischen Tendenzen erfreulich stabil. Während im Frühsommer 30 Prozent der Unternehmen steigende Exporterwartungen äußerten, gehen nunmehr 25 Prozent von steigenden Auslandserlösen aus. Gleichzeitig geht der Anteil der Unternehmen mit fallenden Erwartungen von 26,4 Prozent im Frühsommer leicht auf 21,0 Prozent zurück. Damit verharrt der Exportindikator mit 4,0 Punkten im positiven Bereich (Frühsommer 3,7 Prozent). Dieser Optimismus im Auslandsgeschäft wird vor allem von der Industrie getragen.

Investitionsplanungen stark rückläufig

Die Ausgaben für Inlandsinvestitionen werden in der Göppinger Gesamtwirtschaft deutlich zurückgehen. Nur noch 9,5 Prozent der Unternehmen planen steigende Investitionsausgaben (Frühsommer noch 26,5 Prozent). Aber 42,9 Prozent der Betriebe (Prozent) beabsichtigen mittlerweile weniger zu investieren (Frühsommer 25,4 Prozent). 47,6 Prozent wollen das Niveau halten (Frühsommer 48,2 Prozent). Damit stürzt der Indikator der geplanten Inlandsinvestitionen auf minus 33,4 Prozent (Saldo steigender und zurückgehender Planungen). Vornehmlich wollen die Unternehmen in die Digitalisierung investieren gefolgt von Umweltschutzmaßnahmen sowie Innovationen. Eine Kapazitätserweiterung planen lediglich 8,4 Prozent der Betriebe (Frühsommer noch 15,5 Prozent)

Beschäftigungserwartungen rückläufig

Die im Frühsommer stagnierenden Beschäftigungserwartungen rutschen jetzt deutlich ins Minus (IHK-Indikator bei minus 24,7). Zwar gehen weiterhin rund 60 Prozent der Unternehmen davon aus, dass ihre Beschäftigtenzahl in den kommenden 12 Monaten gleichbleiben wird (Frühsommer 64 Prozent). Jedoch rechnen nur noch 7,8 Prozent der Unternehmen mit einem Beschäftigungsaufbau (Frühsommer 17,4 Prozent). Deutlich gestiegen ist der Anteil der Unternehmen von 18,7 auf 32,5 Prozent, die von einer zurückgehenden Beschäftigtenzahl ausgehen. Jedes dritte Unternehmen hat damit fallende Beschäftigungserwartungen.

Nachlassende Inlandsnachfrage ist der größte Risikofaktor

Wie bei jeder IHK-Konjunkturumfrage wurden die Unternehmer nach den größten Risiken für die weitere wirtschaftliche Entwicklung gefragt. Branchenübergreifend wird nunmehr eine schwächelnde Inlandsnachfrage als das größte Problem angesehen (von 51,8 Prozent im Frühjahr auf 70 Prozent der Nennungen). Ein Spitzenwert. Auf Platz zwei der Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung sehen die Betriebe nun die hohen Arbeitskosten am Standort. Angesichts fallender Beschäftigungserwartungen rutscht der Fachkräftemangel nun auf Platz drei der Risiken. Im Frühsommer 2023 stand der Fachkräftemangel noch auf Platz eins der Risiken, gefolgt von den hohen Energiepreisen.
Zunehmend unzufrieden sind die Betriebe mit der gegenwärtigen Wirtschaftspolitik. Dieser Risikofaktor schafft es erstmals auf die vorderen Ränge (von 27,6 Prozent auf 40 Prozent der Nennungen). Deutlich gestiegen sind auch die Sorgen der Unternehmen wegen der geopolitischen Spannungen (40,8 Prozent). Jedes fünfte Unternehmen macht sich Sorgen wegen anstehender Finanzierungen (20,5 Prozent der Nennungen). Hier hat sich der Wert seit dem Frühsommer fast verdoppelt.
Hinweis: Dieser Pressemeldung sind als Anlage eine detaillierte Auswertung mit Zahlen und Grafiken beigefügt.