Stand Dezember 2023

Ausbildungsreport der IHK-Bezirkskammer Göppingen

Ausbildungsmarkt erholt sich.
Der Fachkräftemangel zählt neben sinkender Inlandsnachfrage und den globalen Krisen für viele Unternehmen im Landkreis Göppingen nach wie vor zu den top Risikofaktoren im Zusammenhang mit ihrer wirtschaftlichen Entwicklung. Da der Arbeitsmarkt kaum noch Fachkräfte zur Verfügung stellt, müssen die Betriebe die duale Berufsausbildung forcieren, um sich ihre zukünftigen Fachkräfte zu sichern.
Vor diesem Hintergrund ist ein Blick auf die Entwicklungen des Ausbildungsmarktes im Landkreis Göppingen spannend. Erwartbar wäre eine kontinuierliche Steigerung der Ausbildungszahlen in den vergangenen Jahren. Dies ist allerdings nicht ganz der Fall. So hat z.B. die Zahl der aktiv ausbildenden IHK-Unternehmen (Ausbildungsbetrieb mit aktuell mind. einem Auszubildenden) in den vergangenen Jahren deutlich abgenommen, von 647 2010 auf 508 2023. Der Tiefpunkt aus dem Jahr 2022 mit nur noch 497 aktiven Ausbildungsbetrieben konnte damit zwar 2023 überwunden werden. Der insgesamt rückläufige Trend gibt jedoch wenig Anlass zu Optimismus. Gleiches gilt mit Blick auf die Anzahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge zum jeweiligen Jahresende. Die Corona-Pandemie aber auch die sinkende Zahl an Schulabgängerinnen und -abgängern hat hier eine deutliche Delle auf dem Ausbildungsmarkt hinterlassen. Die Ausbildungszahlen der vergangenen drei Jahre (718 neue Verträge 2021und 736 neue Verträge2022) und vor allem die aktuellen aus dem Jahr 2023 (817 neue Verträge und ein Plus von 11,0%) weisen zwar in die richtige Richtung. Sie hinken allerdings nach wie vor deutlich hinter den Zahlen von 2018 mit 928 neuen Verträgen hinterher.
„Das vergangene Jahr war trotz aller Krisen und wirtschaftlichen Herausforderungen insgesamt ein sehr gutes für die Ausbildung. Die Ausbildungszahlen in den IHK-Berufen im Landkreis Göppingen konnten erfreulicherweise nach einem tiefen Einschnitt 2020 deutlich zulegen. Die Ausbildungsmessen waren alle sehr gut besucht und die Gespräche der Ausbildungsunternehmen mit den Schülerinnen und Schülern signalisieren ein steigendes Interesse an einer dualen Ausbildung“, resümiert Edith Strassacker, Präsidentin der IHK-Bezirkskammer Göppingen, die Entwicklungen auf dem Ausbildungsmarkt im Jahr 2023.


Die Ausbildungslandschaft im Landkreis Göppingen 2023

Die Ausbildung in den IHK-Berufen im Landkreis Göppingen ist mehrheitlich männlich und kaufmännisch geprägt. Rund zwei Drittel der neuen Ausbildungsverträge 2023 wurde von jungen Männern abgeschlossen. Gleichzeitig starteten 2023 rund zwei Drittel der Auszubildenden in einem kaufmännischen Ausbildungsberuf.
Innerhalb der kaufmännischen IHK-Berufe ist der Handel (Groß- und Einzelhandel sowie E-Commerce) mit 203 neuen Ausbildungsverträge 2023 absoluter Primus . Mit 68 Neuverträgen folgen die Industriekaufleute. Sie liegen damit wieder vor den Kaufleuten für Büromanagement (49 Neuverträge), die im letzten Jahr noch Platz zwei innen hatten. Deutlich eingebrochen sind die Logistikberufe, die 2022 noch auf 72 neue Ausbildungsverträge kamen und 2023 lediglich 24 aufweisen. Die Hotel- und Gaststättenberufe wiederum wachsen vor allem aufgrund der Anwerbung von Auszubildenden im Ausland u.a. aus Vietnam und Marokko von 37 2022 auf 53 Neuverträge 2023.
Bei den technischen Ausbildungsberufen haben die Industriemechaniker seit jeher die Pole-Position inne (2023 mit 54 neuen Verträge). Dahinter folgten jahrelang die Mechatroniker (2023 mit 39 neuen Verträgen). Der absolute Shooting-Star sind jedoch die Fachinformatiker für Systemintegration, die sich 2023 mit 51 neuen Verträgen auf Platz zwei hinter den Industriemechanikern positionieren konnten.
Beim Blick auf die beliebtesten Berufe bei den jungen Frauen und Männern gibt es im Vergleich der neu eingetragenen Ausbildungsverträge 2022 zu 2023 jeweils neue Spitzenreiter. Bei den jungen Frauen hat die Industriekauffrau die Kauffrau für Büromanagement von der Spitze verdrängt und hat diese erstmals seit 2018 wieder inne. 2021 und 2022 konnte sich der Beruf der Kauffrau für Büromanagement den Platz an der Sonne sichern. Bei den jungen Männern war 2022 die Fachkraft für Lagerlogistik der Renner. Dieser landet 2023 nur noch auf Platz fünf der beliebtesten Männerberufe. Spitzenreiter sind wieder die Industriemechaniker, die diesen Platz bis 2020 innen hatten und 2021 von den Kaufleuten im Einzelhandel verdrängt wurden. Diese wiederum finden sich 2023 nur noch auf Platz vier.

Entwicklung der Schulabgängerzahlen im Landkreis Göppingen

Die Daten zu den Schulabgängerzahlen können beim Statistischen Landesamt abgerufen werden. Allerdings liegen dort nur die Zahlen bis 2022 vor.
„Von Nichts kommt Nichts“. Dieser Spruch gilt vor allem mit Blick auf die Entwicklung bei den Schulabgängerzahlen. Diese sind im Landkreis Göppingen seit elf Jahren stark rückläufig. Waren es 2010 noch 2.975, so waren es 2022 nur noch 2.300 Schülerinnen und Schüler, die dem Ausbildungsmarkt sowie den Hochschulen und Universitäten zur Verfügung standen. 
Die Schulabgänger mit Hauptschulabschluss gingen von 2010 bis 2022 von 728 auf nur mehr 418 zurück, ein Rückgang um satte 42 Prozent. Bei den Realschülern wurde 2014 mit 1.531 Abgängerinnen und Abgängern der Peak erreicht. 2022 waren es nur noch 1.173 und damit 23 Prozent weniger.
Auch bei den Schulabgängern mit Hochschulreife ist ein Rückgang zu verzeichnen. Waren es 2010 noch 744 junge Menschen, die die Schule mit dem Abitur verließen, waren es 2022 nur noch 537 und damit 28 Prozent weniger. 
Im Vergleich der Schulabgängerzahlen aus den Jahren 2021 und 2022 fällt der starke Rückgang bei den Abiturienten auf. Während die Haupt- und Realschüler lediglich je einen Schüler bzw. eine Schülerin weniger als im Vorjahr verzeichnen, sind es bei den Schulabgängern mit Hochschulreife satte 64 bzw. 10,6 Prozent weniger.


Schulabschlüsse der Auszubildenden

Interessant ist die Entwicklung bei den Ausbildungsstartern mit einem Hauptschulabschluss. Lag diese Quote im Vergleich mit allen anderen Schulabschlüssen 2010 noch bei 30,5 Prozent, so halbierte sich diese bis 2021 annähernd auf lediglich 15,6 Prozent. Mit einer Quote von 19,1 Prozent wurde 2023 wiederum der höchste Wert seit zehn Jahren verzeichnet. Während die Quote bei den neuen Auszubildenden mit mittlerem Bildungsabschluss in einer leichten Wellenbewegung in der vergangenen Dekade annähernd gleich blieb, verzeichnet die bis dato ebenfalls relativ konstante Abiturientenquote (zwischen 29,0 und 30,9 Prozent) unter den Ausbildungsstartern 2023 einen deutlicheren Rückgang auf nur mehr 26,6 Prozent. Das ist der niedrigste Wert seit zehn Jahren.
In den technischen IHK-Berufen liegt der Anteil der Schulabgänger mit Realschulabschluss 2023 mit annähernd 57 Prozent um rund 10 Prozent höher als bei den kaufmännischen IHK-Berufen. Dies liegt insbesondere an den über die Jahre gestiegenen Anforderungen an Auszubildende in den Metall- und Elektroberufen aber auch an der steigenden Zahl an Fachinformatikern für Systemintegration. In diesen Berufen gilt der Realschulabschluss bei den Erwartungen der Unternehmen an die Bewerber auf Ausbildungsstellen inzwischen als obligatorisch. Der Anteil der Ausbildungsstarter mit Abitur unterscheidet sich hier um lediglich 1,3 Prozent zugunsten der kaufmännischen Berufe. Interessant ist hingegen die Quote bei den Auszubildenden mit einem Hauptschulabschluss. Hier liegt der Schluss nahe, diese müsste bei den technischen Berufen größer sein als bei den kaufmännischen. Dies ist aber nicht der Fall. Der Anteil der Auszubildenden mit einem Hauptschulabschluss liegt in den kaufmännischen Berufen bei 21,8 Prozent und damit um 5,3 Prozent höher als bei den technischen Berufen. Schulabgänger mit einem Hauptschulabschluss finden sich verstärkt im Einzelhandel, in der Logistik sowie in den Hotel- und Gaststättenberufen.
Der vollständige Report steht Ihnen als Download zur Verfügung.